1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
Die Determination der Pseudatemelia-Arten [jetzt Agnoea-Arten] ist nicht einfach und gelingt mehrheitlich nur über eine Untersuchung der Genitalstrukturen. Bei den Männchen führt dies meistens zu einer eindeutigen Zuordnung. Einzig Pseudatemelia josephinae [jetzt Agnoea josephinae] und P. elsae [jetzt Agnoea elsae] bieten da vielleicht einige Schwierigkeiten. Bei den Weibchen dagegen ermöglicht auch eine GU nicht immer eine hieb- und stichfeste Aussage. (Rudolf Bryner)
Die Ausbildung der dunklen Flecken auf den Vorderflügeln ist bei P. josephinae [jetzt Agnoea josephinae] variabel. Auch die Grundfärbung variiert von grau und graubraun bis gelbgrau. Im Vergleich zu den anderen Arten hat P. josephinae auffallend lange Labialpalpen. (Rudolf Bryner)
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Genitalien
2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen
Svensson (1982: 296) weist auf eine Verwechslung von Genitalabbildungen hin: “When describing josephinae, Toll (1955) [recte: 1956, Anm. Red. Lepiforum] figures the genitalia of P. elsae n.sp. Luckily, both the ♂ holotype and the allotype of josephinae are conspecific and belong to the common species generally known as josephinae and widely distributed in northern Europe (e.g. Jäckh 1959).”
3. Biologie
Pseudatemelia josephinae [jetzt Agnoea josephinae] ist im Schweizer Jura und Mittelland die am weitesten verbreitete und häufigste Art. Sie ist ein Tier des Hochsommers und fliegt ab Ende Juni mit Schwerpunkt im Juli sowie vereinzelten Tieren noch bis Anfang September. Sie bevölkert die unterschiedlichsten Wälder (trockene Eichenwälder, Laub- und Auwälder, montane Nadelwälder, Hochmoorwälder). (Rudolf Bryner)
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
Toll (1956: 185): „[...] zu Ehren meiner Frau, die treu viele Jahre immer Hilfsbereit [sic, groß geschrieben] an meiner Seite steht“.
4.2. Andere Kombinationen
- Tubuliferola josephinae Toll, 1956 [Originalkombination]
- Pseudatemelia josephinae (Toll, 1956) [übliche Kombination bis 2014]
4.3. Typenmaterial
Sinev & Lvovsky (2014) schreiben: "Types in the Institute of Systematics and Evolution of Animals, Krakow (Poland).".
4.4. Taxonomie
Corley (2014) weist bei seiner Erstbeschreibung seiner Agnoea nonscriptella darauf hin, dass Sinev & Lvovsky (2014) alle Arten der bisherigen Gattung Pseudatemelia zu Agnoea stellen. Schon zuvor hatten Heikkilä & Kaila (2010) die Gattungen Pseudatemelia und Amphisbatis zu den Lypusidae (innerhalb der Gelechioidea) gestellt.
Walsingham (1901) beschrieb eine "Blastobasis (?) evanescens sp. n." aus Korsika. In seiner Übersicht der Blastobasidae in Walsingham (1907-1908) stellte er die Gattung Agnoea mit Agnoea evanescens als Typus (und einziger bekannter Art) vor. Nach Sinev & Lvovsky (2014) stellte Nel (2012) bei der Untersuchung der Typen beider Taxa Konspezifität von Agnoea evanescens mit der ebenfalls von Korsika beschriebenen Oecophora fuscifrontella Constant, 1884 fest. Diese war längst in die Gattung Pseudatemelia überführt worden, hieß also Pseudatemelia fuscifrontella (Constant, 1884). Nach Sinev & Lvovsky (2014) wurde die Gattung Pseudatemelia aber erst 1910 mit der Beschreibung von Pseudatemelia aeneella Rebel, 1910 aufgestellt, also deutlich nach der Beschreibung der Gattung Agnoea. Sie begründen, warum sie Pseudatemelia fuscifrontella (= Agnoea evanescens) und Pseudatemelia aeneella für Angehörige der gleichen Gattung halten. Dies hatte zur Konsequenz, dass die Gattung Pseudatemelia aufzulösen und alle ihr bisher zugeordneten Arten in die Gattung Agnoea zu überführen waren. Diesen Schritt gingen die Autoren dann auch Art für Art durch.
4.5. Faunistik
Locus typicus nach Toll (1956: 187): „Polen, Kreis Cieszyn, Ustroń, Berg Równica, 750 m“ [Holoypus]. Die Paratypen stammen von mehreren polnischen Fundorten sowie aus „Deutschland, Umgegend von Berlin, Finkenkrug“; „Jugoslawien, Oberkrain, Veldes“; „Frankreich, Elsass, Haguenau“.
Die Art ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz in den meisten Bundesländern bzw. Kantonen nachgewiesen und auch in West-, Nord- und Osteuropa weit verbreitet. Im Mediterranraum scheint sie hingegen zu fehlen.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.6. Literatur
- Corley, M. (2014): Five new species of microlepidoptera from Portugal. — Entomologist’s Record and Journal of Variation 126: 229 - 243.
- Heikkilä, M. & L. Kaila (2010): Reassessment of the enigmatic Lepidopteran Family Lypusidae (Lepidoptera: Tineoidea; Gelechioidea). - Systematic Entomology (2010), 35: 71–89. [erste Seite auf readcube.com]
- Nel, J. (2012): Blastobasis evanescens Walsingham, 1901, synonyme junior de Pseudatemelia fuscifrontella (Constant, 1885) (Lep. Lypusidae). — Oreina 20: 20–21. [PDF auf oreina.org]
- Sinev, S.Yu. & A.L. Lvovsky (2014): Taxonomical status and species composition of the little known genus Agnoea Walsingham, 1907 (Lepidoptera: Gelechioidea: Lypusidae). Таксономический статус и видовой состав малоизвестного рода Agnoea Walsingham, 1907 (Lepidoptera: Gelechioidea: Lypusidae). — Zoosystematica Rossica 23 (1): 137-144 [PDF auf zin.ru/journals].
- Svensson, I. (1982): Four new species of Microlepidoptera from northern Europe. — Entomologica scandinavica 13 (3): 293-300 [Abstract auf ingentaconnect.com].
- Erstbeschreibung: Toll, S. (1956): Versuch einer natürlichen Gruppierung der europäischen Oecophoridae auf Grund des Baues der Genitalapparate, samt Beschreibung von zwei neuen Arten (Lepidoptera). — Annales zoologici 16 (13): 171-193, pl. XXI-XXVIII. Warszawa.
- Walsingham (1901): New Corsican and French Micro-Lepidoptera. — The Entomologist's Monthly Magazine 37: 177-184.
- Walsingham (1907) [der Band wurde 1908 publiziert, der Teil mit dem Beitrag laut Inhaltsverzeichnis aber schon am 29. Oktober 1907]: Descriptions of new North American Tineid Moths, with a generic table of the Family Blastobasidae. — Proceedings of the United States National Museum, 33: 197-228. [Scan auf biodiversitylibrary.org]