Artstatus umstritten!
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Falter
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Biologie

2.1. Nahrung der Raupe

  • [Plantaginaceae:] Kickxia spuria [= Linaria spuria] (Eiblättriges Tännelkraut, Eiblättriges Leinkraut)

Die Typen wurden aus Kickxia spuria gezogen, dem Tännel-Leinkraut, also einem Acker-„Unkraut“ der extensiv genutzten Getreideäcker.

Huemer et al. (2021: 4-5) kommentieren ihre Nachweise aus Vorarlberg: "Stenoptilia mariaeluisae lebt nach der Originalbeschreibung ausschließlich an Kickxia spuria, die neuen Funde lassen jedoch mit Sicherheit auf weitere Nahrungspflanzen schließen.

(Autor: Erwin Rennwald)

3. Weitere Informationen

3.1. Etymologie (Namenserklärung)

Bigot & Picard (2002: 304): « Espèce dédiée à Madame Marie-Louise Roman pour son important apport à la collecte des Ptérophores. »

3.2. Taxonomie

Gielis (1996, 2003) und - ihm folgend - die Fauna Europaea (Fauna Europaea Web Service. Last update 27 January 2011. Version 2.4. Available online at [http://fauna.naturkundemuseum-berlin.de]) stellen eine ganze Reihe von aus den letzten Jahrzehnten beschriebenen europäischen Arten in die Synonymie von Stenoptilia arida (= Stenoptilia aridus).

Arenberger (2005) diskutiert die Unterschiede (vor allem in den Genitalien) und gesteht den entsprechenden Taxa weiterhin Artrecht zu. Es handelt sich um S. gallobritannidactyla, S. grisescens, S. inopinata und S. mariaeluisae (=S. mariiaeluisae). Wir behandeln die Arten hier - zumindest vorerst - ebenfalls als eigenständige Arten.

Haslberger et al. (2016: 19-21) meldeten aus Bayern: "Im Zuge von routinemäßigen DNA-Analysen fiel uns eine Stenoptilia spp. mit signifikant-verschiedener BIN auf, die auch in Kärnten und Dänemark gefunden und von BUHL et al. (2014: 84) als S. inopinata BIGOT & PICARD, 2002, identifiziert worden ist. Diese Art ist zusammen mit S. mariaeluisae aus dem Westen und Süden Frankreichs beschrieben und aufgrund geringfügiger Genitalmerkmale und unterschiedlicher Biologie von Letzterer sowie von weiteren ähnlichen Arten abgegrenzt worden (BIGOT & PICARD 2002). Die Verknüpfung unserer Barcodes mit S. mariaeluisae konnte aufgrund der in der Urbeschreibung angegebenen charakteristischen Genitalmorphologie des ♀ eindeutig erfolgen, während die sichere Bestimmung nach dem ♂ Genitale – wie bei vielen Stenoptilia spp. – Schwierigkeiten bereitete. Die Identifizierung der dänischen Stücke (♂, ♀) als S. inopinata (BUHL et al.: loc. cit.) wirft die Frage auf, ob es sich hier wirklich um zwei gute Arten handeln kann (dann also der seltene Fall von Barcode Sharing gegeben wäre), oder um ökologische und genitalmorphologische Varianten ein- und derselben. GIELIS (2013) sieht beide Taxa in der Tat als konspezifisch an, geht aber noch weiter und stellt sie zusammen mit einigen anderen als Synonym zu S. aridus (ZELLER, 1847). Bezüglich der Identifikation mit Hilfe der „Microlepidoptera Palaearctica“ (ARENBERGER 2005) ist kritisch anzumerken, dass ARENBERGER unter S. inopinata ein nach äußeren Merkmalen von S. mariaeluisae signifikant verschiedenes Tier abbildet und beschreibt, während die Autoren der Originalbeschreibung darauf hinweisen, dass beide Arten eidonomisch nicht zu trennen seien (S. 302ff.); da das in der „MP“ abgebildete Tier kein Typenexemplar ist und noch nicht einmal am Typenfundort gesammelt wurde (ARENBERGER loc. cit.: 127), ist eine gewisse Skepsis angebracht, ob es sich dabei wirklich um S. inopinata ss. BIGOT & PICARD handeln kann, oder ob nicht vielleicht etwas anderes dargestellt ist. Eine endgültige Klärung bezüglich Taxonomie und Artdelimitation wird wohl erst durch DNA-Analysen von Typenmaterial möglich sein."

3.3. Faunistik

Nach Arenberger (2005) war die ja auch von dort beschriebene Art vor allem aus Südfrankreich bekannt (Départements Alpes-de-Haute-Provence, Bouches-du-Rhône, Pyrénées-Orientales, Var, Vaucluse), ferner aus Spanien (Saragossa), Italien, Algerien und Tunesien und Kreta.

Im "Nachtrag 2009 zum Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands" von Gaedike (2010) findet sich dann auch eine Angabe aus Deutschland: "BW: 1 ♀, Markgröningen, 13.-16.08.1950, leg. Wörz, det. Arenberger [8]". "[8]" war dabei der Aufsatz "Korrekturen und Ergänzungen zur Mikrolepidopterenfauna Baden-Württembergs und angrenzender Gebiete" von Hausenblas (2009). Markgröningen liegt so ganz grob im NW von Stuttgart, also in einem Bereich wärmerer Tieflagen mit zumindest einst vielfältigem Getreideanbau und auch heute noch Vorkommen von Kickxia spuria und Kickxia elatine.

Für Österreich gibt es nach Huemer (2013) einen etwas schwierig zu interpretierenden Einzelbeleg: "Der Nachweis eines einzelnen Männchens aus dem Bundesland Salzburg (Gaisberggebiet, Judenbergalm, ca. 700 m, 17.9.1970, leg. Mairhuber) beruht zwar mit Sicherheit auf keiner Fundortverwechslung (Embacher & Kurz, 2008), eine Bodenständigkeit dieser südlichen Art ist jedoch zweifelhaft, umso mehr als die einzige bekannte Futterpflanze Kicksia spuria im Gebiet fehlt."

Haslberger & Segerer (2016) melden zur Art: "Aus Frankreich beschriebene, anscheinend expansive Art, Status in Bayern unklar, möglicherweise eingeschleppt, oder natürliche Arealerweiterung. TS: Haslberger et al. (2016: 19-21) (Erstfunde für Bayern)." Haslberger et al. (2016: 21) hatten berichtet: "Neu für Bayern, Zweitfunde für Deutschland! [...] Wir fanden in den Jahren 2006 und 2010 insgesamt drei Exemplare an zwei Stellen in Niederbayern, die rund 45 km voneinander entfernt liegen und zu unterschiedlichen Naturräumen gehören. Bodenständigkeit ist daher anzunehmen. Da sich die Meldungen nun häufen, lässt sich Ausbreitung in Mitteleuropa vermuten – ob aus eigener Kraft oder nach vorheriger Einschleppung, sei dahingestellt. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass die Art früher schon hier anzutreffen war, aber fehlbestimmt wurde (z.B. als S. bipunctidactyla); eine kritische Durchsicht des Sammlungsmaterials wäre daher in jedem Fall angebracht. Die Tiere heben sich durch die helle braungelbe Färbung schon auf den ersten Blick deutlich von den anderen heimischen Stenoptilia spp. ab. [...] Untersuchtes Material: TS: Landshut-West, 1♀ 19.-23.6.2006, GU 4840/11-TG, BC ZSM Lep 50845; dto., 1♀ Ende 7 2006, GU 5218/15-AHS-TG, BC ZSM Lep 64342 (beide: coll. GRÜNEWALD). Neu für Niederbayern und das Tertiär-Hügelland. SL: Abensberg/Umg., 1(♂ LF 26.6.2010, GU ZSM M3922-AHS, BC ZSM Lep 50733 (SEGERER). Neu für das Schichtstufenland." Sie stellen zusammenfassend fest: "S. mariaeluisae wird erst seit einigen Jahren in Mitteleuropa beobachtet. Ein Einzeltier wurde aus Österreich (Salzburg) gemeldet (EMBACHER & KURZ 2007: 6), die Bodenständigkeit jedoch angezweifelt (HUEMER 2013: 222); zusätzlich wurden auch in Kärnten Tiere mit der o. g. BIN gefunden, wobei hier noch keine endgültige Namenszuordnung erfolgt ist (HUEMER & HEBERT 2015). Darüberhinaus auch aus der Schweiz bekannt (EMBACHER & KURZ 2007: 6) und erst kürzlich in Baden-Württemberg entdeckt, nach unserer Kenntnis der erste und bisher einzige deutsche Fund (HAUSENBLAS 2009). Ansonsten aus Südeuropa und Nordafrika bekannt (BIGOT & PICARD 2002: 305, ARENBERGER 2005: 39)."

Huemer et al. (2021: 4-5) berichten von 2 DNA-geprüften Belegen aus Vorarlberg ("• Zwischenwasser – Üble Schlucht Eingang, Gelber Schrofen, Suldistunnel, 730 m SH: 18.06.2012 LF (1 Ex.), DNA Barcode ID TLMF Lep 08096, leg. & det. PH • Lustenau – Schweizer Ried, AZE Häusle S, 410 m SH: 25.07.2012 LF (1 Ex.), DNA Barcode ID TLMF Lep 08420, leg. & det. PH"). Sie kommentieren: "Der Artstatus ist umstritten (Arenberger 2005; Gielis 2003) und erfordert weitere Untersuchungen. Es handelt sich aber unabhängig von der Taxonomie jedenfalls um eine bisher aus Vorarlberg unbekannte Art."

(Autor: Erwin Rennwald)

3.4. Typenmaterial

Bigot & Picard (2002: 305): « Holotype mâle. Manosque, La Fuste, 300 m (Alpes-de-Haute-Provence), 25 août 1988, pris sur Kickxia spuria, J. Picard leg., prép. gén. L. Bigot n° 1154.

Allotype femelle. Idem, 29 septembre 1988, sur Kickxia spuria, J. Nel leg., prép. gén. L. Bigot n° 1290.

Paratypes. Quinze exemplaires, idem, e. l. sur Kickxia spuria, J. Nel leg., août-septembre 1988 et 1989.

L'holotype (mâle) et l'allotype (femelle) sont conservés dans la collection Louis Bigot ; les paratypes sont répartis entre les collections Louis Bigot et Jacques Nel. »

3.5. Literatur

  • Arenberger, E. (2005): Microlepidoptera Palaearctica. Zwölfter Band. Pterophoridae. 3. Teilband. Platyptiliinae: Platyptiliini: Stenoptilia. — 191 S.; Keltern (Goecke & Evers).
  • Erstbeschreibung: Bigot, L. & J. Picard (2002): Les Stenoptilia de la section grisescens en France. Stenoptilia mariaeluisae nov. sp. et Stenoptilia inopinata nov. sp. (Lepidoptera Pterophoridae). — Alexanor 21 (5): 301-311.
  • Gaedike, R. (2010): Nachtrag 2009 zum Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Microlepidoptera. — Entomologische Nachrichten und Berichte 54 (2): 109-112.
  • Gielis, C. (1996): Microlepidoptera of Europe. Volume 1. Pterophoridae. — 222 S.; Stenstrup/DK (Apollo Books).
  • Gielis, C. 2003. Pterophoroidea & Alucitoidea (Lepidoptera). World Catalogue of Insects, volume 4. — 198 S.; Stenstrup/DK (Apollo Books).
  • Haslberger, A., Lichtmannecker, P., Grünewald, T., Guggemoos, T. & A.H. Segerer (2016): Erst- und Wiederfunde faunistisch signifikanter Schmetterlingsarten in Bayern, mit Anmerkungen zu anderen Bundesländern (Insecta: Lepidoptera: Nepticulidae, Argyresthiidae, Oecophoridae, Depressariidae, Gelechiidae, Elachistidae, Pterophoridae, Tortricidae, Pyralidae). (9. Beitrag zur genetischen Re-Identifizierung heimischer Lepidoptera). — Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen, 65 (1/2): 13-27. [PDF auf zobodat.at]
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer (2016): Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, 106 Supplement: 1-336.
  • Hausenblas, D. (2009): Korrekturen und Ergänzungen zur Mikrolepidopterenfauna Baden-Württembergs und angrenzender Gebiete - 2. Beitrag. — Mitteilungen des Entomologischen Vereins Stuttgart 44: 81-107. [PDF auf zobodat.at]
  • Huemer, P. (2010): Die Schmetterlingssammlung Jacques Nel (Lepidoptera) – eine bedeutende Erweiterung der Bestände des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. — Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 3: 152-167. [PDF auf zobodat.at]
  • Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
  • Huemer, P., Hiermann, U., Mayr, T. & J.G. Friebe (2021): Ergänzungen und Korrekturen zur Schmetterlingsfauna (Lepidoptera) Vorarlbergs. — inatura – Forschung online, 83: 1-11. [PDF auf inatura.at]