Calle, J. A. (1982[1983]): Noctuidos españoles. – 430 S. (inkl. 56 Farbtafeln, 681 Karten, 681 Genitalzeichnungen); Boletín del servicio contra plagas e inspección fitopatológica, fuera de serie, 1: 1-430. Madrid.

Besprechung von Erwin Rennwald

Ein Werk über die Noctuiden Spaniens zu schreiben, war nicht ganz einfach. Hieran Kritik zu üben ist wesentlich leichter. Immerhin hatte es der Autor, wie sich am Ende seiner Arbeit herausstellte, mit 755 Arten zu tun, die allesamt besprochen sein wollten, für die es eine Verbreitungskarte geben sollte und die als Farbfoto vorgestellt werden sollten.

Da der gesamte Band insgesamt 430 Seiten umfasst, sind die Texte zu den Arten erwartungsgemäß knapp gehalten. Ein Text zu einer Art, die man in Mitteleuropa kennt, Hypena proboscidalis, soll als Beispiel gebracht werden: „Eurasiática, resulta, a veces, relativamente frecuente en la mitad septentrional de la Península Ibérica desde mayo hasta octubre, posiblemente representando dos generaciones. La oruga ha sido citado en Urtica, otras herbáceas. Los imagos han sido capturados con frecuencia en lugares ocultos y oscuros como es normal en las Hypena.“

Dass „oruga“ „Raupe“ heißt, wird man schnell merken, die Monatsnamen dürften auch keine Probleme machen und ein paar Brocken Spanisch sollte man sowieso mitbringen, wenn man in Spanien Urlaub macht. Die Verbreitungskarten sind z. T. Punktkarten, bei den häufigeren Arten werden die Provinzen gestrichelt markiert – hier sind keine Spanischkenntnisse erforderlich. Die insgesamt 56 Farbtafeln sind meist brauchbar, wenn auch aus heutiger Sicht sicher nicht optimal. Was insgesamt doch stört ist der rabenschwarze Hintergrund der Tafeln; z. T. bewirkt er einen Violettstich der weißen Flügelpartien; besonders krass: Earias vernana mit intensiv rosa Hinterflügeln ... Trotzdem: wer sich in Mitteleuropa schon etwas in die Noctuiden eingearbeitet hat, wird froh sein, am Leuchtabend in Spanien auf dieses Buch zurückgreifen zu können (zumindest mir ging das so). Zur Absicherung der Determination gesammelter Exemplare – und ohne geht das in vielen Fällen nicht – werden zu fast allen Arten einfache Strichzeichnungen der Genitalien vorgelegt. Der Anfänger, der sich während seinem Urlaub in die Nachtfalter einarbeiten möchte, ist hier sicherlich reichlich überfordert – aber das wäre er angesichts der Artenfülle auch mit jedem anderen Buch.

In „Wanderfalterjahren“ wie 2003 ist das Buch auch in Mitteleuropa ganz nützlich – man kann sich einfach ein Bild davon machen, wo es sich lohnen könnte, genauer hinzuschauen ...