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Falter
Raupe
Ei
Männchen
Weibchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

Anmerkung: ein bis zum 01.04.2015 hier gezeigtes Falterbild wurde nach Bestimmungskorrektur zu Ancylolomia palpella verschoben, am 16.02.2016 wurden die Bilder 11-15 von jener Art hierher verschoben.

1.2. Raupe

1.3. Ei

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Geschlecht nicht bestimmt

2.4. Genitalien

2.4.1. Männchen
2.4.2. Weibchen

2.5. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

„tentacula Taster.“

Spuler 2 (1910: 198L)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Faunistik

SwissLepTeam (2010) meldet die Art für die Schweiz aus dem Mittelland und dem Wallis, nach Literaturangaben auch aus dem Jura.

Nach Gaedike (2008) kommt die Art in Deutschland vor. Nuss (2012) schreibt dazu: "ein Einzelstück wurde am 15.1.1984 in Weiden gefunden, wobei es sich zweifelsfrei um ein eingeschlepptes Exemplar handelt, das ursprünglich als Ancylolomia palpella (Denis & Schiffermüller, 1775) fehldeterminiert wurde (Gaedike & Heinicke 1999, Pröse & Segerer 1999, Pröse 2005)". Mit "Weiden" war hier Weiden in der Oberpfalz (Bundesland Bayern) gemeint: [Forumsbeitrag Werner Wolf vom 26. August 2019].

Der August 2019 brachte drei Überraschungen aus dem Südschwarzwald: Am 1. August 2019 erhielt Iris Asal-Brunner beim Lichtfang einen frischen Falter in einem Hochmoor bei Ibach/Hotzenwald (Baden-Württemberg, Schwarzwald), dessen Bestimmung durch GU abgesichert wurde. Sie vermutete zunächst, dass er mit der Lichtfangeinrichtung aus Spanien eingeschleppt worden sein könnte [Forum]. Dann stieß sie im Lepiforum auf die beiden Anfragen von Bernhard Kleine, der am 8. August 2019 einen Falter von Ancylolomia tentaculella / palpella an seiner Lampe am Haus im Urseetal in Lenzkirch in 830 m Höhe fand [Forum] und zwei Tage später, am 10. August 2019 gleich noch einen Falter beim Lichtfang 2 km entfernt, wieder auf 830 m Höhe im Urseetal bei Lenzkirch [Forum]. Im Sommer 2020 hatte ich zunächst noch geschlossen: "Bei beiden Faltern von Lenzkirch ist eine Zuordnung zu A. tentaculella hochwahrscheinlich. Ibach und Lenzkirch liegen rund 30 km auseinander Bodenständigkeit in mittleren bis höheren Lagen im Südschwarzwald ist hiermit natürlich noch nicht bewiesen - die Beobachtungen sprechen aber doch für eine Einwanderung, so dass jetzt abzuwarten ist, ob sie mehrjährige Folgen hat. Bis dahin verwenden wir für Deutschland das Einzelfund-Symbol."

Und die Meldungen sollten kommen! Und überraschenderweise wieder aus 910 m Höhe im Urseetal bei Lenzkirch, diesmal am 27. Juli 2020 [Forumsbeitrag Bernhard Kleine vom 28. Juli 2020] [Forumsbeitrag Bernhard Kleine vom 3. August 2020]. Sollte es ausgerechnet hier (vorübergehende?) Bodenständigkeit geben? Der Lebensraum will jedenfalls noch so gar nicht in das Raster aus Südeuropa passen.

Genau einen Tag später gab es einen weiteren Fund in Deutschland, diesmal da, wo man ihn am ehesten erwarten würde. Rudi Schick (e-Mail 30. Juli 2020) schrieb mir dazu: "vorgestern (28.7.) habe ich am Ohrberg im Kaiserstuhl einen Lichtfang gemacht. Dabei kam eine (unterstelle ich mal aufgrund der Funde von Iris Asal und Bernhard Kleine 2019) Ancylolomia tentaculella ans Licht. Du überlegst ja im Lepiforum, ob die Art eingewandert ist und jetzt bodenständig wird/ist. Letzteres ist im Hotzenwald in 800 m Höhe bei so einer mediterranen Art eher unwahrscheinlich. Im Kaiserstuhl sieht das aber schon anders aus. Auch die Grißheimer Rheinaue könnte für eine Ansiedlung in Frage kommen. Ich kenne ja ihre Ansprüche außer mediterranem Klima ja nicht. Man wird das in den nächsten Jahren genau beobachten müssen. [...] Im Hotzenwald könnten das trotzdem Tiere gewesen sein, die gar nicht so weit geflogen sind. Man kennt das ja von anderen Arten, dass sie in der heißen Jahreszeit vom Rhein auf die Schwarzwald-Höhen fliegen."

Für diese Interpretation spricht sicher einiges - nur die Tatsache, dass es aus dem Kaiserstuhl und der gesamten Oberrheinebene bisher nur ein belegtes Exemplar gibt, aus dem Schwarzwald hingegen mehr und insbesondere von Lenzkirch auch aus zwei Folgejahren. Nach der Verbreitungskarte von Leraut (2012: 582) reicht das Vorkommen in Frankreich weit nach Norden. Und nach Slamka (2008: 101) besiedelt die Art in Sizilien offenes Grasland bis in 1200 m Höhe. Zudem wird die Art nicht nur im Südural gefunden, sondern dort auch noch etwas nördlicher. Eine Ansiedlung im Hotzenwald ist also nicht ohne weiteres auszuschließen. Aber Slamka (2008: 101) berichtet auch über einen Fund in England: "recorded as immigrant in SE England (1935, 1952)." Auf [ukmoths.org.uk, Stand 8. Oktober 2020] heißt es dazu: "A southern European species, this quite large and distinctive Crambid has only been recorded in Britain on a handful of occasions, all on the Kent or Essex coast."

Bezogen auf Deutschland müssen wir also noch abwarten, ob das jetzt zwei Einflüge hintereinander waren oder Spuren eines Einflugs in 2019, die sich bis 2020 hielten - oder aber, ob es zu einer längerfristigen Ansiedlung kommt. Wie in England könnten wieder lange Jahre bis zum nächsten Nachweis vergehen - oder aber die Art hat sich hier schon etabliert. Vor diesem Hintergrund belasse ich es vorerst noch beim Einzelfund-Symbol für Deutschland.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Literatur

  • Gaedike, R. (2008): Nachträge und Korrekturen zu: Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Microlepidoptera). — Entomologische Nachrichten und Berichte 52 (1): 9-49.
  • Erstbeschreibung (Abbildung): Hübner, J. [1796-1834]: Sammlung europäischer Schmetterlinge 8: pl. 1-71.
  • Erstbeschreibung (Text): Hübner, J. (1796): Der Sammlung europäischer Schmetterlinge achte Horde. Die Schaben; nach der Natur geordnet, beschrieben und vorgestellt: [1-12], 13-70, [71-78]. Augsburg (von dem Verfaßer).
  • Leraut, P. (2012): Moths of Europe. Volume 3. Zygaenids, Pyralids 1 and Brachodids. - 599 S.; Verrières-le-Buisson (N.A.P Editions).
  • Nuss, M. (2012 ["2011"]): Rote Liste und Gesamtartenliste der Zünslerfalter (Lepidoptera: Pyraloidea) Deutschlands. – In: Binot-Hafke, M., Balzer, S., Becker, N., Gruttke, H., Haupt, H., Hofbauer, N., Ludwig, G., Matzke-Hajek, G. & M. Strauch (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). — Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 327-370.
  • Slamka, F. (2008): Pyraloidea (Lepidoptera) of Europe, Volume 2. Identification - Distribution - Habitat - Biology. Crambinae & Schoenobiinae. - 223 S.; Bratislava (Eigenverlag František Slamka).
  • SwissLepTeam (2010): Die Schmetterlinge (Lepidoptera) der Schweiz: Eine kommentierte, systematisch-faunistische Liste. — Fauna Helvetica 25. Neuchâtel (CSCF & SEG).
  • Yepishin, V., Khalaim, Y. & S. Novytskyi (2024): The Pyraloidea of the Odesa region of Ukraine (Insecta: Lepidoptera). — SHILAP Revista de lepidopterología 52 (205): 115-141. [PDF auf shilap.org]