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Falter
Raupe
Puppe
Ei
Männchen
Weibchen
Männchen
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Puppe

1.4. Ei

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Hinweis zur Bestimmung

Verwechslungsgefahr besteht zunächst mit Harpyia milhauseri. Pro NaturaSchweizerischer Bund für Naturschutz (2000) machen aber darauf aufmerksam, dass die Art auch leicht für ein kleineres Exemplar einer Cucullia gehalten werden könnte, etwa Cucullia xeranthemi.

2.4. Genitalien

2.4.1. Männchen

3. Biologie

Weiteres zur Artbiologie im [Forum] und den folgenden Beiträgen

3.1. Habitat

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Ulmus, Ulme.“

Spuler 1 (1908: 94R)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Faunistik

Die Art wurde immer wieder einmal für Deutschland erwähnt, Belege dafür gab es aber (fast) nie. Ebert (1994) geht sehr ausführlich auf die Meldungen aus Baden-Württemberg (und Rheinland-Pfalz) ein:

"Aus unserem Faunengebiet liegen zwei alte Angaben vor, nämlich einmal von Reutti (1898): "Bisher nur bei Lörrach gefunden (Roth)", sowie eine solche von Schneider (1937): "Bei Rottweil von von Schuler gefangen. Belegstück in der württ. Naturaliensammlung. Angeblich auch bei Bonfeld gefangen (Schumann?)". Außerdem führt Litzelmann (1966) diese Art vom Isteiner Klotz auf: "am 28.4.1951 ein totes Männchen am Nordportal des Klotzentunnels gefunden".

Dicranura ulmi geistert schon seit langem durch die mitteleuropäischen Faunenverzeichnisse. Auch aus dem Nachbarland Rheinland-Pfalz wurde sie bereits von Griebel (1909) gemeldet und später wieder gestrichen (Heuser & Jöst 1959). Die Angaben bei Forster (1960) "im südlichen Westdeutschland", Rougeot & Viette (1983) "Südwestdeutschland" und von Freina & Witt (1987) "Südwestdeutschland (Südbaden)" sind alle kritiklos von Spuler (1908) übernommen worden: "Die recht seltene Art findet sich an einzelnen Orten Mittel- und Süddeutschlands, von Südbaden und der Wiener Gegend ab südlich bis Corsica ..." usw. Die Quelle für den Hinweis auf Südbaden liegt wiederum (siehe oben) bei Reutti (1898), der seinerseits die Meldung eines offenbar nicht sehr kompetenten Gewährsmannes unüberprüft übernommen hat. Vermutlich lag eine Verwechslung mit Harpyia milhauseri vor, womit aber nicht in Abrede gestellt sein soll, dass hin und wieder einzelne Falter eingeschleppt worden sind, beispielsweise mit Holztransporten. Das von Schneider (1937) zitierte, bei Rottweil gefangene Tier könnte so zu uns gelangt sein. Jedenfalls war diese Art noch nie Bestandteil unserer Landesfauna und scheidet auch als Zuwanderer aus."

Soweit die Ausführungen von Ebert (1994), denen ich hier nur beipflichten kann. Zu ergänzen ist, dass E. Litzelmann noch mit einer größeren Anzahl weiterer wenig glaubhafter Meldungen vom Isteiner Klotz aufgefallen ist, hier also fast grundsätzlich Verwechslung unterstellt werden muss.

Pretscher et al. (1998) und Rennwald et al. (2012) nahmen Dicranura ulmi daher nicht in ihre Roten Listen Deutschlands auf (und erwähnten sie auch nicht bei den ausgeschlossenen Arten), genausowenig hatten Wolf & Hacker (2004) die Art in ihrer Roten Liste Bayerns erwähnt.

Haslberger & Segerer (2016) sehen das für Bayern ganz anders: "In der Literatur Einzelmeldungen (Egger 1863: 70, Osthelder 1926: 187 nota, Menhofer 1955 a, 121, Wittstadt 1960: 114), in der ZSM existiert auch ein Beleg aus dem Botanischen Garten in München vom 30.4.1939 (leg. Siaut); auch bei Kallmünz will K. Heuberger (†) die Art einmal gesehen haben (sehr glaubhafte pers. Mitteilung an A. Segerer, Aufzeichnungen oder Belege existieren allerdings nicht). Die verschiedenen, unabhängigen Angaben und Belege sprechen für ein früheres Vorkommen in Bayern, die Art ist auch aus allen umgebenden Nachbarstaaten bekannt." Überzeugen können mich auch diese Zeilen nicht, doch vor diesem Hintergrund nehmen wir die Art jetzt mit "?" für Deutschland auf.

Auch aus der Schweiz gibt es viele Meldungen ohne Substanz. Nach der kritischen Diskussion in Pro NaturaSchweizerischer Bund für Naturschutz (2000) sind - mit Ausnahmen weniger Funde im Tessin und Wallis - alle anderen (durchweg alten) Meldungen im Land mit Fragezeichen in die Karte eingegangen. Zusammenfassend wird festgestellt: "In der Schweiz ist D. ulmi die seltenste Zahnspinnerart [...] Aus der Zeit nach diesen Angaben von 1911 sind uns nur noch vier Beobachtungen aus der Schweiz bekannt geworden, eine aus dem Tessin [...] und drei aus dem Zentralwallis [...]. Ob die Art in der Schweiz heute noch vorkommt, ist fraglich. Bei den zahlreichen Beobachtungen am Licht im Zentralwallis durch viele Lepidopterologen, allen voran durch N. von Roten, ist D. ulmi jedenfalls nach 1975 nie mehr aufgetaucht. [...]"

Huemer (2013) führt die Art für Österreich aus den Bundesländern Steiermark, Ober- und Niederösterreich, Wien und Burgenland an.

Insgesamt ist die Art von der Iberischen Halbinsel durch den nördlichen Mittelmeerraum ostwärts über Vorderasien bis zum Kaukasus und Ural verbreitet.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Literatur

  • Bryner, R. (2000): Dicranura ulmi. — In: Pro Natura – Schweizerischer Bund für Naturschutz (Hrsg.) (2000): Schmetterlinge und ihre Lebensräume. Arten, Gefährdung, Schutz. Schweiz und angrenzende Gebiete. Band 3: 468-471. Egg (Fotorotar AG).
  • Erstbeschreibung: [Denis, M. & J. I. Schiffermüller] (1775): Ankündung eines systematischen Werkes von den Schmetterlingen der Wienergegend herausgegeben von einigen Lehrern am k. k. Theresianum. 1-323, pl. I a+b, Frontispiz. Wien (Augustin Bernardi). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek: [66].
  • Ebert, G. (1994): Notodontidae (Zahnspinner). — S. 271-385. In: Ebert, G. [Hrsg.] (1994): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 4: Nachtfalter II. – 535 S.; Stuttgart (Ulmer).
  • Forster, W. & Wohlfahrt, T. A. (1976): Die Schmetterlinge Mitteleuropas. Bd. II: Tagfalter. Diurna (Rhopalocera und Hesperiidae). 2. Aufl. – 180 S. + Tafeln; Stuttgart (Franckh).
  • Freina, J. J. de & T. J. Witt (1987). Die Bombyces und Sphinges der Westpaläarktis 1. – 708 S.; München
  • Griebel, J. (1909): Die Lepidopteren-Fauna der bayerischen Rheinpfalz. I. Teil. Programm des Kgl. humanistischen Gymnasiums zu Neustadt a.d. Hdt. für die Schuljahre 1907/08 und 1908/09. - 92 S.; Neustadt a.d. Haardt (Pfälzische Verlagsanstalt).
  • Haslberger, A. & A.H. Segerer (2016): Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). — Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft, 106 Supplement: 1-336.
  • Heuser, R. & H. Jöst (1959): Die Lepidopteren-Fauna der Pfalz. A. Systematisch-chorologischer Teil II. Spinner und Schwärmer. — Mitteilungen der Pollichia, III. Reihe 6: 85-160. [Digitalisat auf babel.hathitrust.org]
  • Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
  • Pretscher, P. (1998): Rote Liste der Großschmetterlinge (Macrolepidoptera) (Bearbeitungstand: 1995/96). — S. 87-111. In: Binot, M., Bless, R., Boye, P., Gruttke, H. & P. Pretscher [Bearb.]: Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. — Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, 55: 1-180. Bonn (Bundesamt für Naturschutz).
  • Pro NaturaSchweizerischer Bund für Naturschutz [Hrsg.] (2000): Schmetterlinge und ihre Lebensräume. Arten – Gefährdung – Schutz. Schweiz und angrenzende Gebiete. Band 3: Hepialidae (Wurzelbohrer), Cossidae (Holzbohrer), Sesiidae (Glasflügler), Thyrididae (Fensterschwärmer), Lasiocampidae (Glucken), Lemoniidae (Wiesenspinner), Endromidae (Frühlingsspinner), Saturniidae (Pfauenspinner), Bombycidae (Seidenspinner), Notodontidae (Zahnspinner), Thaumetopoeidae (Prozessionsspinner), Dilobidae (Blaukopf-Eulenspinner), Lymantriidae (Trägspinner), Arctiidae (Bärenspinner). – XI + 914 S.; Egg/ZH (Fotorotar AG).
  • Rennwald, E., Sobczyk, T. & A. Hofmann (2012 [„2011“]): Rote Liste und Gesamtartenliste der Spinnerartigen Falter (Lepidoptera: Bombyces, Sphinges s.l.) Deutschlands. Stand Dezember 2007, geringfügig ergänzt Dezember 2010. — Naturschutz und Biologische Vielfalt 70(3): 243-283.
  • Reutti, C. (1898): Übersicht der Lepidopteren-Fauna des Grossherzogtums Baden (und der anstoßenden Länder). Zweite Ausgabe des in den Beiträgen zur rheinischen Naturgeschichte erschienenen gleichnamigen Werkes. Nach des Verfassers Tode im Auftrag des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Karlsruhe gemeinschaftlich mit Adolf Meess, [...] überarbeitet und herausgegeben von Dr. med. et phil. Arnold Spuler, [...] - 361 S.; Berlin (Gebrüder Bornträger). [Digitalisat auf archive.org] bzw. PDF-Download auf [dspace.bcu-iasi.ro]
  • Rougeot, P.C. & P. Viette (1983): Die Nachtfalter Europas und Nordafrikas I.: Schwärmer und Spinner (1. Teil). Bombycoidea: Endromidae, Lasiocampidae, Lemoniidae, Attacidae (= Saturniidae), Brahmaeidae. Notodontoidea: Notodontidae, Dilobidae, Thaumetopoeidae. Sphingidae, Ctenuchiidae. Ein Taschenbuch für Biologen und Naturfreunde. – 281 S., 40 Farbtaf.; Keltern (Verlag Erich Bauer).
  • Spuler (1908 – 1910): Die Schmetterlinge Europas. Dritte Auflage von Prof. E. Hofmann's Werk: Die Gross-Schmetterlinge Europas. Bd. 1 – 4. – Stuttgart (E. Schweizerbartsche Verlagsbuchhandlung)
  • Wolf, W. & H. Hacker (2004)["2003"]: Rote Liste gefährdeter Nachtfalter (Lepidoptera: Sphinges, Bombyces, Noctuidae, Geometridae) Bayerns. — S. 223-233. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Tiere Bayerns. — Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Heft 166. 384 S., Augsburg. [Hinweis: Im Heft steht als Erscheinungsjahr "2003" - tatsächlich wurde es aber erst am 2. April 2004 der Öffentlichkeit vorgestellt] [PDF auf lfu.bayern.de].