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Falter
Kopula
Raupe
Fraßspuren und Befallsbild
Puppe
Männchen
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Parasitoide
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Kopula

1.3. Raupe

1.4. Fraßspuren und Befallsbild

1.5. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Parasitoide

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Moraceae:] Ficus carica (Feigenbaum)

Die Art ist ganz an Ficus carica gebunden. Die Raupe lebt offen bis leicht versteckt in einem schwachen Gespinst auf der Blattoberseite von Feigenblättern, deren Oberfläche sie benagt. Schon Millière ([1876]: 294) formulierte nach seinen Beobachtungen in Südfrankreich zutreffend: "La chenille ronge la surface supérieure des feuilles de nos figuiers, sans jamais causer un dommage appréciable à ces grands arbres."

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

Der Feigen-Spreizflügelfalter ist in mediterranen Feigen-Kulturen weit verbreitet, richtet aber keine größeren Schäden an und wird daher kaum beachtet. Näheres hierzu z. B. bei [GOMEZ DE AIZPURUA 1997]. Mit dem verstärkten Anbau von Feigen in Gärten von Österreich, der Schweiz und Süddeutschland - vermutlich aber auch mit der Klimaerwärmung - dringt die Art langsam weiter nach Norden vor. Das nördlichste bekannte Vorkommen befindet sich derzeit in Neustadt a.d. Weinstraße (Rheinland-Pfalz).

Schweiz: Nach Sauter & Whitebread (2005) ist die Art in die Schweizer Lepidopterenfauna aufzunehmen. R. Bryner stellt eine ganze Reihe neuer Beobachtungen aus der Nordschweiz zusammen [Forumsbeitrag R. Bryner 27.8.2008]

Deutschland: Mit dem oben gezeigten Fund (Falter 3) von Gabriele Krumm (Raupe am 15. August 2006, e.l. 2.9.2006), dessen Determination von Rudolf Bryner per Genitaluntersuchung abgesichert wurde, kann das Fragezeichen für Deutschland in der Liste von Karsholt & Razowski (1996) gestrichen werden [Forumsbeitrag von Rudolf Bryner]. Die Art wurde am 28. August 2008 erneut im Kaiserstuhl bestätigt [Forumsbeitrag J. Hensle]

Am 15. Juni 2009 meldet F. Schamberger Raupenbefall an seinem Feigenbaum in seinem Garten in Bad Bellingen, also fast ganz im Süden der Oberrheinebene, zwischen den bekannten Fundstellen von Basel und Kaiserstuhl [Forumsbeitrag F. Schamberger] . Am 10. August folgte ein Raupenbild von noch weiter südlich, [Forumsbeitrag J. Hofer] aus Schallbach (zwischen Kandern und Weil am Rhein). Zwischen Basel und Kaiserstuhl dürfte die Art also "überall" zu finden sein, nördlich des Kaiserstuhls wurde sie zunächst vergeblich gesucht und scheint auch 2010 noch an den meisten Stellen zu fehlen.

Am 23. September 2010 gelang dann E. Blum der Erstnachweis für Rheinland-Pfalz [Lepiforumsbeitrag E. Blum 26. September 2010] in Neustadt a.d. Weinstraße-Gimmeldingen (siehe auch Falterfoto oben), also gut 150 km nördlich des Kaiserstuhls in einer warmen Weinbaugegend mit vielen Feigenbüschen in den Ortschaften.

M. Ochse [M. Ochse, Lepiforumsbeitrag 29. September 2013] teilt mit: "Der an Feigen lebende Choreutis nemorana (Feigen-Spreizflügelfalter) breitet sich in der Pfalz weiter aus. Deutliche Fraßbilder und Raupen wurden von mir am 22.9.2013 in Weisenheim am Berg (Foto) und am 29.9.2013 in Dirmstein (beides Landkreis Bad Dürkheim) festgestellt. Sicherlich ist die Art am Haardtrand bereits heute weit verbreitet." E. Blum [E. Blum, Lepiforumsbeitrag 2. Oktober 2013] ergänzt dazu: "ich habe den Eindruck, die Art breitet sich entlang der Weinstraße rasant aus. Fundpunkte bislang: Neustadt(Stadtmitte), Haardt, Gimmeldingen, Deidesheim (Feigengasse) und Forst."

Im Lepiforum wurden inzwischen weitere Fund in Deutschland gemeldet [Beitrag im Forum2 und Folgebeiträge]: in Nordrhein-Westfalen in Bonn am 2. September 2021 (Schumacher (2022)) sowie im 2. Oktober 2021 (Jörg Siemers), in Rheinland-Pfalz in Mainz am 31. Juli 2022 (Uli Bastian) und im Kraichgau in Baden-Württemberg am 13. Juni 2022 Raupen sowie am 24. Juni 2022 Falter (Jutta und Uli Bastian).

Sobczyk (2023) berichtet über neuere Funde in Sachsen. Und nach den Ausführungen von Mey (2023) scheint die Art mittlerweile auch in und um Potsdam (Brandenburg) angekommen zu sein. Ausgangsbasis dort scheint der große Feigenbestand im Schloss Sansscouci zu sein, wo die Spuren bis 2019 zurückreichen und 2021 ein starker Befall festgestellt wurde.

Österreich: In einem Beitrag zur Fach-Gartenzeitschrift TASPO war zum 1.9.2009 zu lesen: "Wieder neuer Schädling an Feigen. Feigenbäume (Ficus carica) stehen seit Jahrzehnten im Weinbauklima in den Gärten und haben sich bisher - was den Pflanzenschutz betrifft - weitgehend unproblematisch gezeigt. Klagen gab es meist nur, wenn in schlechten Spätsommern die Feigen nicht richtig ausreifen konnten. Das könnte sich jetzt ändern. Mit dem Feigen-Spreizflügelfalter, Choreutis nemorana, ist ein potentieller Schädling aufgetaucht. Er wurde im August 2006 am Kaiserstuhl entdeckt, wird seit 2008 in der Schweiz und in Österreich gefunden und ist in diesem Jahr an vielen Feigenbäumen anzutreffen. Die gelben, schwarz gepunkteten kleinen Raupen verursachen zunächst eher unauffällige Fraßstellen auf der Blattoberseite einzelner Blattlappen. Diese werden dann später zusammengesponnen, im Inneren haben die Raupen einen geschützten Aufenthaltsplatz. Die lockeren Gespinste mit Kotkrümeln sind meist schon wieder leer, wenn man sie entdeckt. Zur Verpuppung spinnt sich die Raupe wieder in neue, noch unversehrte Blattteile ein. Mehr zu diesem neuen Schädling lesen Sie in der TASPO 35/09." [Ankündigung TASPO]. Leider werden in der Ankündigung keine Orte genannt. Vermutlich geht es hier vor allem um die Ausbreitung in Österreich (siehe Christian et al. 2008). Huemer (2013) konkretisiert: "Die exklusiv an Feigenblättern (Ficus carica) lebende Art wurde bereits 2006 im Großraum Wien an frei stehenden Feigenbäumen, 2008 auch Glashausmaterial in Spittal an der Drau (Christian et al., 2009) entdeckt. Nachfolgend wurde sie auch in Vorarlberg (Feldkirch-Gisingen) von einer im Freiland wachsenden Feige gezüchtet. Ein früherer Salzburger Beleg (Grödig, 30.6.1978, leg. Mairhuber) wurde hingegen als nicht autochthon eingestuft (Embacher et al., 2004)."

Belgien: Nach de Prins et al. (2014) ist die Art in Liège (Lüttich) in Belgien seit ihrem Erstfund im September 2009 fest etabliert.

Großbritannien: Nach de Prins & de Prins (2014) und de Prins et al. (2014) - zitiert nach Vossen (2015) - wurden im Londoner Hyde Park im Sommer 2014 zahlreiche Raupen von einem ausgepflanzten Feigenbaum gezüchtet - auch von der Folgegeneration gab es wieder Spuren.

Niederlande: Vossen (2015) meldet den Fang eines Falters am 5. September 2014 am Rande des Zentrums von Maastricht. Er hält den Falter für ein verschlepptes Exemplar.

Bulgarien: Vaneva-Gancheva meldet den Erstnachweis für Bulgarien aus der Region Plovdiv, und zwar gleich mit starkem Raupenbesatz: "On 30 September 2016, a damaged fig tree (Ficus carica L.) was noticed in Plovdiv region. The leaves looked skeletonized and whitened even from a distance. On the skeletonized leaves some caterpillars, pupae in white cocoons and many empty pupae in cocoons were remarked."

Kroatien: Šumpich (2013: 25) meldete zu Kroatien: "Pirovac env., Tisno, 28.iv.2002, 1 ♂, 13.–20.viii.2007, 1 ♂; Marušići, 3.–17.viii.2008, 1 ♂. Rarely distributed in southern and central Europe. The single Croatian record originates from Krk Island (Habeler, 1998)."

Slowakei: Lendel (2017) meldet Funde von 2015 und 2016 von Malacky, Centnúz ganz im Westen des Landes, dann aber auch von anderen Orten.

Griechenland: Nach eigenen Beobachtungen (E.R.) im September 2014 waren Raupen und die typischen Raupenspuren an Feigen-Blättern überall in den Ortschaften von Chalkidiki und Umgebung zu finden.

Serbien: Stojanović et al. (2020) berichten über eine Reihe von Fundorten in Serbien - wo die Art erstmals im Sommer 2019 festgestellt wurde.

Šumpich et al. (2023: 114) berichten über erste Falter und Raupen in Tschechien.

Interessanterweise war die Art in Tunesien anscheinend nicht bodenständig, sondern wurde dort erst 2009 entdeckt. Zouba (2010) berichtet: "In Tunisia, C. nemorana was observed for the first time on fig trees (Ficus carica) in the oasis of Tozeur during spring (April, 2009). This pest was later encountered in other locations of the Djerid such as Degache and Nafta. In August, 2010 C. nemorana was observed in a heavily infested fig orchard in Rjim-Maatoug (Nefzawa). Large population of adults may be observed, late in the afternoon, mostly in the shaded parts of the fig tree. Collected adult specimens were mostly females."

Amsel (1955: 126) hatte die Art aus Shaqlawa im Irak gemeldet.

(Autor: Erwin Rennwald & Annette von Scholley-Pfab)

4.4. Literatur

4.5. Informationen auf anderen Websites (externe Links)