1. Falter
2. Balz
3. Kopula
4. Eiablage
7. Ei
8. Diagnose
8.1. Falter
Beim Senfweißling – besser Tintenfleckweißling genannt – haben wir es mit einer Besonderheit zu tun. Wie erst 1988 entdeckt wurde, handelte es sich hierbei um (zunächst) zwei verschiedene, jedoch äußerlich nicht zu unterscheidende Arten. Die beiden Arten sind in keinem Stadium - vielleicht mit Ausnahmen der Puppen - habituell unterscheidbar. Eine zuverlässige Trennung der Imagines ist nur anhand der Genitalien möglich; regional können die Falter mitunter "vorsortiert" werden. 2011 wurde "L. reali" näher untersucht und es stellte sich heraus, dass sich unter diesem Namen wohl zwei genetisch verschiedene Arten verbergen, von denen die eine (L. reali) ein recht enges Verbreitungsgebiet von den Pyrenäen bis Italien hat, die andere (L. juvernica) ein sehr viel größeres, das auch ganz Mitteleuropa einschließt. Näheres siehe unter Taxonomie auf der Artseite von Leptidea juvernica.
Dahingegen besteht in Mitteleuropa kaum Verwechslungsgefahr mit weiteren Arten. Lediglich vom östlichen Österreich an ostwärts bis Japan tritt noch der sehr ähnliche Leptidea morsei auf. Bei diesem trägt der Außenrand des Vorderflügels unterhalb der Spitze einen deutlicheren Vorsprung. In Südostfrankreich und vom Südbalkan an östlich lebt der ebenfalls sehr ähnliche L. duponcheli. Bei dieser Art sind die Fühlerkolben stets schwarz. Bei den drei anderen Arten hingegen sind sie an der Unterseite weiß.
8.2. Ähnliche Arten
9. Biologie
9.1. Habitat
Alle drei Arten sind Bewohner offener Landschaften. Sie können auf Wiesen, Weiden, an Waldrändern und auf breiten, sonnigen Waldwegen gefunden werden. In den Alpen steigen sie vereinzelt bis etwa 1900 m, in Südeuropa und Asien bis 2200 m, bleiben aber zumeist unter der Waldgrenze. Vermutete Unterschiede in der Wahl des Lebensraums ließen sich nicht bestätigen; beide Arten fliegen oftmals gemeinsam am selben Ort.
9.2. Lebensweise
Die Falter fliegen in warmen Lagen in drei Generationen. Die erste schlüpft je nach Lokalklima ab Ende März und fliegt je nach Witterungsverlauf des Frühjahrs bis Ende Mai oder Juni. Die zweite schließt sich im Juni/Juli an und die dritte im August/September. Nach Norden und ins Gebirge zu verschiebt sich der Start der 1. Generation immer mehr in Richtung Mai oder gar Juni. Dort werden dann nur noch zwei Generationen ausgebildet. In Nordeuropa und höheren Lagen der Gebirge schließlich nur noch eine Generation, die von Juni bis August fliegt.
Der deutsche Artname führt in die Irre. Der Senfweißling hat mit Senf nichts zu tun. Allenfalls kann es selten einmal vorkommen, dass der Falter an Ackersenf (Sinapis arvensis) saugt. Die Raupe lebt vorzugsweise an Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis), aber auch an verwandten Arten, wie z. B. Wicke (Vicia spp.) und Hornklee (Lotus corniculatus). Die Puppe, die von der jeweils letzten Generation abstammt, überwintert.
Während der menschliche Beobachter die drei Senfweißlings-Arten nicht unterscheiden kann, können das die Falter sehr wohl. So wehren die ♀ ♀ der einen Art, sich nähernde ♂ ♂ der anderen energisch ab.
9.3. Prädatoren
10. Weitere Informationen
10.1. Verbreitung und Gefährdung
L. sinapis und (wahrscheinlich) auch L. juvernica sind in Mitteleuropa weit verbreitet, L. reali ist hingegen (vermutlich) auf einen kleinen Bereich von den spanischen und französischen Pyrenäen bis Italien beschränkt. Dabei hat es den Anschein, dass in vielen Gegenden Mitteleuropas Leptidea sinapis verschwindet und durch L. juvernica abgelöst wird (siehe z. B. die Artbesprechungen von Rennwald & Schmitz in Schulte et al. 2007). Da die ökologischen Ansprüche der drei Arten noch viel zu wenig bekannt sind, kann über die Gründe der Veränderung nur spekuliert werden.
(Autor: Erwin Rennwald)
10.2. Literatur
- Ebert & Rennwald (1991a) (= Ebert 1), 231-236
- Ebert (2005) (= Ebert 10), 41-42
- Mazel, R. (2012): Critères morphologiques de séparation des Leptidea sinapis L., L. realis Reissinger et L. juvernica Williams (Pieridae, Dismorphiinae). — Revue de l'Association Roussillonnaise d'Entomologie 21 (1): 1-9.
- Schulte, T., Eller, O., Niehuis, M. & E. Rennwald [Hrsg.] (2007): Die Tagfalter der Pfalz. – 2 Bde., 932 S.; (GNOR) Landau.
- Schweizerischer Bund Für Naturschutz [Hrsg.] (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten – Gefährdung – Schutz. — XI + 516 S. (hier 136-137), Egg/ZH (Fotorotar AG).