1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Raupe
2. Diagnose
2.1. Geschlecht nicht bestimmt
3. Biologie
3.1. Nahrung der Raupe
- [Oleaceae:] Phillyrea angustifolia (Schmalblättrige Steinlinde)
- [Oleaceae:] Phillyrea latifolia [= Phillyrea media, Phillyrea variabilis] (Breitblättrige Steinlinde)
2018 musste ich hier schreiben: "Noch unbekannt! Trotz der bisher vergeblichen Raupensuche an dieser Pflanze bleibt die Breitblättrige Steinlinde (Phillyrea latifolia) die wahrscheinlichste Raupennahrung dieses Falters."
Constant (1890: 8-9) lieferte eine ausführliche Beschreibung von Aussehen und vor allem Lebensweise der Raupe von Cacochroa permixtella in Südfrankreich. Hannemann (1997: 124) übersetzte und kürzte ein: "9. überwinternd bis 6. Miniert anfangs in den Blättern verschiedener Phillyrea-Arten (Steinlinde, Oleaceae), wie Ph. angustifolia L., Ph. latifolia L. und Ph. media (L.) Schneid. Die Mine erreicht nur eine Länge von zwei cm, ist mehr oder weniger bogig, oft gegabelt oder verzweigt. Später verläßt sie die Mine und lebt im Frühjahr zwischen jungen zusammengerollten Blättern und im Spätsommer zwischen zwei mit Seidenfäden verbundenen Blättern (Constant 1890, Ann. Soc. Ent. Fr. 6. [sic!] sér. 10: 8)." Wie sich erst 129 später herausstellen sollte kommt Cacochroa permixtella in Südfrankreich oder sonst wo im westlichen Europa gar nicht vor. Die Angaben gehören alle zu der erst 2018 beschriebenen Cacochroa rosetella Corley, 2018, die jetzt in eine eigene Gattung - Rosetea - gestellt wird. Auch die Raupenfunde an Phillyrea von J. Klimesch im Jahr 1939 bei Gravosa in Dalmatien gehören nicht - wie damals angenommen - zu C. permixtella, sondern ebenfalls zu R. rosetella. Gleiches gilt für eine Belegserie aus Algerien, zu der Corley & Ferreira (2019: 205) schreiben: "Philippeville [now Skikda], larvae on Phillyrea latifolia, 14.v.1904, 7 specimens emerged 5−18. vii.1904, Walsingham leg., M. Dale gen. preps ♂ and ♀(NHMUK).".
Die bei Corley & Ferreira (2019: 201) abgebildete auffällig schwarz-weiß gezeichnete und im Ganzen stark an eine Helcystogramma-Raupe (Gelechiidae) erinnernde "Designer-Raupe" scheint sehr langsam heranzuwachsen, zu überwintern und erst Ende Mai oder im Laufe des Juni ausgewachsen zu sein.
Auch Kirichenko & Gomboc (2023: 269) bilden die Raupe ab, außerdem die Mine.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
Corley (2018) begründet seine Namensgebung: "The epithet rosetella is in honour of my friend Jorge Rosete, diligent microlepidopterist, who collected the holotype."
4.2. Andere Kombinationen
- Cacochroa rosetella Corley, 2018 [Originalkombination]
4.3. Taxonomie
Am 18. Juli 2015 sammelte J. Rosete auf dem Beira Litoral, 2 km östlich von Ansião (Portugal), einen Falter, der äußerlich große Ähnlichkeit mit Cacochroa corfuella, jetzt Rosetea corfuella, aufwies. Genitaluntersuchung dieses Weibchens durch M. Corley ergab aber erhebliche Abweichung, so dass, auch nach Rücksprache mit A.L. Lvovsky, dem Beschreiber von Cacochroa corfuella, man von einer noch unbeschriebenen Art ausgehen durfte. Die Such nach weiteren Exemplaren - insbesondere auch einem Männchen - verlief bisher ebenso ergebnislos wie die Suche nach Raupen (hier stand insbesondere Phillyrea latifolia im Verdacht). So wurde die Art zunächst nach einem einzigen Weibchen beschrieben.
Die weitere Recherche führte zu völlig unerwarteten Ergebnissen: Corley & Ferreira (2019) fanden nicht nur das zugehörige Männchen, sondern sie konnten zeigen, dass Cacochroa permixtella im mittleren und westlichen Mediterran-Raum gar nicht vorkommt, und dass sich die Angaben aus Portugal, Spanien, Frankreich, Korsika und Sardinien allesamt auf die damals noch unbeschriebene R. rosetella beziehen. Wegen der gegenüber Cacochroa permixtella großen Unterschiede im Genitalbereich überführen sie rosetella und corfuella in eine neue Gattung: Rosetea, die sie um die Beschreibung einer weiteren Art aus Nordafrika erweitern: Rosetea sara Corley & Ferreira, 2019.
Bei Karsholt & Razowski (1996) wurde die Gattung Cacochroa in der Tribus Orophiini bei den Oecophoridae geführt. Danach wurde sie zu den Depressariidae und dort in die Tribus Cryptolechiini der Cryptolechiinae gestellt. Nach Wang & Li (2020) ist beides falsch. Nach ihrer Analyse gehören die Arten der Gattungen Orophia und Cacochroa (damals noch inkl. Rosetea) entweder als eigener Zweig zu den Pterolonchidae oder in eine eigene kleine Nachbar-Familie. Der Familienanschluss ist daher "uncertain".
4.4. Faunistik
Die Art war 2018 zunächst nur durch das Typusexemplar vom Beira Litoral, 2 km östlich von Ansião (Portugal) bekannt. Die Verbreitungskarte von Corley & Ferreira (2019: 208) zeigt schon ein Jahr später ein ganz anderes Bild, das die Autoren umschreiben mit: "Portugal and Spain (apparently rare), south France, Corsica, north-east Italy, Sardinia, rarer in Eastern Mediterranean, but recorded from Croatia, mainland Greece and Crete; Algeria. A probable record (as C. permixtella) from Morocco (Cape Spartel) cannot be confirmed (Walsingham, 1901). C. permixtella was recorded from Sardinia, “Fontanamela 30-VII; Mine sulla Phillyrea variabilis da Aritzo 30-VI[-1936]; Ricchello raccolse le stesse Cagliari nel III ed a Campuomo, 19-IX” (Hartig & Amsel, 1951). We have not examined this material, but it is likely to be R. rosetella as that is the species found elsewhere on Sardinia and also on Corsica." Während R. rosetella in Portugal, Spanien, Südfrankreich, Nord-Italien, auf Korsika und Sardinien die einzige Art der Gruppe zu sein scheint, trifft sie in Kroatien, in Griechenland und auf Kreta zumindest fast auf Rosetea corfuella, in Nord-Griechenland kommt sie Cacochroa_permixtella räumlich am nächsten, in Nordafrika Rosetea sara.
4.5. Typenmaterial
Corley (2018) schreibt: "Holotype ♀ (fig. 1): PORTUGAL, Beira Litoral, 2 km east of Ansião, 18-VII-2015, leg. J. Rosete, Corley gen. prep. 4641. The holotype will be deposited in the Natural History Museum, London."
(Autor: Erwin Rennwald)
4.6. Literatur
- Constant, A. (1890): Descriptions de Microlépidoptères nouveaux ou peu connus. — Annales de la Société Entomologique de France, 60 sér. 10: 5-16 + pl. 1. [Zugang via gallica.bnf.fr]
- Erstbeschreibung: Corley, M. F. V. (2018): Taxonomic notes on Portuguese Microlepidoptera I. Cacochroa rosetella Corley, sp. n. (Lepidoptera: Depressariidae, Cryptolechiinae). — SHILAP Revista de lepidopterología 46 (181): 75-79. [PDF auf redalyc.org]
- Corley, M. & S. Ferreira (2019): A taxonomic revision of the Western Palaearctic genus Cacochroa Heinemann, 1870 (Lepidoptera, Depressariidae, Cryptolechiinae) with description of a new genus and a new species. — Zootaxa 4683 (2): 197–214.
- Hannemann, H.-J. (1997): Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera V. Oecophoridae, Chimabachidae, Carcinidae, Ethmiidae, Stathmopodidae. — Die Tierwelt Deutschlands. Begründet 1925 von Friedrich Dahl. — 70. Teil. — 163 S.; Jena (Gustav Fischer Verlag).
- Kirichenko, N. & S. Gomboc (2023): First contribution to the fauna of leaf mining insects of Šolta Island (Croatia). — In: Sule, D. [ed.]: Gljive, lišajevi, flora i fauna otoka Šolte. Kulturno-informativni centar otoka Šolte, Grohote: 263-299. [Zum PDF auf researchgate.net]
- Wang, Q.-Y. & H.-H. Li (2020): Phylogeny of the superfamily Gelechioidea (Lepidoptera: Obtectomera), with an exploratory application on geometric morphometrics. — Zoologica Scripta, 49 (3), 307–328. https://doi.org/10.1111/zsc.12407. [zum Abstract und Anfragemöglichkeit bei researchgate.net]