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Falter
Diagnose
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Ericaceae:] Rhododendron sp.

Die Raupe lebt in Knospen und Trieben von Rhododendron-Arten. Welche Art(en) in Nord-Italien betroffen waren, konnte oder wollte die EPPO (s.u.) nicht verraten.

4. Weitere Informationen

4.1. Faunistik

Butler (1881: 18) nennt "Tokei", also Tokio [Tokyo] (Japan) als locus typicus.

Tonton überraschte uns am 15. November 2018 mit seinem [Forumsbeitrag] zum Thema "Earias roseifera neu in Italien". Die ostasiatische Art (Japan, Taiwan) war nicht nur neu für Italien, sondern neu für Europa! Quelle für die Meldung war die französichsprachige Seite der [Organisation Europeenne et Mediterraneenne pour la Protection des Plantes] bzw. deren englischsprachiges Pendant der [European and Mediterranean Plant Protection Organization] kurz EPPO. Dort war dann zu lesen: "First report of Earias roseifera in Italy. The NPPO of Italy recently informed the EPPO Secretariat of the first record of Earias roseifera (Lepidoptera: Noctuidae) in Italy. In June 2018, a phytosanitary inspector collected larvae of an unknown pest actively feeding on azalea (Rhododendron sp.) shoots and buds, in a private garden near Como (Lombardia region). Specimens were sent to the diagnostic laboratory where the larvae were reared to the adult stage, and identified by morphological and molecular methods as Earias roseifera." Die Bestimmung wurde auch durch Barcoding abgesichert. Das interessante an der Meldung ist, dass die Raupen nicht durch einen Pflanzenschutzdienst beim Import entdeckt wurden, sondern erst im Freiland in einem privaten Garden in Nord-Italien. Und es war auch nicht eine einzelne Raupe - denn diese wäre dem Gartenbesitzer kaum als Problem aufgefallen. Offensichtlich gab es also wieder einmal eine Einschleppung faunenfremder Insekten durch Pflanzmaterial aus Ostasien. Die EPPO meldete weiter: "The situation will be monitored in Italy in order to collect more information about this insect species." - Es blieb also alles so geheim wie möglich: Kein Aufruf in einer Zeitung oder einem Online-Medium zur Meldung weiterer Raupen oder Schäden an Azaleen. Keine Anfrage an das Forum Entomologi Italiani oder gar ans Lepiforum mit der Bitte, weitere Meldungen zu sammeln ... Und über das angebliche Monitoring war selbstverständlich (Stand Ende November 2018) nichts mehr zu hören. Wieder einmal nur verpasste Chancen. Die Einschätzung der EPPO: "The pest status of Earias roseifera is officially declared as: Present in specific parts of the Member State, where host crop(s) are not grown, at low prevalence." Also: Alles nicht so schlimm!

Mehr Details zu den Erstfunden in Italien und zur Absicherung der Artbestimmung finden sich bei Taddei et al. (2019).

Blieb Earias roseifera also auf den einen Garten bei Como beschränkt? Mitnichten! 3 Tage nach unserer Warnmeldung im Forum antwortete Ladislaus Reser [Forumsbeitrag, 18. November 2018] aus der Schweiz: "Wir (Roland Thiebaud und ich persönlich) haben zwei wahrscheinlich solche Earias als Imago am Licht im Südtessin gefangen (5.5.2018 Agno und 30.9.2018 Ponte Tresa)." Und im [Beitrag vom 24. November 2018] meldete L. Reser dann: "Nun, ich kann es mit Sicherheit bestätigen: Die beiden, in der Südschweiz 2018 gefangenen, für das Land neuen Earias gehören zur südostasiatischen Art roseifera Butler 1881. Die auf Rhododendron lebenden Raupen sind anscheinend nach Norditalien (Como?) eingeschleppt worden, entweder 2018, oder schon früher. Offensichtlich entwickelte die Art in der Region im Jahr 2018 sogar eine zweite Generation. Weil sich viel zu wenige intensiv mit Nachtfaltern beschäftigen und auch in der Südschweiz nur sehr wenig gesammelt wird, haben wir über die Ausbreitung oder die derzeitige Häufigkeit von roseifera in dieser Region natürlich nicht die leiseste Ahnung. Es bleibt abzuwarten, ob sich die Art etablieren kann, was aber durchaus möglich zu sein scheint. Da sie auch in Südostasien expansiv zu sein scheint, ist in Europa sogar eine Weiterverbreitung zu erwarten."

Diese Einschätzung kann ich nur teilen! Die beiden schweizerischen Fundorte liegen knapp 10 km auseinander und jeweils ca. 25 km entfernt von Como. Sie reichen von Anfang Mai (Falter) über Juni (Raupen) bis Ende September (2. Falter-Generation). Da eine Einschleppung im Falterstadium praktisch ausgeschlossen werden kann, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Tiere als Ei oder Jungraupe nach Europa kamen und über den Pflanzenhandel verteilt wurden - spätestens im Frühling 2018, eher schon in 2017. Möglicherweise auch mehr als nur einmal.

Für eine mittlerweile erfolgte Etablierung in der Südschweiz sprechen erneute Falternachweise (3 Exemplare) durch Roland Thiebaud in Agno am 21. und 22. April 2019.

Hat die Art das Potenzial, die Rhododendren der süd- und mitteleuropäischen Gärten so nachhaltig zu schädigen, dass sie wie der Buchs aus den Gärten verbannt wird? Schon möglich, wir wissen das erst später. Hat die Art das Potenzial, zuvor von den Gärten auf Rhododendron-Arten in der Natur überzuspringen und sich dort zu etablieren oder gar Rhododendron-reiche Bestände völlig zu verändern? Denkbar - aber im Moment wissen wir das nicht. Die EPPO verrät nur: "Very little information is available from the scientific literature on E. roseifera". Wir müssen da also noch viel mehr Raupen mit Pflanzgut aus dem Fernen Osten einschleppen, damit wir dann später einmal so viel wissen wie über den Buchsbaumzünsler. Einen interessanten Hinweis gibt es aus Norwegen: Endrestøl (2017) meldet Graphocephala fennahi eine superbunte Zikade, die offensichtlich mit Pflanzgut von Rhododendron-Arten neu eingeschleppt wurde und diskutiert deren Auswirkungen auf den Rhododendron-Knospen befallenden Schlauchpilze Seifertia azaleae. Und dabei ist zu lesen: "Little is known of the possible role of other insects in spreading S. azaleae (e.g. bees as mentioned by Pirone 1978 or the moth Earias roseifera Butler, 1881 mentioned by Kaneko et al. 1988)." War das nicht auch die Kombination aus Pilzbefall und Raupenfraß, der den Buchs aus Europas Gärten fast vertrieben hat?

Die EPPO berichtet zur Gesamtverbreitung der Art: "It has been recorded in China, Japan, Korea (Republic of), Russia (Amur, Khabarovsk, Primorye) and Taiwan." Jetzt kommen also Nord-Italien und die Süd-Schweiz hinzu, wo die Art schon etabliert sein könnte.

Der erste Nachweis für Deutschland - konkret Nordrhein-Westfalen - gelang Sabine Willecke am 20. Januar 2022 in Bad Honnef ([Forumsbeitrag]). Die Fundumstände (Fund eines frischen Falters im Winter in der Wohnung - siehe Falterfoto oben) sprechen hier ganz klar für Einschleppung. Details konnten hier aber nicht geklärt werden. Die Verschleppung könnte im Gardasee-Gebiet ihren Ursprung haben, aber genausogut direkt in Japan.

Ich kann hier nur schreiben: Um weitere Meldungen aus Europa wird gebeten!

(Autor: Erwin Rennwald)

4.2. Literatur

4.3. Informationen auf anderen Websites (externe Links)