1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Genitalien
2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen
2.3. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
- [Pinaceae:] Picea abies (Fichte) [Jungwuchs, aber wohl nur ausnahmsweise]
Die Raupennahrung ist strenggenommen weiterhin noch fast unbekannt! Razowski (2001: 47) fasst das Wissen - oder eigentlich das Nicht-Wissen - zusammen: "B[latt](ve[rsponnen]), Wu[rzel]; polyphag an niedrigen Pflanzen besonders Poaceae (auch an Salix und Picea nachgewiesen, auch Moosen)"
Was nach vielen Beobachtungen klingt, beruht auf einer einzigen indirekten Meldung. Die Angabe zu Picea geht dabei auf Heddergott (1957) zurück, konkret dessen Aufsatz "Cnephasia argentana [...] als Schädling an Fichtenkulturen". In der Einleitung heißt es dort: "Ende Mai 1954 sandte ein Förster aus Siedlinghausen (Sauerland, Kreis Brilon) der Außenstelle Arnsberg des Pflanzenschutzamtes Münster ein Päckchen mit Fichtenzweigen, die durch braunschwarze Raupen versponnen und kahlgefressen waren. [...] Daher wurden die Raupen mit Fichte weitergefüttert. Sie verpuppten sich bald innerhalb ihrer Gespinste. Zu meiner Überraschung schlüpften nach etwa 2 Wochen die schönen, silberweiß glänzenden Falter von Cnephasia argentana Cl., einer bisher für Norddeutschland nur vereinzelt nachgewiesenen Tortricidenart mit noch unbekannter Biologie." Doch nicht nur die Fichte geht auf diesen Aufsatz zurück, sondern sehr wahrscheinlich auch die niedrigen Pflanzen, die Poaceae und auch Salix. Es heißt bei Heddergott (1957: 332) nämlich weiter: "Beim Besuch der innerhalb eines geschlossenen Waldgebietes zwischen den Bergen des Hochsauerlandes etwa 500 m ü.M. gelegenen Fundstelle zeigte sich, daß eine 1,5 ha große, von hohen Föhrenbeständen umgebene, neu angelegte Fichtenkultur kahlgefressen war. Tausende von C. argentana-Cl.-Raupen hatten die jungen Bäumchen mit dichten Gespinsten überzogen und völlig entnadelt. Da inzwischen aber durch eine gründliche Spritzung mit Parathion fast alle Raupen abgetötet waren und zusammengeschrumpft in den Gespinsten hingen, bestand keine Möglichkeit mehr, eingehendere biologische Untersuchungen vorzunehmen. Es wurden jedoch Ermittlungen über die frühere Nutzung der befallenen Fläche angestellt. Sie ergaben, daß es sich bei dem fraglichen Gebiet um kultivierte Heide handelte, die ihre erste Aufforstung von 55- bis 80jährigen Fichten trug. Die Lichtung, auf der die beobachtete Massenvermehrung einsetzte, wurde vorher als Wildacker genutzt und drei Jahre nicht gemäht. Stellenweise hatten sich neben der üppigen Vegetation von Gräsern und niederen Kräutern dichte Moospolster (vorwiegend Rhytiniadelphus squarrosus [recte: Rhytidiadelphus squarrosus] (L.) Warnst.) gebildet. Vor Anlage der Kultur war nicht umgebrochen worden. Man hatte im Herbst lediglich die Pflanzlöcher gehackt und Kalk gestreut. [...] Als im Mai gepflanzt wurde, war die Fläche besonders stark verunkrautet. Neben den typischen Lichtungsgräsern (Deschampsia caespitosa P.B., D. flexuosa Trin., Molinia caerulea Moench., Poa trivialis L. Agrostis vulgaris Withering) waren vor allem folgende Pflanzenarten stark vertreten: Luzula pilosa Willd., Salix caprea L., Salix repens, Urtica dioica [...]".
Damit wird klar, dass sich die Auflistung Razowskis zu fast hundert Prozent auf diese Arbeit bezieht, aus der strenggenommen nur abgeleitet werden kann, dass die Raupe zur Not kurz vor ihrer Verpuppung auch Fichten-Jungwuchs als Raupennahrung akzeptiert. Was die Raupe "normalerweise" frisst, bleibt weiterhin unbekannt. Dass die Raupe relativ polyphag ist und Wurzeln und untere Blätter von Gräsern und Kräutern frisst, bleibt aber weiterhin zu erwarten.
Doch Heddergott (1957) war nicht der Erste, der Angaben zur Raupennahrung dieser Art machte. Réal (1954: 52) hatte schon drei Jahre früher formuliert: "Chenille : sur Graminées (racines), Ranunculus, Sinapis, Lychnis, Convolvulus, Centaurées, Radiées. IV à VI." Die Beobachtungen stammen sicher nicht von ihm selbst, doch eine Quelle wird nicht genannt. Kennel (1910: 197) hatte noch früher formuliert: "Die Raupe soll an Graswurzeln leben." Nach abgesicherten Freiland-Funden klingt das alles nicht.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Phalaena argentana Clerck, 1759 [Originalkombination]
4.2. Synonyme
- Eana goiiana (Linnaeus, [1760])
- Eana govana (Linnaeus, 1767)
- Eana margaritalis (Hübner, 1796)
- Eana magnana (Hübner, 1811-13)
4.3. Literatur
- Erstbeschreibung: Clerck, C. (1759): Icones Insectorum rariorum Cum Nominibus eorum trivialibus, locisqve e C. LINNÆI Arch. R. et Eqv. Aur. Syst. Nat. allegatis. Sectio Prima: [8 unpaginierte Textseiten], pl. 1-16. Holmiae. — Digitalisat der Bibliothèque nationale de France: [pl. 11 mit fig. 14].
- Heddergott, H. (1957): Cnephasia argentana Cl. (lep., Tortricidae) als Schädling in Fichtenkulturen". — Zeitschrift für angewandte Entomologie, 40: 332-342. [Sekundärzitat nach der ersten Seite auf [Wiley online library]]
- Kennel, J. (1908-1921): Die Palaearktischen Tortriciden. Eine monographische Darstellung. — Zoologica, 21 (54): 1-546. [PDF auf zobodat.at]
- Pino-Pérez, J. J. & R. Pino-Pérez (2017): Eana argentana (Clerck, 1759) en la Sierra de Ancares, Lugo, Galicia (España) (Lepidoptera: Tortricidae). — SHILAP Revista de lepidopterología 45 (179): 369-372. [PDF auf redalyc.org]
- Razowski, J. (2001): Die Tortriciden (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas. Bestimmung - Verbreitung - Flugstandort - Lebensweise der Raupen. — 319 S.; Bratislava.
- Réal, P. (1954): Catalogue des espèces françaises du genre Cnephasia Curt. — Bulletin mensuel de la Société linnéenne de Lyon 23 (10): 51-62 [PDF auf linneenne-lyon.org].