Version 39 / 42 vom 8. Februar 2024 um 0:29:22 von Erwin Rennwald
< 38 39 40 > Neueste Version anzeigen Alle Versionen
VorkommenLinks (0)Fundmeldungen
Länder:+10Kontinente:EU
Geschlecht nicht bestimmt
Erstbeschreibung
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Geschlecht nicht bestimmt

2.2. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Pentanema hirtum [= Inula hirta] (Rauhaariger Alant, Rauer Alant, Rauher Alant)

Nach derzeitiger Kenntnis scheint die Art ganz an den Rauhaarigen Alant gebunden zu sein, in dessen Blütenköpfen die Raupe lebt. Dies ist aber sicher nicht richtig, denn in den nordisch-baltischen Ländern - aus denen der Falter bekannt ist - fehlt jene Pflanze ganz. Und da Pentanema hirtum auch im Wertheimer Ried in Bayern (siehe Faunistik) fehlen dürfte, scheint die Raupe aber auch hier an einer anderen Pflanze leben zu können. Hier sind noch Fragen offen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Taxonomie

Die Abtrennung von A. martinii von Apodia bifractella war lange umstritten. Die Fauna Europaea (Fauna Europaea Web Service. Last update 22 December 2009. Version 2.1. Available online at [http://fauna.naturkundemuseum-berlin.de]) akzeptierte beide Taxa durchgehend als getrennte Arten, während im Nachtrag zum Deutschland-Katalog von Gaedike & Heinicke (1999) kurz und knapp zu lesen war: "3293 Apodia martinii Petry, 1911. Ist zu streichen, da die Art ein jüngeres Synonym zu 3292 A. bifractella (Duponchel, 1843) ist [Stübner]." Elsner, Huemer & Tokár (1999) führen martinii ohne Kommentar als Synonym von A. bifractella. Im Lepiforum wurde das Taxon bis zur endgültigen Klärung als Art mit umstrittenem Artstatus geführt.

Petry (1911) hatte seine Artbeschreibung bei nur geringfügigen morphologischen Unterschieden damit begründet, dass A. martinii im gleichen Gebiet an einer anderen Pflanze lebe (Inula hirta gegenüber Inula conyzae) und 4 Wochen früher fliege. Das wäre damit ein ähnlicher Fall wie bei Phengaris alcon / Ph. rebeli. Da A. bifractella aber auch von Inula helvetica und - zahlreich - von Pulicaria dysenterica bekannt ist, führt hier wohl nur eine genetische Studie mit Tieren aus verschiedenen Herkunftspflanzen zu einer endgültigen Klärung des taxonomischen Status.

Diese genetische Klärung gibt es mittlerweile, und sie fiel überraschend eindeutig und zu Gunsten der Artverschiedenheit aus. Huemer & Karsholt (2020: 128-129) können schreiben: "Apodia martinii. DNA barcodes of this species and A. bifractella with separate BINs (6.58% min. distance) fully support the species status for this long-disputed taxon. We therefore reinstate A. martinii sp. rev. as a valid species. Differences from A. bifractella in morphology, biology and distribution still need to be studied in detail."

4.2. Faunistik

Zunächst nur aus Deutschland bekannt - aber bisher überwiegend als Synonym zu A. bifractella gestellt, so auch jüngst von Gaedike et al. (2017). Angebliche Nachweise aus anderen Ländern (Österreich) bedürfen nach der Fauna Europaea (Fauna Europaea Web Service. Last update 22 December 2009. Version 2.1. Available online at [http://fauna.naturkundemuseum-berlin.de]) der Bestätigung. Doch mittlerweile gibt es hier Angaben aus fast allen nordisch-baltischen Ländern - wo A. bifractella fehlt - und aus Slowenien, so dass von einer weiteren Verbreitung auszugehen ist.

Nach Gaedike & Heinicke (1999) in Deutschland nur aus Thüringen bekannt (aktuell, d.h. nach 1980).

Huemer (2013: 214) kommentiert: „Da einerseits der Artstatus von A. martinii umstritten ist und weiterer Klärung bedarf (Karsholt, 1995), andererseits aber auch die einzige Meldung aus Österreich nicht belegt ist (Huemer & Tarmann, 1993), findet das Taxon in der Checkliste keine Berücksichtigung.“

Nach der Klärung der genetischen Verschiedenheit der beiden Arten bestand hier erneut Klärungsbedarf bezüglich der Verbreitung von A. martinii. Wenn die Art streng an Pentanema hirtum gebunden ist, wäre sie in Deutschland vor allem an warmen Standorten in den Muschelkalkgebieten von Thüringen, über Hessen und Nordbayern bis ins nördliche Baden-Württemberg zu erwarten. Mit dieser Pflanze könnte sich aber auch im bayerischen Donautal mit Nebentälern zu finden sein oder in Teilen von Rheinland-Pfalz.

Tatsächlich können Haslberger et al. (2020: 83-84) über 2 aktuelle, weit auseinander liegende, durch Barcoding abgesicherte Angaben aus dem mittleren und nördlichen Bayern berichten: "TS: Wertingen, NSG Wertinger Ried, 4 Ex. 5.7.2011, BC ZSM Lep 70869 (HEINDEL). Neu für Schwaben (Donauried) (●). SL: Eußenheim, Aschfeld, 2.7.2014, BC ZSM Lep 87191 (leg. DOCZKAL, det. HAUSMANN, coll. ZSM). Neu für Unterfranken und das Schichtstufenland (●)." Jene Autoren erklären: "Da früher üblicherweise unter der Schwesterart A. bifractella (DUPONCHEL, 1843) subsummiert, sind bisherige Angaben zu Apodia aus Bayern grundsätzlich kritisch zu hinterfragen bzw. überprüfen. A. martinii ist aufgrund der bisherigen Datenlage bei uns offenbar sehr viel lokaler und seltener als die ohnehin nicht häufige A. bifractella, und derzeit in nur zwei Einzelexemplaren bekannt; wir vermuten noch weitere Verbreitung in Unterfranken, was aber erst noch zu zeigen wäre. [...] Zusatzanmerkung: Die in der Checkliste dargestellten Verbreitungsangaben zu A. bifractella (HASLBERGER & SEGERER 2016: 72, BY-Nr. 1037) werden durch diese neuen Erkenntnisse nicht berührt und sind nach wie vor stimmig. A. bifractella ist demnach weiter verbreitet als A. martinii und bisher aus folgenden bayerischen Naturräumen sicher belegt (rezente, durch DNA Barcoding abgesicherte Funde) (●): AVA: Berchtesgadener Alpen; TS: Schotterebene und Unteres Isartal; SL: Mittlere Frankenalb und Ries."

(Autor: Erwin Rennwald)

4.3. Literatur