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Falter
Eiablage
Raupe
Fraßspuren und Befallsbild
Puppe
Ei
Männchen
Weibchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Raupennahrungspflanzen
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Eiablage

1.3. Raupe

1.4. Fraßspuren und Befallsbild

1.5. Puppe

1.6. Ei

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Geschlecht nicht bestimmt

2.4. Genitalien

2.4.1. Männchen
2.4.2. Weibchen

2.5. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Raupennahrungspflanzen

Raupen wurden in Köpfen von Lattich (Lactuca serriola) und Gänsedistel (Sonchus spec.) gefunden, wo sie sich von den Samen ernähren. (Heidrun Melzer)

3.3. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Lactuca sativa (Gartensalat)
  • [Asteraceae:] Lactuca serriola [= Lactuca scariola] (Kompass-Lattich, Stachel-Lattich)
  • [Asteraceae:] Lactuca virosa [= Lactuca vireola] (Gift-Lattich, Wilder Lattich, Stinklattich, Stinksalat)
  • [Asteraceae:] Sonchus oleraceus (Kohl-Gänsedistel, Gemüse-Gänsedistel)
  • [Asteraceae:] Tripolium pannonicum ssp. tripolium [= Aster tripolium] (Strand-Aster)
  • [Asteraceae:] Aster x versicolor (Bunte Aster, Bunte Glattblatt-Aster, Kleinblütige Herbst-Aster)

Gartner (1865: 141) schrieb einen langen Beitrag: "Die Forschung ist noch nicht dahin gelangt, über das Leben dieses Thieres einen Aufschluss geben zu können. Gegenüber den bisherigen Angaben, welche sich blos auf die Existenz der Falterart und ihre Seltenheit beziehen, dürfte meine Mittheilung, dass die Raupe unter jene zu reihen sei, welche ökonomisch schädlich, überraschen, denn es scheint darin etwas Widersprechendes zu liegen, wenn die Häufigkeit und Schädlichkeit eines Thieres behauptet wird, ohne dass das Eine oder das Andere je noch wahrgenommen worden wäre, ja ohne dass man das Thier bis jetzt genau gekannt hätte, und doch bleibt dies eine unbestreitbare Thatsache ! Jeder, welcher den Weg auf der der Lehmstätte zugekehrten Abdachung des gelben Berges ging, wird die angränzende Grundparzelle kennen, die fast alljährlich wegen Samengewinnung mit Lactuca sativa bepflanzt ist. In den Körbchen dieser Pflanze entdeckte ich Anfangs August kleine Räupchen, welche sich von Samen nährten und nachdem nach Wilde's entomologischer Flora Deutschlands, dieser Theil der Pflanze noch seine Jungfräulichkeit bewahrte, so fand ich mich veranlasst, zur Aufklärung dieser neuen Erscheinung einige Raupen in den Beobachtungskasten aufzunehmen und zu ihrer Fütterung eine solche Pflanze hinzustellen. Nach Verlauf einiger Tage irrte eine bedeutend grössere Anzahl von Raupen, als ich eingetragen zu haben glaubte, an den Wänden ihres Zwingers umher; dieselben hatten, wie ich aus den untersuchten Pflanzen ersah, allen Samen aufgezehrt und begehrten nach neuem Futter. Diesem Verlangen wurde dadurch entsprochen, dass ihnen frische Pflanzen jenes Feldes vorgelegt wurden, wodurch die Bevölkerung einen unfreiwilligen weiteren numerischen Zuwachs erhielt, welcher die Verabreichung von noch grösseren Futterquantitäten nothwendig machte. Da hiedurch die Vermehrung meiner Zöglinge progressiv stieg, so musste die Zucht, welche sich bereits auf viele Hunderte erstreckte, zum Abschluss gebracht werden, indem ohnehin ein grosser Theil der Thiere sich bereits zur Verpuppung in die Erde begab. Ich überliess daher die Uebrigen ihrem Schicksale, und wenn hiedurch eine grosse Anzahl derselben zu Grunde ging, so habe ich doch zu Ende September in dem Beobachtungshause beinahe 400 Kokons exhumirt. Dieses Mengeverhältniss der wider meinen Willen eingetragenen Sarcophagen wird leicht auf die grossen Samenverluste schliessen lassen, welche die Salatpflanzung durch diesen obscuren Verwüster erlitten hat. Ob der Anbau dieses Nutzgewächses auch in anderen Gegenden durch diese Thierart beeinträchtigt worden ist, habe ich zu untersuchen keine Gelegenheit gehabt. Die Raupen nisten sich, wenn sie den Samen einer Blume aufgezehrt haben, wieder in eine Andere ein , was sie so oftmal wiederholen, als es der Bedarf erheischt. In ihrem höheren Alter spinnen sie die Haarkronen der Samen in ihren oberen Theilen zusammen, und bilden sich darin zu ihrer Wohnung eine Höhlung, in der sie auch die kleinen Excremente ablagern. Im erwachsenen Zustande verlassen sie gewöhnlich in den Vormittagsstunden ihren Aufenthalt, kriechen eine Zeit lang auf den Pflanzen herum und lassen sich dann an einem Spinnfaden rasch hinab, um sich in der oberen Erdschichte in einem länglich runden, an beiden Enden stumpfen, mit Erdkörnern überworfenen, zwar weichen, aber haltbaren Gespinnstkokon einzuspinnen, in welchem sie unverwandelt überwintern und erst im Monate Juni zur Puppe werden, worauf sich dann in der ersten Hälfte des Monates Juli der Falter entwickelt. Weitere Beobachtungen zeigten mir, dass Lactuca sativa nicht die einzige Futterpflanze der Raupe sei, sondern dass diese eben so zahlreich in den Blüthen der Lactuca Scariola zu finden ist, wo sie unter denselben Verhältnissen lebt."

In der Folge wusste auch Rößler ([1867]: 303) Bescheid: "Die Raupe oft in Mehrzahl an den Blüthen von Lactuca virosa und Scariola und des Gartensalats im August."

Eppelsheim (1890: 56) berichtete aus der Pfalz: "Diese dem Samen unsres Gartensalats so schädliche Art hat unter normalen Verhältnissen nur eine einmalige Generation, indem die von Mitte Juli bis Mitte September zu findenden Raupen den Falter Ende Juni und im Juli des folgenden Jahres ergeben; im heißen Sommer 1889 jedoch fand ich schon Anfang Juli Raupen welche die Falter von 2. August ab lieferten."

Kennel (1916: 520) formulierte: "Die Raupe ist gelbbräunlich mit undeutlichen helleren Punkten, Kopf und Nackenschild sind heller oder dunkler braun, die Analklappe wenig bemerkbar. Sie lebt von Juli bis in den September in den Blüten von Lactuca sativa und verwandelt sich im nächsten Mai oder Juni in der Erde in einem Cocon."

Schütze (1931) schreibt zur Art: "In den Samenköpfen von Lactuca sativa, L. scariola, L. virosa, frisst sich in der Jugend ganz, im Alter wenigstens zur Hälfte des Körpers ein (Kaltenbach)."

Langenbuch (1940) berichtet in seinem Artikel "Der Salatsamenwickler (Semasia conterminana H.-S.), seine Biologie und Bekämpfung" nur von einer Art, dem Gartensalat: "Außer in. Aschersleben, Bernburg/Anh., Quedlinburg und im Harz, fand ich Raupen des Wicklers in, der Zweigstelle in dankenswerter Weise von den zuständigen Pflanzenschutzämtern eingesandten, Salatstauden aus Bremen, Calbe/Saale, Halle, Jena, Kassel-Harleshausen, Liegnitz, München und Rostock." Seine Einschätzung: "Der Anbau von Salatsamen ist, zumindest in Mitteldeutschland, wo er eine bedeutende Rolle spielt, in so hohem Maße Ertragsschwankungen unterworfen, daß die Samenzüchter nur alle 5 bis 6 Jahre mit einer lohnenden Ernte rechnen [...] In Jahren aber, in denen günstige Witterungsverhältnisse während der kritischen Zeit den Anbauer auf eine lohnende Ernte hoffen lassen, machen 2 Schadinsekten, die Lattichfliege (Chortophila gnava Meig.) und der Salatsamenwickler (Semasia conterminana H.-S.), deren Entwicklung ebenfalls durch warme, trockene Witterung gefördert wird, diese Hoffnung nur zu häufig wieder zunichte. Während die Lattichfliege durch eine ausführliche Arbeit Willes eine ihrer Schädlichkeit entsprechende Würdigung gefunden hat, stand eine Bearbeitung des kaum weniger schädlichen Salatsamenwicklers bisher noch aus. Die vorliegende Arbeit soll diese Lücke ausfüllen." Langenbuch (1940) diskutiert auch die sonstigen Nahrungspflanzen der Raupe: "[...]Dagegen habe ich verschiedentlich in Aschersleben und je einmal in Mägdesprung (Harz) und im Kalten Tal bei Bad Suderode (Harz) in Blütenköpfchen von Sonchus oleraceus Raupen gefunden, die von denen des Salatsamenwicklers nicht zu unterscheiden waren. Da es auch gelang, Raupen des Salatsamenwicklers, die aus an Salat abgelegten Eiern schlüpften, ihre volle Entwicklung in Sonchus-Blütenköpfchen durchlaufen zu lassen und umgekehrt aus solchen Blütenköpfchen entnommene Raupen bis zu ihrer Abwanderung in den Boden mit Salatblütenköpfchen weiterzufüttern, dürfte auch diese Sonchus-Art zumindest gelegentlich als Nährpflanze in Betracht kommen."

Wegner (2015) überrascht mit der Meldung von Raupen an Strand-Aster und einem Aster-Gartenhybriden in Schleswig-Holstein - die Raupen wurden zum Falter gezüchtet, die Bestimmung sollte also zutreffen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Literatur

  • Eppelsheim, F. (1890): Microlepidopterologische Beobachtungen. — Entomologische Zeitung, Stettin, 51: 53-56. [PDF auf zobodat.at]
  • Gartner, A. (1865): Die Geometrinen und Mikrolepidopteren des Brünner Faunen-Gebietes. — Verhandlungen des naturforschenden Vereines in Brünn, 4: 48-270. [PDF auf zobodat.at]
  • Erstbeschreibung: Guenée, A. (1845): Essai sur une nouvelle classification des microlépidoptères et catalogue des espèces Européennes connues jusqu'à ce jour. — Annales de la Société entomologique de France. Deuxième Série 3: 105-192, 297-344. Paris.
  • Kennel, J. (1908-1921): Die Palaearktischen Tortriciden. Eine monographische Darstellung. — Zoologica, 21 (54): 1-546. [PDF auf zobodat.at]
  • Langenbuch, E. (1940): Der Salatsamenwickler (Semasia conterminana H.-S.), seine Biologie und Bekämpfung; zugleich ein Beitrag zur Bekämpfung der Lattichfliege (Chortophila gnava Meig.). — Arbeiten über physiologische und angewandte Entomologie, 7 (2): 114-149. [PDF auf sdei.senckenberg.de]
  • Rößler, A. ([1867]): Verzeichniß der Schmetterlinge des Herzogthums Nassau, mit besonderer Berücksichtigung der biologischen Verhältnisse und der Entwicklungsgeschichte. — Jahrbücher des Nassauischen Vereins für Naturkunde 19/20: 99-442. Wiesbaden. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]
  • [SCHÜTZE (1931): 206]
  • Wegner, H. (2015): Ein Beitrag zur Wickler-Fauna in Nordost-Niedersachsen und in Schleswig-Holstein (Lep., Tortricidae). — Melanargia, 27 (4): 137-154.