1. Ssp. titania
2. Ssp. cypris
3. Ssp. bivina
4. Aberrationen
5. Kopula
6. Raupe
7. Puppe
8. Ei
9. Diagnose
9.1. Falter
Boloria titania kann vor allem mit anderen mittelgroßen und auf der Unterseite violett gefärbten Permuttfalterarten, wie Brenthis ino oder auch B. daphne verwechselt werden. Ein Detail der Hinterflügel, speziell der Unterseite ist bei B. titania jedoch sehr charakteristisch: Die typischen schwarzen Halbmonde am Flügelaußenrand der Perlmuttfalter sind bei dieser Art dreiecksförmig und sehr langgezogen. Sie verwachsen oft mit den anschließenden runden Flecken. Diese Zeichnung sieht somit wie eine Halmafigurenreihe aus.
9.2. Ähnliche Arten
9.3. Erstbeschreibung
13 Jahre später hierzu erschienene Abbildung
10. Biologie
10.1. Habitat
Der Natterwurz-Perlmuttfalter fliegt in regional unterschiedlichen Lebensräumen. In Nordeuropa, im Jura, dem Schwarzwald und gebietsweise auch in den Alpen, sind dies Feuchtwiesen und Niedermoore mit reichem Vorkommen der namensgebenden Natterwurz (Wiesenknöterich, Polygonum bistorta), die hier der Raupe als Nahrungspflanze dient. Anderswo in den Alpen ist sein Lebensraum teilweise deutlich trockener. Hier fliegt er auf breiten Waldwegen, Waldwiesen oder auch an Wald angrenzenden Viehweiden der Laub- und Nadelwaldzone. Der Wiesenknöterich kommt hier kaum vor, statt dessen frisst die Raupe hier an verschiedenen Veilchen-Arten (Viola-spp). Aus Südrussland ist beispielsweise das Wunder-Veilchen (Viola mirabilis) als Nahrungspflanze bekannt und aus den Ostalpen das Zweiblütige Veilchen (Viola biflora) und das Wald-Veilchen (V. reichenbachiana).
In Nordeuropa fliegt die Art im Flach- und Hügelland, in Mitteleuropa von etwa 600 bis 2000 m, in den Zentralalpen auch darüber bis zur Baumgrenze.
B. titania ist kein Glazialrelikt, wie oft fälschlich angegeben wird. Mitteleuropäische Glazialrelikte mussten in der Tundra des Hochwürms überleben. Die Art kommt aber in der alpinen Stufe der Alpen ebenso wenig vor wie in der Tundra Nordeuropas, sondern ist in bewaldeten Gebieten beheimatet. Solche Arten sind erst nacheiszeitlich mit beginnender Wiederbewaldung wieder in Mitteleuropa heimisch geworden. Sie können als Postglazialrelikt bezeichnet werden.
10.2. Lebensweise
Die Flugzeit beginnt meist Ende Juni oder Anfang Juli, in tieferen Lagen auch schon Anfang Juni und dauert bis Anfang/Mitte August. Das ♀ legt die Eier an die Nahrungspflanze oder an dürre Pflanzenteile in der Nähe. Die Raupe überwintert fertig entwickelt im Ei, schlüpft teilweise auch noch im Sommer, überwintert dann aber ohne Nahrungsaufnahme. Erst im nächsten Frühjahr beginnt sie zu fressen und verpuppt sich im Juni.
10.3. Prädatoren
11. Weitere Informationen
11.1. Etymologie (Namenserklärung)
amathusia: „Beiname der Aphrodite.“
11.2. Andere Kombinationen
- Papilio titania Esper, 1781 [Originalkombination]
- Clossiana titania (Esper, 1781)
11.3. Synonyme
- Papilio amathusia Esper, 1783
11.4. Unterarten
- Boloria titania cypris Meigen, 1828
- Boloria titania bivina (Fruhstorfer, 1908)
11.5. Verbreitung
B. titania fliegt im Französischen Zentralmassiv, im Jura, dem Hochschwarzwald und Mittleren Schwarzwald, den Alpen und dem nördlichen Alpenvorland, der Hohen Tatra, den Ostkarpaten, und den Bergen der westlichen Balkanhalbinsel von Bosnien bis Albanien. Ferner tritt sie von Lettland, Estland und Südfinnland über Russland durch Südsibirien bis nach Sachalin und Nordkorea auf. Entgegen zahlreicher Literaturangaben fehlt die Art in Nordamerika. Im Zentralmassiv, den französischen wie Cottischen Alpen fliegt die ssp. titania. Östlich hieran schließt sich vom Jura und Schwarzwald über die Alpen bis zum Balkan die ssp. cypris an. Bei dieser tragen die ♂ ♂ eine leuchtendere braune Grundfarbe und eine ausgedehntere schwarze Zeichnung. Bei der von Finnland und dem Baltikum an ostwärts verbreiteten ssp. bivina ist die Grundfarbe hingegen deutlich blasser, die dunkle Zeichnung reduziert.
(Autor: Jürgen Hensle)
11.6. Publikationsjahr der Erstbeschreibung
Wir folgen den Angaben von Heppner (1981). Auf zwei Druckfehler oder Irrtümer sei hier hingewiesen:
- Heppners oberste Tabelle auf Seite 252 ist mit “Fortsetzung (Band II)” überschrieben; korrekt wäre “Fortsetzung (Band I)”.
- Heft 2 dieser Fortsetzung, das aus den Bögen F-J besteht, enthält die Seiten 41-68 und nicht, wie von Heppner angegeben, 37-68.
Heppner (1981: 251) schreibt über die Schwierigkeiten der Datierung von Espers „Die Schmetterlinge in Abbildungen ...“: “The issuance of Esper's work is an entomologist's and a librarian's nightmare of confusion: the work was issued in “Bogen” (or signatures) covering 37 “Hefte” (or booklets) in “Theile” (or parts) 1 to 4; another 10 Hefte in Theil 5; Hefte 48–54 and 49–54 in “Abschnitt” (or section) 1 and 2, respectively, of the second “Band” (or volume) of Theil 4; and another 32 Hefte as “Fortsetzung” (or continuation) and “Supplement” to Theile 1 to 3; a total of 2591 pages of text together with 438 plates issued at various dates with this confusion of Hefte, Theile, Bände, and Abschnitte!”
(Autor: Jürgen Rodeland)
11.7. Literatur
- Ebert & Rennwald (1991a) (= Ebert 1), 481-487
- Ebert (2005) (= Ebert 10), 18-19
- Erstbeschreibung: Esper, J. C. (1781): Fortsetzung der europäischen Schmetterlinge. II. Heft. Tab. LVII – LXII. Bögen F bis J: 41-68, pl. LVII-LXII. Erlangen (Wolfgang Walther).
- Hensle, J. (2002): Ein Land starrend von Wäldern? Die Verbreitung der Tagfalter im eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Mitteleuropa. — Atalanta 33: 213-223. [PDF auf zobodat.at]
- Heppner, J. B. (1981): The dates of E. J. C. Esper's Die Schmetterlinge in Abbildungen ... 1776–[1830]. — Archives of Natural History 10 (2): 251–254.
- Lukhtanov, V & A. Lukhtanov (1994): Herbipoliana Band 3: Die Tagfalter Nordwestasiens. 1-440.- Verlag Dr. Ulf Eitschberger, Marktleuthen.
- Opler, P. A., H. Pavulaan & S. E. Stanford (Koordinatoren) (1995): Butterflies of North America. Jamestown, Nd: Northern Prairie Wildlife Research Center Homepage. [http://www.butterfliesandmoths.org]
- Schweizerischer Bund Für Naturschutz [Hrsg.] (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten – Gefährdung – Schutz. — XI + 516 S. (hier 210-211), Egg/ZH (Fotorotar AG).