1. Falter
2. Kopula
3. Raupe
4. Fraßspuren und Befallsbild
5. Puppe
6. Diagnose
6.1. Männchen
6.2. Genitalien
6.2.1. Männchen
6.2.2. Weibchen
6.3. Erstbeschreibung
7. Biologie
7.1. Parasitoide
7.2. Nahrung der Raupe
- [Moraceae:] Ficus carica (Feigenbaum)
Die Raupe lebt offen bis leicht versteckt in einem schwachen Gespinst auf der Blattoberseite von Feigenblättern, deren Oberfläche sie benagt. Schon Millière [1876] formulierte nach seinen Beobachtungen in Südfrankreich zutreffend: "La chenille ronge la surface supérieure des feuilles de nos figuiers, sans jamais causer un dommage appréciable à ces grands arbres."
8. Weitere Informationen
8.1. Andere Kombinationen
- Tortrix nemorana Hübner, [1799] [Originalkombination]
8.2. Synonyme
- Asopia incisalis Treitschke, 1829
8.3. Faunistik
Der Feigen-Spreizflügelfalter ist in mediterranen Feigen-Kulturen weit verbreitet, richtet aber keine größeren Schäden an und wird daher kaum beachtet. Näheres hierzu z. B. bei [GOMEZ DE AIZPURUA 1997]. Mit dem verstärkten Anbau von Feigen in Gärten von Österreich, der Schweiz und Süddeutschland - vermutlich aber auch mit der Klimaerwärmung - dringt die Art langsam weiter nach Norden vor. Das nördlichste bekannte Vorkommen befindet sich derzeit in Neustadt a.d. Weinstraße (Rheinland-Pfalz).
Schweiz
Nach Sauter & Whitebread (2005) ist die Art in die Schweizer Lepidopterenfauna aufzunehmen. R. Bryner stellt eine ganze Reihe neuer Beobachtungen aus der Nordschweiz zusammen [Forumsbeitrag R. Bryner 27.8.2008]
Deutschland
Mit dem oben gezeigten Fund (Falter 3) von Gabriele Krumm (Raupe am 15. August 2006, e.l. 2.9.2006), dessen Determination von Rudolf Bryner per Genitaluntersuchung abgesichert wurde, kann das Fragezeichen für Deutschland in der Liste von Karsholt & Razowski (1996) gestrichen werden [Forumsbeitrag von Rudolf Bryner]. Die Art wurde am 28. August 2008 erneut im Kaiserstuhl bestätigt [Forumsbeitrag J. Hensle]
Am 15. Juni 2009 meldet F. Schamberger Raupenbefall an seinem Feigenbaum in seinem Garten in Bad Bellingen, also fast ganz im Süden der Oberrheinebene, zwischen den bekannten Fundstellen von Basel und Kaiserstuhl [Forumsbeitrag F. Schamberger] . Am 10. August folgte ein Raupenbild von noch weiter südlich, [Forumsbeitrag J. Hofer] aus Schallbach (zwischen Kandern und Weil am Rhein). Zwischen Basel und Kaiserstuhl dürfte die Art also "überall" zu finden sein, nördlich des Kaiserstuhls wurde sie zunächst vergeblich gesucht und scheint auch 2010 noch an den meisten Stellen zu fehlen.
Am 23. September 2010 gelang dann E. Blum der Erstnachweis für Rheinland-Pfalz [Lepiforumsbeitrag E. Blum 26. September 2010] in Neustadt a.d. Weinstraße-Gimmeldingen (siehe auch Falterfoto oben), also gut 150 km nördlich des Kaiserstuhls in einer warmen Weinbaugegend mit vielen Feigenbüschen in den Ortschaften.
M. Ochse [M. Ochse, Lepiforumsbeitrag 29. September 2013] teilt mit: "Der an Feigen lebende Choreutis nemorana (Feigen-Spreizflügelfalter) breitet sich in der Pfalz weiter aus. Deutliche Fraßbilder und Raupen wurden von mir am 22.9.2013 in Weisenheim am Berg (Foto) und am 29.9.2013 in Dirmstein (beides Landkreis Bad Dürkheim) festgestellt. Sicherlich ist die Art am Haardtrand bereits heute weit verbreitet." E. Blum [E. Blum, Lepiforumsbeitrag 2. Oktober 2013] ergänzt dazu: "ich habe den Eindruck, die Art breitet sich entlang der Weinstraße rasant aus. Fundpunkte bislang: Neustadt(Stadtmitte), Haardt, Gimmeldingen, Deidesheim (Feigengasse) und Forst."
Österreich
In einem Beitrag zur Fach-Gartenzeitschrift TASPO war zum 1.9.2009 zu lesen: "Wieder neuer Schädling an Feigen. Feigenbäume (Ficus carica) stehen seit Jahrzehnten im Weinbauklima in den Gärten und haben sich bisher - was den Pflanzenschutz betrifft - weitgehend unproblematisch gezeigt. Klagen gab es meist nur, wenn in schlechten Spätsommern die Feigen nicht richtig ausreifen konnten. Das könnte sich jetzt ändern. Mit dem Feigen-Spreizflügelfalter, Choreutis nemorana, ist ein potentieller Schädling aufgetaucht. Er wurde im August 2006 am Kaiserstuhl entdeckt, wird seit 2008 in der Schweiz und in Österreich gefunden und ist in diesem Jahr an vielen Feigenbäumen anzutreffen. Die gelben, schwarz gepunkteten kleinen Raupen verursachen zunächst eher unauffällige Fraßstellen auf der Blattoberseite einzelner Blattlappen. Diese werden dann später zusammengesponnen, im Inneren haben die Raupen einen geschützten Aufenthaltsplatz. Die lockeren Gespinste mit Kotkrümeln sind meist schon wieder leer, wenn man sie entdeckt. Zur Verpuppung spinnt sich die Raupe wieder in neue, noch unversehrte Blattteile ein. Mehr zu diesem neuen Schädling lesen Sie in der TASPO 35/09." [Ankündigung TASPO] . Leider werden in der Ankündigung keine Orte genannt. Vermutlich geht es hier vor allem um die Ausbreitung in Österreich (siehe Christian et al. 2008). Huemer (2013) konkretisiert: "Die exklusiv an Feigenblättern (Ficus carica) lebende Art wurde bereits 2006 im Großraum Wien an frei stehenden Feigenbäumen, 2008 auch Glashausmaterial in Spittal an der Drau (Christian et al., 2009) entdeckt. Nachfolgend wurde sie auch in Vorarlberg (Feldkirch-Gisingen) von einer im Freiland wachsenden Feige gezüchtet. Ein früherer Salzburger Beleg (Grödig, 30.6.1978, leg. Mairhuber) wurde hingegen als nicht autochthon eingestuft (Embacher et al., 2004)."
Belgien
Nach de Prins et al. (2014) ist die Art in Liège (Lüttich) in Belgien seit ihrem Erstfund im September 2009 fest etabliert.
Großbritannien
Nach de Prins et al. (2014) - zitiert nach Vossen (2015) - wurden im Londoner Hyde Park im Sommer 2014 zahlreiche Raupen von einem ausgepflanzten Feigenbaum gezüchtet - auch von der Folgegeneration gab es wieder Spuren.
Niederlande
Vossen (2015) meldet den Fang eines Falters am 5. September 2014 am Rande des Zentrums von Maastricht. Er hält den Falter für ein verschlepptes Exemplar.
Bulgarien
Vaneva-Gancheva meldet den Erstnachweis für Bulgarien aus der Region Plovdiv, und zwar gleich mit starkem Raupenbesatz: "On 30 September 2016, a damaged fig tree (Ficus carica L.) was noticed in Plovdiv region. The leaves looked skeletonized and whitened even from a distance. On the skeletonized leaves some caterpillars, pupae in white cocoons and many empty pupae in cocoons were remarked."
(Autor: Erwin Rennwald)
8.4. Literatur
- Christian, E., Deutsch, H. & P. Huemer (2008): Der Feigen-Spreizflügelfalter Choreutis nemorana (Hübner, 1799) setzt sich in Österreich fest (Lepidoptera: Choreutidae). — Beiträge zur Entomofaunistik 9: 178-180 [PDF auf zobodat.at].
- Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
- Gaedike, R. (2008): Nachträge und Korrekturen zu: Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Microlepidoptera). — Entomologische Nachrichten und Berichte 52 (1): 9-49.
- Erstbeschreibung: Hübner, J. [1796-1834]: Sammlung europäischer Schmetterlinge 7: pl. 1-53.
- Koçak, A. Ö. (1993): Traky anin ilkbahar lepidopterleri hakkinda faunistik notlar [Faunistical Notes on the Spring Lepidoptera of Turkey in Europe]. — CESA Miscellaneous Papers 17: 1-8. [Digitalisat auf archive.org]
- Millière, P. [1876] („1875“): Catalogue raisonné des lépidoptères des Alpes-Maritimes. Troisième et dernière partie. 251-455, pl. I-II. Cannes (H. Vidal).
- Prins, W. de, Baugnée, J.-Y., Georis, A., Spronck, Re. & Ra. Spronck (2014): Choreutis nemorana (Lepidoptera: Choreutidae) well established in Belgium. — Phegea 42(2): 29-32 [Digitalisat auf archive.org].
- Sauter, W. & S. Whitebread (2005): Die Schmetterlinge der Schweiz (Lepidoptera). 9. Nachtrag. — Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft, Bulletin de la Société Entomologique Suisse, 78 (1/2): 59-115. [Digitalisat auf e-periodica.ch]
- Vaneva-Gancheva, T.T. (2018): Choreutis nemorana (Hübner, 1799) (Lepidoptera: Choreutidae) – First record in Bulgaria. - [https://silvabalcanica.files.wordpress.com/2018/01/sb_1822017_4.pdf]
- Vossen, P. (2015): Korte mededelingen. Vijgenskeletteermot Choreutis nemorana (Lepidoptera: Choreutidae) nieuw voor Nederland. — Entomologische Berichten, 75 (3): 118. [PDF auf nev.nl]