In Europa noch nicht etabliert, Etablierung auf den Kanaren aber dringend zu erwarten! Ebenso auf Zypern (dort seit 2022) und wahrscheinlich im Bereich der gesamten Mittelmeerküste. Verschleppt in DE nachgewiesen (wieder ausgerottet)!
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Falter
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Biologie

2.1. Nahrung der Raupe

Die Raupe ist hochgradig polyphag, wobei immer wieder die große Rolle von Süßgräsern betont wird. [eppo.int (abgefragt 1. Februar 2022)] listet insgesamt 352 Pflanzenarten aus Dutzenden ganz unterschiedlicher Pflanzenfamilien auf. Als "major hosts" - gemeint sind Kulturpflanzen an denen große wirtschaftliche Schäden festgestellt wurden - werden angeführt: Mais (Zea mays), Reis ((Oryza sativa), Zuckerrohr (Saccharum officinarum), Sorghumhirse (Sorghum bicolor = Mohrenhirse, Sorgho, Dari, Durrha-Hirse), Baumwolle (Gossypium hirsutum) und Sojabohne (Glycine max), also 4 Vertreter der Poaceae und je einer der Malvaceae und Fabaceae.

3. Weitere Informationen

3.1. Andere Kombinationen

  • Phalaena frugiperda Smith, 1797 [Originalkombination]
  • Laphygma frugiperda (Smith, 1797)
  • Prodenia frugiperda (Smith, 1797)

3.2. Synonyme

  • Laphygma macra Guenée, 1852 [Synonym nach funet.fi]
  • Leucania inepta Walker, 1856 [Synonym nach funet.fi]
  • Prodenia signifera Walker, 1856 [Synonym nach funet.fi]
  • Prodenia plagiata Walker, 1856 [Synonym nach funet.fi]
  • Prodenia autumnalis Riley, 1871 [Synonym nach funet.fi]

3.3. Faunistik

Die Art wurde aus Georgia beschrieben, also aus dem Südosten der USA. Hier in etwa ist in Amerika die Nordgrenze des dauerhaften Vorkommens zu suchen, das nach Süden hin über Mittelamerika durch Brasilien bis nach Bolivien und Paraguay reicht. Da die Art jährliche Wanderungen nach Norden wie nach Süden unternimmt und während der warmen Saison in den dann besiedelten Gebieten mehrere Generationen ausbilden kann, ist sie in den gesamten USA bis an den Südrand Kanadas und südwärts in Chile, Argentinien und Uruguay ein gefürchteter landwirtschaftlicher Schädling in Mais-, Zuckerrohr- und Baumwoll-Kulturen aber auch vielen anderen Pflanzungen.

S. frugiperda scheint in neuerer Zeit immer wieder einmal nach Europa verschleppt worden zu sein - entsprechende Entdeckungen bei der Einfuhrkontrolle wurden aber nie konkret mitgeteilt. Besonders beispielhaft für dieses "Mauern" ist das Julius-Kühn-Institut. Baufeld & Herbst (2021: 295-296) berichteten in der Kurzfassung ihres Vortrags "Der Herbst-Heerwurm (Spodoptera frugiperda) - ein prioritärer Schädling auf dem Weg zur Globalisierung" auf der 62. Deutschen Pflanzenschutztagung vom 21.-23. September 2021 nichts zu Deutschland und zu Europa nur: "In den letzten Jahren gab es in der EU eine Reihe von Beanstandungen an verschiedenen Kulturen. Der Beitrag zeigt eine aktuelle Übersicht, bei welchen importierten Pflanzen ein besonders hohes Einschleppungspotential besteht. Ebenso werden die Entwicklungsstadien und typische Schadbilder vorgestellt." Genau dieses [Julius-Kühn-Institut] hatte am 9. Februar 2018 von der erfolgreichen Ausrottung der Art in Deutschland nach einer Einschleppung aus den USA berichtet - wie immer in denkbar kürzester und maximal verschleiernder Form - und fast 20 Jahre nach der Massenvermehrung auf einem Maisfeld: "Plant Health; Notification of the eradication of Spodoptera frugiperda in Baden-Wuerttemberg in Germany - We herewith notify the eradication of Spodoptera frugiperda in Baden-Wuerttemberg in Germany where in 1999 the infestation was found. The pest was found on 3 ha of maize and presumably introduced with sweet corn from the US. The current pest status provided in the EPPO Global Database is “transient, under eradication” Please can you update as follows: Pest status: absent, eradicated". Ein näherer Fundort - vermutlich in der Oberrheinebene - wurde nie genannt. Und ob die Art erfolgreich bekämpft wurde, oder ob die Art hier einfach an der Überwinterung scheiterte, bleibt ebenso unklar. Im "Pest risk assessment of Spodoptera frugiperda for the European Union" der [EFSA Panel on Plant Health (EFSA PLH Panel)] wurden zwar tolle Modelle entwickelt, aber letzten Endes verschleierten Jeger et al. (2018) auch dort alle konkreten Daten.

Sehr viel besser dokumentiert ist die Verschleppung der Art nach Afrika und deren Etablierung dort, in Asien und schließlich auch Australien. Eine Karte der [FAO] fasst das Auftreten der Art ab 2016 im westlichen Afrika bis zur Erreichung von Australien in 2020 und weiter bis Neukaledonien bis Januar 2021 sehr anschaulich zusammen. Dort - und nur dort - wird auch vom Auftreten der Art im April 2021 auf den Kanarischen Inseln berichtet, das höchstwahrscheinlich zu einer Etablierung der Art in Europa führen dürfte.

In Afrika wurden nach dem Erstnachweis Anfang 2016 noch im selben Jahr Nachweise aus mehr als 10 weiteren Ländern des Kontinents getätigt, im Folgejahr gab es Angaben aus praktisch ganz Subsahara-Afrika, 2018 dann in Indien, 2019 in China, Japan, Indonesien und Malaysia, 2020 in Papua-Neuguinea und Australien, Anfang 2021 dann in Neu-Kaledonien: "Native to the Americas, FAW was detected in Central and Western Africa in early 2016 (Benin, Nigeria, Sao Tome and Principe, and Togo) and further reported and confirmed in the whole of mainland Southern Africa (except Lesotho), in Madagascar and Seychelles (Island State). Within two years, it had spread across almost all of sub-Saharan Africa. By November 2019, the pest was also confirmed in Sudan, Egypt and Yemen, as well as in many Asian countries including India, Bangladesh, Sri Lanka, Thailand, Myanmar, China, Indonesia, the Philippines, Laos, Malaysia, Viet Nam, Cambodia, the Republic of Korea and Japan. Between February and May 2020, it was confirmed in Australia, Mauritania, Timor Leste and the United Arab Emirates. In late 2020, it was detected in Jordan, Syria and Papua New Guinea. In January 2021, New Caledonia confirmed FAW and by April it had invaded the Canary Islands of Spain in Europe. As of now, FAW spread from the Americas to over 70 countries."

S. frugiperda gehört damit zu den sich am schnellsten quer über den Erdball ausbreitenden Arten, wobei ein Mix aus passiver Verschleppung, sehr hoher Fortpflanzungsrate bei etlichen Generationen pro Jahr und der Fähigkeit zur Langstrecken-Migration als dafür "günstig" zusammenkommen. In Europa werden wir wohl nur im Mittelmeerraum mit regelmäßigeren Einwanderungen und größeren landwirtschaftlichen Schäden rechnen müssen - nachweisbar sollte der Falter und dessen Raupe aber in allen Staaten Europas sein.

(Autor: Erwin Rennwald (Stand 2021)

Gilioli et al. (2022) gingen in ihrem Artikel "Assessing the risk of establishment and transient populations of Spodoptera frugiperda in Europe" nicht nur auf die Frage einer dauerhaften Etablierung, sondern auch auf darauf aufbauende temporäre Vorkommen - wie wir sie ja z.B. von Helicoverpa armigera oder Spodoptera exigua kennen - in Europa ein. Ihre Modellierung zeigt, dass die Art sich nahezu zwingend auf Zypern, im südlichen Griechenland, im südlichen Italien und im Küstenbereich Spaniens sowie auf den zugehörigen Mittelmeerinseln (im Westen also auf Sizilien, Sardinien, Korsika und den Balearen) festsetzen wird, im ungünstigeren Fall auch weiter nördlich in Italien und Spanien bis hin an die französische Mittelmeerküste. Mit temporären Schadvorkommen ist dann fast überall im gemäßigten Europa zu rechnen.

Dass das kein rein theoretisches Szenario ist, zeigte sich wenige Monate später: Am 19. Dezember 2022 fand John East einen Falter im District Limassol auf Zypern [(Forum)] und am 21. und 25. Dezember je einen weiteren Falter [(Forum)], am 26. Dezember 2022 dann zwei Falter [(Forum)]. Andy Adcock gelang im selben District am 6. Januar 2023 ein weiterer Falterfund [(Forumsbeitrag 8. Januar 2023)], und in der folgenden Nacht erhielt er dann zwei Falter [(Forum)] sowie am 27. Januar 2023 14 Falter [(Forum)]. Damit ist hier fast zwingend von einer beginnenden Etablierung auszugehen. Funde in Griechenland, Italien, Spanien und auf den Mittelmeerinseln dürften bald folgen und auch erneute Funde in Deutschland und Neufunde in weiteren europäischen Ländern werden nicht auf Dauer ausbleiben.

(Autoren: Erwin Rennwald & Annette von Scholley-Pfab, Ergänzungen Januar 2023)

3.4. Literatur

3.5. Informationen auf anderen Websites (externe Links)