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Falter
Männchen
Weibchen
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Saxifragaceae:] Saxifraga granulata (Knöllchen-Steinbrech)
  • [Saxifragaceae:] Saxifraga bryoides (Moos-Steinbrech)

Die Biologie der Art war schon lange klar; schon Schütze (1931) formulierte: "An Saxifraga granulata an den Blüten und zarten Fruchtkelchen. Verwandlung an der Pflanze (Sorhagen)." Sobczyk et al. (2018: 303) hatten für die Oberlausitz u.a. auf die Altmeldung von Schütze (1930) verwiesen, in der es hieß: "Den Falter fing K 18.06.[19]02 b. Bautzen und fand eine Anzahl Rp. 2.6.[19]03 an Saxifraga, von welcher ich sie in Menge 14.05.[03] b. Blösa sammelte. Sie frißt die Blüten." Der letzte ex larva-Falter wird von Bautzen von 1938 gemeldet - zugleich der bisher letzte Falter für die Oberlausitz. Sobczyk et al. (2018: 304) bemerkten aber: "Die Raupe lebt an Körnchensteinbrech (Saxifraga granulata). Eine gezielte Nachsuche nach der Raupe wäre empfehlenswert, da die Wirtspflanze in der Oberlausitz verbreitet ist (Stöckel)."

Letzen Endes hatte schon Zeller (1841: 838-839) die Raupe und ihre Lebensweise ausführlich beschrieben - nur damals noch irrtümlich unter Stenoptilia bipunctidactyla: "Die Raupe lebt auf Saxifraga granulata, am liebsten an den mit lichtem, niedrigem Gebüsch bewachsenen Anhöhen, und hier bisweilen in Menge. Sie ist zwar nicht gesellig; doch findet man nicht selten 2, sogar 3 an einer Pflanze. Sie stellt sich ein, sobald der Stengel ihrer Nahrungspflanze etwas getrieben hat, also früher oder später im April. Zu dieser Zeit frißt sie noch die Blätter an und beißt Löcher in den weichen Stengel; später, wenn diese Theile härter geworden sind, und sich die Blüthen mehr entwickelt haben, verschmäht sie die ersteren und frißt dafür die Knospen aus, oder verzehrt auch die jüngsten ganz nebst den zarten Blüthenstielen. Von den Blüthen genießt sie beynahe nur die Kronenblätter, selten die Kelche. Spätlinge müssen sich mit den jungen Kapseln, oder was sonst Fleischiges an der Pflanze geblieben ist, begnügen. Die jungen Raupen würde ihre violettrothe Farbe leicht erkennbar machen, wenn ihre Kleinheit sie nicht verbärge; die erwachsenen haben beynahe das Grün des Pflanzenstengels und eine ähnliche Behaarung, weshalb sie, obgleich sie die Verborgenheit gar nicht suchen, nicht leicht in die Augen fallen, sondern mit einiger Sorgfalt gesucht werden müssen. Sie sind träge Thiere, die selbst beym Eintritt der Verwandlungszeit keine auffallende Lebhaftigkeit äußern." - Das Problem ? Zellers Raupenbeschreibung gehört nicht zu S. bipunctidactyla sondern zu der ihm damals noch unbekannten Stenoptilia pelidnodactyla !

Peter Sonderegger fand in den Hochlagen des Wallis eine Puppe an Saxifraga bryoides. Es ist zwngend davon auszugehen, dass das auch die Nahrungspflanze der Raupe war.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

  • Alucita pelidnodactyla Stein, 1837 [Originalkombination]

4.2. Synonyme

  • Stenoptilia alpinalis Burmann, 1954 [Im Lepiwiki vorläufig weiterhin als eigenständige Art geführt]
  • Stenoptilia bigoti Gibeaux, 1986 [Im Lepiwiki vorläufig weiterhin als eigenständige Art geführt]
  • Stenoptilia gibeauxi Nel, 1989 [Im Lepiwiki vorläufig weiterhin als eigenständige Art geführt]
  • Stenoptilia cerdanica Nel & Gibeaux, 1990 [Im Lepiwiki vorläufig weiterhin als eigenständige Art geführt]
  • Stenoptilia cebennica Nel & Gibeaux, 1990 [Im Lepiwiki vorläufig weiterhin als eigenständige Art geführt]
  • Stenoptilia mercantourica Nel & Gibeaux, 1990 [Im Lepiwiki vorläufig weiterhin als eigenständige Art geführt]
  • Stenoptilia brigantiensis Nel & Gibeaux, 1992 [Im Lepiwiki vorläufig weiterhin als eigenständige Art geführt]
  • Stenoptilia buvati Nel & Gibeaux, 1992 [Im Lepiwiki vorläufig weiterhin als eigenständige Art geführt]

4.3. Taxonomie

Gielis (1996, 2003) und - ihm folgend - die Fauna Europaea (Fauna Europaea Web Service. Last update 22 December 2009. Version 2.1. Available online at [http://fauna.naturkundemuseum-berlin.de]) stellen eine ganze Reihe von aus den letzten Jahrzehnten beschriebenen europäischen Arten in die Synonymie von Stenoptilia pelidnodactyla. Arenberger (2005) diskutiert die Unterschiede (vor allem in den Genitalien) und gesteht allen diesen Taxa weiterhin Artrecht zu. Es handelt sich um S. alpinalis, S. bigoti, S. brigantiensis, S. buvati, S. cebennica, S. cerdanica, S. gibeauxi und S. mercantourica. Wir behandeln die Taxa hier - zumindest vorerst - als eigenständige Arten.

4.4. Faunistik

Die Art wurde aus Deutschland beschrieben. Der Typenfundort wird von Stein (1837: 106) erfreulich genau benannt: "Ich fieng diese Art im Jahre 1834 sehr häufig auf dem bey Wittenberg gelegenen Apollensberge um Johanni." Der 127 m hohe Apollensberg (von Martin Luther als "Pollersberg" bezeichnet) liegt wenige Kilometer westlich von Lutherstadt Wittenberg bei dessen Ortsteil Apollensdorf in Sachsen-Anhalt. Ob es dort noch geeigneten Lebensraum gibt, wäre zu überprüfen.

In Deutschland scheint die Art starke Rückgangstendenzen zu haben: Angaben gibt es aus allen Bundesländern, jeweils einzelne aktuelle Nachweise (nach 2000) aber nur noch aus 3 Bundesländern. Die Art ist damit hochgradig gefährdet, vermutlich sogar vom Aussterben bedroht. Der letzte konkrete Nachweis stammt von 2010 aus dem Saarland. Lepiforum kann kein einziges Foto aus Deutschland zeigen. Für Sachsen wird die Art bei Gaedike et al. (2017) noch mit ab 2001 angegeben; einen konkreten Datensatz dazu kenne ich nicht. Bei Sobczyk et al. (2018: 303) enden die Meldungen für die Oberlausitz im Jahr 1938.

4.5. Typenmaterial

Nel & Gibeaux (1991: 132) vergleichen ihre Stenoptilia cerdanica mit S. pelidnodactyla. Da der Holotypus nach Hannemann (1975) wahrscheinlich zerstört ist, legen sie einen Neotypus fest: "Néotype mâle (fig. 1a), Allemagne, Altenberg (fig. 1b) (prép. génit. Chr. Gibeaux n°4092) (fig. 1c-d)." Dabei werden weder der Sammler noch ein Datum oder auch nur der aktuelle Aufbewahrungsort genannt. Letzterer wird aus den Etiketten klar: Das Tier befindet sich im Museum in Paris, war also für die französischen Autoren leicht zugänglich. Auf dem handschriftlichen Fundortetikett lese ich nicht "Altenberg" (im Erzgebirge, Sachsen), sondern "Altenburg", womit vermutlich Altenburg in Thüringen, ca. 100 km südlich der ursprünglichen Typenlokalität gemeint war.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.6. Literatur

  • Arenberger, E. (2005): Microlepidoptera Palaearctica. Zwölfter Band. Pterophoridae. 3. Teilband. Platyptiliinae: Platyptiliini: Stenoptilia. — 191 S.; Keltern (Goecke & Evers).
  • Gielis, C. (1996): Microlepidoptera of Europe. Volume 1. Pterophoridae. — 222 S.; Stenstrup/DK (Apollo Books).
  • Gielis, C. 2003. Pterophoroidea & Alucitoidea (Lepidoptera). World Catalogue of Insects, volume 4. — 198 S.; Stenstrup/DK (Apollo Books).
  • Nel, J. & C. Gibeaux (1991): Les Stenoptilia inféodés aux saxifrages (Lep. Pterophoridae). I. Révision des taxa décrits et caractérisation d'espèces nouvelles dans le groupe pelidnodactyla (Stein, 1837). — Entomologica Gallica 2 (3): 131-150.
  • [SCHÜTZE (1931): 97]
  • Erstbeschreibung: Stein, F. (1837): Entomologische Beobachtungen. — Isis von Oken 1837 (2): 98-109. Leipzig (Brockhaus).
  • Zeller, P. C. (1841): Vorläufer einer vollständiger Naturgeschichte der Pterophoriden, einer Nachtfalterfamilie. — Isis von Oken, 1841 (10): 755-794, (11-12) 827-893, Taf. IV.