1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Raupe
1.3. Fraßspuren und Befallsbild
1.4. Puppe
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Raupennahrungspflanzen
3.3. Nahrung der Raupe
- [Malvaceae:] Malva moschata (Moschus-Malve)
- [Malvaceae:] Malva neglecta (Weg-Malve)
- [Malvaceae:] Malva sylvestris (Wilde Malve, Große Käsepappel, Rosspappel)
- [Malvaceae:] Alcea biennis [= Althaea pallida] (Blass-Pappelrose, Blass-Stockmalve, Blass-Stockrose, Blasser Eibisch, Bleicher Eibisch)
Die Raupe lebt an diversen Malven und anderen Malvaceae. Angaben zu Arten anderer Pflanzenfamilien dürften auf Verwechslung beruhen.
(Autor: Erwin Rennwald)
3.4. Prädatoren
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„lucidus glänzend, leuchtend; wegen den blendend weißen Stellen auf den Vorder- und Hinterflügeln.“
4.2. Andere Kombinationen
- Phalaena lucida Hufnagel, 1766 [Originalkombination]
4.3. Synonyme
- Noctua solaris Denis & Schiffermüller, 1775
- Noctua albicollis Fabricius, 1781
- Phalaena rupicola Borkhausen, 1792
- Noctua insolatrix Hübner, [1822]
- Acontia triradiata Walker, [1858]
4.4. Faunistik
Deutschland:
Heinicke in Gaedike & Heinicke (1999) informiert: "Vor dem Jahre 1900 in großen Teilen Deutschlands heimisch, hat A. lucida seit langem offenbar ihre Arealnordgrenze nach Süden/Südosten zurückgenommen. Letzte Funde im Osten Deutschlands in den Jahren 1926 und 1957 (Heinicke & Naumann, 1980-1982, Nr. 363)." Wachlin & Bolz (2012) führten die Art in der Roten Liste als in Deutschland "vom Aussterben bedroht".
Aus den Jahren 2013 und 2014 lagen wieder einige wenige Einzelfunde aus Baden-Württemberg (Kaiserstuhlgebiet) und von 2016 aus Rheinland-Pfalz vor (Gaedike et al. (2017)). Weitere Funde aus Baden-Württemberg gelangen 2019 und 2020 in der Umgebung von Freiburg [Ralf Bertram im Forumsbeitrag vom 7. Juni 2020], [Jürgen Hensle im Forumsbeitrag vom 10. Mai 2020] sowie [Helmut Kaiser im Forumsbeitrag vom 24. April 2020]. Am 1. September 2020 glückte Hanns-Jürgen Roland ein Fund bei Darmstadt Griesheim in Hessen [Forum]. Wenige Tage davor, am 21. August 2020, war bereits ein Fund in Hessen gelungen: Henker (2020: 177) belegte einen Falter beim Leuchten bei Flörsheim-Weilbach in den Weilbacher Kiesgruben. Hille (2021: 191) meldete für den Abend des 11. Juli 2021 "mehrere auffallend weiße, kleine Nachtfalter im Flug. Die Malveneulen flogen in der Zeit, als sich die Pflanzen von Malva alcea gerade erst entwickelten." Fundort war eine Sandfläche nördlich von Seeheim, Seeheim-Jugenheim, Kreis Darmstadt-Dieburg, also wieder in einer Sandfläche im südwestlichen Hessen, wo die Art mittlerweile (wieder) etabliert sein dürfte. [Vaclav Masek] meldete die Art für den 12. August 2022 aus Königstädten, also fast bei Frankfurt a.M.
Zengerling-Salge & Ochse (2017) stellen in ihrem Artikel "Willkommen zurück? – Wiederfunde der Malveneule (Acontia lucida Hufnagel, 1766) in Rheinland-Pfalz" die beiden Nachweise von 2016 in Rheinland-Pfalz zusammen. Die Tiere vom 27. Mai 2016 (zwischen Weisenheim und der Eyersheimer Mühle, U. Zengerling-Salge) und 24. Juli 2016 (Kallstadt, K. Dühr) müssten eigentlich zwei verschiedenen Generationen angehören. Die Autoren betonen: "Die Fundorte liegen etwa 5 km auseinander und haben die zu der Art passenden Habitatanforderungen gemeinsam: Wild belassene Randstreifen im Weinbaugebiet mit nektarreichen Blüten und Raupennahrungspflanzen wie Malven und Winden." Sie folgern: "Diese günstigen Gegebenheiten und die Tatsache, dass gleich zwei Falter gesichtet wurden, lassen darauf hoffen, dass die Art sich nicht nur zufällig hierher verirrt hat und wieder verschwindet, sondern dass es ihr eventuell gelingen könnte, erneut bei uns Fuß zu fassen." Die geäußerte Hoffnung war nicht ganz unberechtigt, denn M. Ochse kann in seinem [Forumsbeitrag vom 18. Juli 2017] gleich noch über 7 Falter beim Lichtfang am 14. Juli 2017 am Haardtrand bei Kallstadt (Rheinland-Pfalz) am Rande eines aufgelassenen Steinbruchs und über den Tagfund eines weiteren Falters beim nahen Weisenheim in der Rheinebene berichten - also wieder aus dem gleichen Gebiet. Im [Forumsbeitrag vom 27. August 2017] meldet M. Ochse aus diesem Gebiet den Fund von acht Raupen. [Rainer Roth] meldete die Art für den 11. September 2020 erstmals vom Mittelrhein bei Dörscheid. Die Art ist in den warmen Flächen im Osten von Rheinland-Pfalz mittlerweile wieder fest etabliert und auch in kleinen Ruderalflächen mit Malva neglecta teilweise in größerer Zahl zu finden (eigenen Beobachtungen E. Rennwald 2022). [Daniel Bartsch] berichtete von nördlich Stuttgart: "Bei Markgröningen ist die Art 2018 das Erste mal aufgetaucht, gleich in mehreren Exemplaren. Seither ist sie bei fast jedem Lichtfang zwischen Juli und September zu beobachten, oft zu Mehreren."
[Maurizio König] meldete für den 22. Juli 2022 den Fund von gleich 3 Faltern in einem ehemaligen Kalksteinbruch bei Dertingen im Nordosten Baden-Württembergs und 3 Tage später auch einen Fund im nahen Karlstadt (Unterfranken, Bayern).
Aus dem Saarland findet sich bei [Werno, A.: Lepidoptera-Atlas 2020, Verbreitungskarten Schmetterlinge (Lepidoptera) im Saarland und Randgebieten (abgefragt 26. Februar 2022)] nur eine Angabe von 2022 von Mimbach (ganz im Südosten des Bundeslandes), wo R. Ulrich die Art schon 2020 entdeckt hatte.
Insgesamt war die Art in der Oberrheinebene und ihren Rändern zwischen Basel und Frankfurt (und im Nordwesten an der Untermosel und am Mittelrhein) bis Ende 2022 wieder fast durchgehend vorhanden. Außerhalb davon wurde sie nicht nur im Saarland und im Westen von Rheinland-Pfalz, sowie im Nordosten Baden-Württembergs und im angrenzenden Nordbayern gefunden, sondern einmal auch in Sachsen: Auf [schmetterlinge-d.de] findet sich eine Faltermeldung für 2022 von Katrin Ritter von westlich von Dresden. Es ist zu erwarten, dass die Art sich in den nächsten Jahren auch wieder in weiteren ostdeutschen Bundesländern etabliert.
(Autoren: Erwin Rennwald, aktualisiert von Annette von Scholley-Pfab und Jürgen Rodeland; überarbeitet E. Rennwald am 26. Februar 2023)
4.5. Literatur
- Gaedike, R. & W. Heinicke (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Entomofauna Germanica 3). — Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 5: 1-216.
- Gaedike, R., Nuss, M., Steiner, A. & R. Trusch (2017): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Lepidoptera). 2. überarbeitete Auflage. — Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 21: 1-362.
- Henker, M. (2020): Hessenfauna 48. Ein bemerkenswerter Fund der Malveneule Acontia lucida (Hufnagel, 1766) im Main-Taunus-Kreis, Hessen (Lepidoptera, Noctuidae, Acontiinae). — Nachrichten des entomologischen Vereins Apollo, Neue Folge 41 (3-4): 177-178.
- Hille, A. (2021): Hessenfauna 53. Ein weiterer Nachweis von Acontia lucida (Hufnagel, 1766) für Hessen in den Untersten Rödern nördlich von Seeheim, Seeheim-Jugenheim, Kreis Darmstadt-Dieburg (Lepidoptera, Noctuidae, Acontiinae). — Nachrichten des entomologischen Vereins Apollo, Neue Folge 42 (4): 191.
- Erstbeschreibung: Hufnagel, J. S. (1766): Fortsetzung der Vierten Tabelle Von den Insecten, besonders den so genannten Nachteulen als der zwoten Klasse der Nachtvoegel hiesiger Gegend. — Berlinisches Magazin 3 (3): 279-309.
- Wachlin, V. & R. Bolz (2012 ["2011"]): Rote Liste und Gesamtartenliste der Eulenfalter, Trägspinner und Graueulchen (Lepidoptera: Noctuoidea) Deutschlands. Stand Dezember 2007 (geringfügig ergänzt Dezember 2010). - In: Binot-Hafke, M., Balzer, S., Becker, N., Gruttke, H., Haupt, H., Hofbauer, N., Ludwig, G., Matzke-Hajek, G. & M. Strauch (Red.): Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands. Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1). – Münster (Landwirtschaftsverlag). — Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 (3): 197-239.
- Wolf, W. (2022): Bemerkungen zu einigen sich derzeit nach und in Bayern ausbreitenden Schmetterlingsarten (Insecta: Lepidoptera: Erebidae, Noctuidae). — Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik 22: 73-85.
- Zengerling-Salge, U. & M. Ochse (2017): Willkommen zurück? – Wiederfunde der Malveneule (Acontia lucida Hufnagel, 1766) in Rheinland-Pfalz. — POLLICHIA-Kurier 33 (1): 24-25. [PDF auf pollichia.de]