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Falter
Raupe, Raupensack
Männchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe, Raupensack

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Geschlecht nicht bestimmt

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

Nach Hering 1957 kommen an Apfelbaum 2 Coleophora-Arten mit Pistolensäcken vor: Coleophora anatipennella und Coleophora currucipennella. Diese miniert nicht, sondern skelettiert das Blatt. Auch Coleophora anatipennella frisst im Frühjahr manchmal auf diese Weise. Die Säcke von Coleophora currucipennella haben aber 2 ohren- oder höckerförmige Anhänge am Rücken, die bei Coleophora anatipennella fehlen. (Text: Peter Buchner)

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Rosaceae:] Prunus spinosa (Schlehe)
  • [Rosaceae:] Prunus avium (Süß-Kirsche, Vogel-Kirsche)
  • [Rosaceae:] Prunus cerasifera (Kirschpflaume)
  • [Rosaceae:] Prunus sargentii (Scharlachkirsche) [Typenmaterial C. ringoniella]
  • [Rosaceae:] Crataegus monogyna (Eingriffeliger Weißdorn)
  • [Rosaceae:] Crataegus sp. (Weißdorn)
  • [Rosaceae:] Cotoneaster sp. (Zwergmispel)
  • [Rosaceae:] Malus domestica (Kultur-Apfel)
  • [Rosaceae:] Malus sylvestris (Wild-Apfel)
  • [Rosaceae:] Malus pumila (Johannisapfel) [Typenmaterial C. ringoniella]
  • [Rosaceae:] Pyrus communis (Garten-Birne)
  • [Rosaceae:] Sorbus aucuparia (Eberesche)
  • [Malvaceae:] Tilia sp. (Linde)
  • [Betulaceae:] Betula sp. ? (Birke ?)
  • [Betulaceae:] Carpinus betulus (Hainbuche)
  • [Betulaceae:] Corylus avellana (Gewöhnliche Hasel)
  • [Betulaceae:] Alnus glutinosa ? (Schwarz-Erle ?)
  • [Fagaceae:] Quercus sp. (Eiche)
  • [Fagaceae:] Castanea sativa (Edelkastanie)
  • [Cornaceae:] Cornus sanguinea ? (Blutroter Hartriegel ?)
  • [Salicaceae:] Salix sp. ? (Weide ?)
  • [Salicaceae:] Populus sp. ? (Pappel ?)

[bladmineerders.nl (abgefragt 13. Juni 2022)] bezeichnet die Art als "polyphagous on woody plants". Sortiert man die Liste nach Pflanzenfamilien ergeben sich: Rosaceae: Prunus spinosa, Prunus avium, Prunus cerasifera, Crataegus monogyna, Crataegus sp., Malus sylvestris, Pyrus communis, Sorbus aucuparia, Betulaceae: Betula sp., Carpinus betulus, Alnus glutinosa, Corylus avellana, Fagaceae: Quercus sp., Castanea sativa, Malvaceae: Tilia sp., Cornaceae: Cornus sanguinea und Salicaceae: Salix sp. Dann folgt der Vermerk: "In Britain the species is much less polyphagous, living only on Rosaceae (Emmet ao, 1996a)."

Bei Emmet et al. (1996: 263) heißt es zum Ei in Großbritannien konkret: "Laid singly on the underside of a leaf of a rosaceous tree, especially blackthorn (Prunus spinosa), wild cherry (P. avium), hawthorn (Crataegus spp.), apple (Malus spp.), pear (Pyrus communis) or rowan (Sorbus aucuparia; also on lime (Tilia spp.) (Stainton, 1853; 1859b; Hering, 1957, Langmaid & Emmet, pers. obs.)."

Auch auf dem europäischen Festland findet man die Raupen in aller Regel an Rosaceae, insbesondere Angaben zu Eichen und Hainbuchen scheinen aber gut abgesichert zu sein.

Kaltenbach (1856: 196) hatte gemeldet: "Holeophora Tiliella [sic!] Schk., (Ornix anatipennella Tr.), eine Sackraupe, welche nach Dr. Zinken im Frühlinge an Erlen, Kirschen, Pappeln, Schlehen, Birken etc. lebt, deren Blattfleisch sie plötzlich ausfrisst. Der Sack ist schwarz, etwas glänzend, sehr fest, pergamentartig, am Afterrande platt zusammengedrückt und mit einer breiten, schneckenförmig gebogenen, zweitheiligen Klappe versehen."

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Hübner (1796: 68): „Entenfederfärbige Schabe“, demnach kommt anatipennella von lat. anas = die Ente und penna = die Feder.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.2. Abweichende Schreibweisen

  • Coleophora anatipenella auct. [so z. B. in der Fauna Europaea und auch in der Erstbeschreibung]

Auch in dieser Bestimmungshilfe hieß die Art bis zum 13. April 2013 C. anatipenella. Obwohl der Name mit einem n in der Erstbeschreibung (Tafelbeschriftung) steht, ist die Schreibweise mit nn korrekt, wie uns P. Huemer (in litt.) wissen ließ: Stephens (1829) habe den Namen inkorrekt zu nn korrigiert. Da diese Schreibweise jedoch in Folge weitaus überwiegend verwendet wurde, sei Artikel 33.3.1. ICZN anzuwenden; ausführliche Begründung in Baldizzone & al. (2006), World Catalogue of Insects.

Am 25. März 2018 wurde der überaus selten erhaltene Text der Erstbeschreibung, von Hübner 1796 in nur wenigen Exemplaren publiziert, hier ergänzt. Daraus ergibt sich, dass anatipennella ebenfalls eine originale Schreibweise ist. Stephens (1829) hat somit den Namen nicht zu nn korrigiert, sondern die Schreibweise mit nn im Text Hübners als Erster Revidierender Autor ausgewählt. [Dass das durchaus im Sinne Hübners war, ergibt sich aus dem von Hübner gewählten deutschen Namen „Entenfederfärbige Schabe“, in dem ausdrücklich auf die Feder (penna) bezug genommen wird.]

(Autor: Jürgen Rodeland, Ergänzung Erwin Rennwald)

4.3. Andere Kombinationen

4.4. Synonyme

  • Coleophora bernoulliella (Goeze, 1783) sensu auct. (ob auch sensu Goeze, 1783?)
  • Coleophora tiliella Zeller, 1849
  • Coleophora ringoniella Oku, 1965

4.5. Nomenklatur

Was ist Tinea bernoulliella Goeze, 1783: 167-168 ? Sicher eine Coleophora, möglicherweise das, was später Coleophora anatipennella genannt wurde. Karsholt (1985: 30) jedenfalls formulierte: „(58) Coleophora anatipennella (Hübner, 1796) is a junior synonym of C. bernoulliella (Goeze, 1783). C. tiliella (Schrank, 1802) is yet another junior synonym (Zeller 1849).” Nicht alle sind diesem Vorschlag gefolgt, den er hat einen entscheidenden Haken: die Sache ist nicht eindeutig! Es gibt bei Goeze keinen Beleg, aus dem ein Lectotypus gewählt werden könnte, und die Festlegung eines Neotypus ist mit „Europa“ als Fundortangabe auch nicht gerade sinnvoll. Emmet (1996) kam daher zum Schluss, dass Tinea bernoulliella Goeze, 1783 als nomen dubium anzusehen sei und die hier gemeinte Art also weiterhin Coleophora anatipennella (Hübner, 1796) zu heißen habe. Seither werden in der Fachliteratur beide Namen parallel verwendet. Baldizzone (2019: 219) z.B. führt die Art weiterhin ohne Kommentar unter „Coleophora bernoulliella (Goeze, 1783)“. Die Begründung gibt es bei Baldizzone et al. (2006: 34-35) im „World Catalogue of Insects“: „Tinea anatipennella Hübner, 1796 was stated by Karsholt (1985: 30) to be a junior synonym of Tinea bernoulliella Goeze, 1783, an opinion, that was accepted by some recent authors (Vives 1988, 1992, Razowski 1990b, Huemer & Tarmann 1993, Baldizzone 1994a), but disputed by Emmet (1996a) who argued that Tinea bernoulliella Goeze cannot apply to this species and should be treated as a nomen dubium. Despite doubts about its correct identity it is preferable to synonymize it with anatipennella to avoid leaving an uninterpreted name.” Die Begründung ist etwas seltsam und wohl nicht ganz konform mit den Regeln des ICZN. Nomina dubia gibt es genug – da kommt es auf einen unklaren Namen mehr auch nicht an, zumal es ein weithin völlig ungebrauchter Name war, weil schon die Altvorderen nicht wussten, was Goeze eigentlich meinte.

Wir schließen uns im Lepiforum der Vorgehensweise von Aarvik et al. (2017: 88+164) in ihrer „Nordic-Baltic Checklist of Lepidoptera“ an, die „bernoulliella sensu auct.“ als Synonym zu Coleophora anatipennella stellen und begründen: „There is some disagreement about the nomenclature of the species known as either Coleophora bernoulliella (Goeze, 1783) or C. anatipennella (Hübner, 1796). According to Emmet (1996) the former cannot belong to this species, and we therefor use the latter name.” – Ole Karsholt ist Mitautor jener Zeilen!

(Autor: Erwin Rennwald)

4.6. Typenmaterial

C. ringoniella: Oku (1965: 120): “Holotype: ♂, Sapporo, Hokkaido, 18 VI, 1961, T. Oku leg. (host: Malus pumila). Paratypes: 1 ♂, 5 VI, 1956, and 2 ♂, 3 ♀, 17-22 VI, 1961, Sapporo, Hokkaido, T. Oku leg. (host: Malus spp.); 2 ♂, 27 VI-1 VII, 1960, Kamiyûbetsu, Hokkaido, T. Oku leg. (host: Malus pumila); 4 ♀, 18 VI-1 VII, 1962, and 1 ♂, 1 ♀, 14-16 VI, 1961, Sapporo, Hokkaido, T. Oku leg. (host: Prunus Sargentii).”

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.7. Literatur