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Falter
Raupe, Raupensack
Männchen
Weibchen
Männchen
Weibchen
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe, Raupensack

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Aster amellus (Kalk-Aster, Berg-Aster)
  • [Asteraceae:] Aster alpinus ? (Alpen-Aster ?)
  • [Asteraceae:] Solidago virgaurea (Echte Goldrute)

Baldizzone (1979) nannte die von ihm beschriebene Art Coleophora amellivora um damit daran zu erinnern, dass die Raupe an Aster amellus, der Kalk- oder Berg-Aster lebt. Dies gilt auch für den von Klimesch gesammelten Holotypus aus Naturns (Südtirol, Italien).

Als Baldizzone (1979) seine Coleophora amellivora beschrieb, nannte er gleich zwei viel verwendete Synonyme: "C. lineariella auct., nec Zeller (sensu Toll 1944, 1952 et Klimesch 1949)" und "C. calcariella auct., nec Chrétien (sensu Toll 1961 et Patzak 1974)".

Zeller (1849: 329-331) hatte in seiner Erstbeschreibung seiner "Coleophora lineariella FR. in lit." keine Angaben zur Biologie gemacht. Erst weit über hundert Jahre später sollte sich klären, dass er die gleiche Art 20 Seiten zuvor (Zeller (1849: 309)) schon einmal beschrieben hatte: als Coleophora nubivagella. Coleophora lineariella wurde dadurch zum Synonym. Da Zellers "Coleophora lineariella" nach der Beschreibung aber ein Gemisch mehrerer Arten darstellt, konnte sich jeder heraussuchen, was er damit meinte. So wurde der Name hundert Jahre nach Zeller fast durchgängig als das interpretiert, was Baldizzone noch einmal 3 Jahrzehnte später als Coleophora amellivora beschrieb.

Hierher gehört also z.B. die Angabe von Schütze (1931) zu "Coleophora lineariella": "An den Wurzelblättern von Solidago, Aster amellus und Aster linosyris. Mine lang, geschlängelt, oft weit vom Sacke entfernt, der in der Nähe des Blattstiels angesponnen ist. Röhrensack zylindrisch, braungrau. Raupe überwintert erwachsen (Sorhagen)."

Klimesch (1949) - ebenfals unter dem Namen "Coleophora lineariella" - erklärt: "Die Entwicklung der Raupe, über die bereits von mir in dieser Zeitschrift (XXIV, 1939, p. 6) ausführlicher berichtet wurde, vollzieht sich, kurz geschildert, in folgender Weise. In ihren ersten Lebenstagen erzeugt die Raupe eine kurze Gangmine, aus der bald ein ovales Blattstück ausgeschnitten und als Sack benützt wird. Dieser Sack, der jeweils auf der Blattunterseite nahe der Hauptrippe angeheftet und im Laufe der Entwicklung von der Raupe mehrmals gewechselt wird, ist im letzten Stadium zirka 10—12 mm lang, röhrenförmig, dreiklappig, bräunlichgrau, mit mehr oder minder langen steifen Haaren der Futterpflanze (Aster amellus) besetzt. Die Mine ist, besonders bei der jungen Raupe, oft sehr verästelt und lang, da ja die Raupe beim Fraß den Sack ganz verläßt und weit ins Blatt eindringt. Sie entwickelt sich im Laufe des Herbstes und überwintert erwachsen, ohne im Frühjahr nochmals Nahrung zu sich zu nehmen. Die Imago erscheint schon bald, meist in der zweiten Hälfte April—Mai und fliegt bis Juni. Rößler (29) erwähnt als Nahrungspflanze auch Chrysocoma linosyris. Hier liegt aber wohl eine Verwechslung mit der ähnlichen, aber nicht näher verwandten C. chrysocomae (Eppelsheim i. litt.) M. Her. vor (14). Ganz allgemein werden auch verschiedene Compositen angegeben (Höfner, 18), ja sogar Prunella. Es scheint sich bei diesen Angaben jedoch um bloße Vermutungen zu handeln. [...] In der norddeutschen Tiefebene und in Südschweden, wo Aster amellus fehlt, wird lineariella an Solidago virgaurea gefunden (2, 3, 31)." Bei ähnlich aussehenden Säcken an Aster tripolium vom Neusiedler See und von Aster alpinus in der Gamsgrube im Großglockner-Gebiet (2400 m) gelang Klimesch jeweils keine Zucht zum Falter.

Hering (1957: 133) formulierte dann zu "Coleophora lineariella": "im Norden an Solidago, im Süden an A. alpinus L., amellus L. Nach Klimesch an Aster tripolium L. eine abweichende Subspecies der Art."

Baldizzone (1979: 114) nannte in seiner Erstbeschreibung der C. amellivora Aster amellus als einzige Nahrungspflanze. Baldizzone (2019: 488) formuliert hingegen: "Piante nutrici: Aster amellus, A. alpinus, Solidago spp. (Asteraceae)." Da der Falter in Schweden, FinnlandEstland und Lettland in Regionen ohne Aster amellus vorkommt, muss die Art dort wohl tatsächlich an Solidago virgaurea leben. Sichere Angaben zu Aster alpinus sind mir hingegen noch nicht bekannt.

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Taxonomie

Baldizzone (1979) nannte die von ihm beschriebene Art Coleophora amellivora um damit daran zu erinnern, dass die Raupe an Aster amellus, der Kalk- oder Berg-Aster lebt. Doch warum war es 1979 überhaupt noch nötig, die Art zu beschreiben? Ja: Weil sie bis dahin meist unter dem Namen "Coleophora lineariella Zeller, 1849" geführt und damit fehlinterpretiert wurde. Das gilt auch noch für Klimesch (1949: 56), der selbst feststellte, dass schon Zeller (1849) unter diesem Namen verschiedene Arten zusammengefasst haben muss und der erwartete, dass in Zellers Sammlung verschiedene Arten unter diesem Bestimmungsetikett vereinigt sein müssten. Er interpretierte dann frei, was Zeller eigentlich gemeint haben könnte, schaute aber nicht in der Sammlung selbst nach, legte also auch keinen Lectotypus vor. Sein Vorgehen war durchaus sinnvoll, aber es entspricht eben nicht den jetzt gültigen Nomenklaturregeln des ICZN: "Die ältesten Angaben über lineariella aus Zellers Zeiten lassen darauf schließen, daß bereits damals diese Art mit anderen (vor allem fulvosquamella) vermischt wurde. Es ist auch anzunehmen, daß sich in Zellers Sammlung unter lineariella verschiedene Arten vorfinden werden. Darauf weist schon die in der Urbeschreibung angegebene Erscheinungszeit hin. Wenn wir uns heute trotzdem dazu entschließen, die Bezeichnung lineariella für eine bestimmte Art beizubehalten, so deshalb, weil wir bereits in der älteren Literatur einen sicheren Hinweis dafür besitzen, daß u. a. jene Art als lineariella angesehen wurde, deren Raupe in einem aus pflanzlicher Substanz gebauten Röhrensack im Herbst an Aster amellus lebt." Im Sinne der Stabilität lag Klimesch durchaus richtig, denn auch Schütze (131: 180) schrieb zu "Coleophora lineariella Zeller": "An den Wurzelblättern von Solidago, Aster amellus und Aster linosyris. Mine lang, geschlängelt, oft weit vom Sacke entfernt, der in der Nähe des Blattstiels angesponnen ist. Röhrensack zylindrisch, braungrau. Raupe überwintert erwachsen (Sorhagen)."

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Faunistik

Nach Bryner et al. (2004) kommt die Art in der Schweiz vor.

4.5. Typenmaterial

Baldizzone (1979: 114): « Holotype ♂ : Tyrol mer., Naturns p. Meran, e. l. Aster amellus, 27.V.1935, J. Klimesch leg. (PG 70 Toll), coll. Klimesch, Linz an der Donau.

Allotype ♀ : idem, 6.VI.1935 (PG 71 Toll) coll. Klimesch, Linz an der Donau. »

4.6. Literatur

  • Акулов, Е. Н. & Ю. И. Будашкин (2023): Новые находки молей-чехлоносок (Lepidoptera, Coleophoridae) на юге Сибири опланием двух новых видов. — Эитомологическое обозрение 102 (4): 674-693.
  • Erstbeschreibung: Baldizzone, G. (1979): Contributions à la connaissance des Coleophoridae, XIII. Les espèces de Coleophoridae décrites par Pierre Chrétien. — Alexanor 11 (3): 111-130, pl. XIV-XXXVII.
  • Baldizzone, G. (2019): Fauna d’Italia. Vol. LIII. Lepidoptera Coleophoridae. - XVII + 907 S.; Milano (Calderini).
  • Hering, E. M. (1957): Bestimmungstabellen der Blattminen von Europa einschließlich des Mittelmeerbeckens und der Kanarischen Inseln. Band 1-2: Bestimmungsschlüssel, 1185 S.; Band 3: Zeichnungen, 211 S.; 's-Gravenhage (Uitgeverij Dr. W. Junk).
  • Klimesch, J. (1949): Ueber die morphologischen und biologischen Unterschiede der Coleophora-Arten lineariella Z. und fulvosquamella H. S, (Lep. Coleophoridae). — Zeitschrift der Wiener Entomologischen Gesellschaft, 34: 55-66. [PDF auf zobodat.at]
  • Синёв, С. Ю. [ed.] (2019): Катапог чешуекрылых (Lepidoptera) России. Издание второе [Sinev, S. Yu. (ed.) (2019): Catalogue of the Lepidoptera of Russia. Second edition]: 1-448.
  • Zeller, P. C. (1849): Beitrag zur Kenntniss der Coleophoren. — Linnaea Entomologica. Zeitschrift herausgegeben von dem entomologischen Vereine in Stettin 4: 191-416. Berlin (E. S. Mittler und Sohn).