Dubioses Taxon! Artberechtigung und Herkunft völlig unklar!
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2. Weitere Informationen

2.1. Taxonomie und Faunistik

Was ist Omochroa spurca ? Und wo kommt die Art vor? Eigentlich müssen wir beide Fragen gleich beantworten mit „Wir wissen es nicht!“ „Spurca“ wurde von Rambur (1858) auf Tafel IV, fig. 3 abgebildet. Gezeigt wird ein kaum gezeichneter brauner Falter mit etwas helleren Vorder- und dunkleren Hinterflügeln, der für mich zu keiner bekannten Art so recht passen will. Rambur (1858: 253-254) bespricht die Art nach „Euthemonia russula“ (heute Diacrisia sannio) und tatsächlich würden die Vorderflügel ganz gut zu einem Weibchen jener Art passen – die Hinterflügel und der Leib aber sicher nicht. Die in der wikipedia geäußerte Idee, dass es nach Toulgoët (1981) Ähnlichkeiten zu Sagarriella romei geben würde, passt auf die Hinterflügel, aber sicher nicht auf die bei jener Art viel schmäleren Vorderflügel. Immerhin: Rambur (1858: 254) vergleicht seine neue Art (und Gattung!) mit Setina irrorella, es dürfte sich also jedenfalls um eine Art der Arctiinae handeln – und der Vergleich deutet an, dass die Vorderflügel vielleicht tatsächlich viel zu breit gezeichnet sind.(?) Bei Artgleichheit mit Sagarriella romei wäre Omochroa spurca eindeutig der ältere Name.“ Nur eines scheint nach Toulgoët (1981) klar zu sein: Es gibt in der Rambur-Sammlung kein Typus-Exemplar zu Omochroa spurca - der Fall wird sich also wahrscheinlich nicht mehr klären lassen!

Vives Moreno (2014) nimmt das bei Karsholt & Razowski (1996) und in der Fauna Europaea - nach dieser Vorgeschichte sicher zurecht - nicht erwähnte Taxon in seine Liste iberischer Falter auf, konkret für Spanien. Grund dafür ist natürlich, dass die Art im « Catalogue systématique des lépidoptères de l'Andalousie » beschrieben wurde. Aber was schreibt Rambur (1858: 254) tatsächlich über die Herkunft seines männlichen Holotypus (er hatte nur dieses eine Exemplar zur Beschreibung zur Verfügung)? « Nous n’indiquons cette espèce, qu’avec doute, du midi de l’Espagne, l’ayant trouvée parmi des restes de Lépidoptères de ce pays, sans nous rappeler l’avoir prise ; elle pourrait être exotique ; d’après un mâle un peu usé. » Rambur konnte sich also nicht mehr erinnern, wie der Falter in seine Spanien-Sammlung gekommen war und hält es durchaus für möglich, dass es sich um eine exotische Art handelt, die dann also versehentlich in diesen Kasten gekommen wäre.

Hingewiesen sei noch auf einen zwischenzeitlichen weiteren Deutungsversuch, der der Interpretation als exotischer Falter folgt; Ribbe (1909: 347) schreibt in seiner Arbeit „Beiträge zu einer Lepidopteren-Fauna von Andalusien“: „Ich habe diese Art nur der Vollständigkeit wegen hier mit angeführt, denn ich habe gar keinen Zweifel, dass spurca eine exotische Art ist, und zwar eine nordamerikanische, und sehr wahrscheinlich mit Crocata rubicundaria Hb. zusammenfällt.“ Falls Ribbe (1909) recht hätte, wäre O. spurca jüngeres Synonym von Virbia rubicundaria (Hübner, [1831]), aber überzeugen mag mich das gar nicht. Wir müssen es wohl zur Kenntnis nehmen, dass Omochroa spurca ein nicht auflösbarer Name, ein nomen dubium, ist – und wahrscheinlich auch dauerhaft bleiben wird.

(Autor: Erwin Rennwald)

2.2. Literatur

  • Erstbeschreibung: Rambur, P. (1858): Catalogue systématique des lépidoptères de l'Andalousie. 1-412, I-X, pl. I-XXII. Paris. — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek: [253], [254], [Tafel IV, Abb. 3]
  • Ribbe, C. (1909): Beiträge zu einer Lepidopteren-Fauna von Andalusien. (Süd-Spanien). Macrolepidopteren. — Deutsche Entomologische Zeitschrift Iris 23, I. Beiheft 1909: I-VII, 1-395.
  • Toulgoët, H. de (1981): Les types des arctiides décrites par le Docteur P. Rambur [Lépidoptères Arctiidae]. — Alexanor, 12 (3): 129–131.
  • Vives-Moreno (2014): Catálogo sistemático y sinonímico de los Lepidoptera de la Península Ibérica, de Ceuta, de Melilla y de las Islas Azores, Baleares, Canarias, Madeira y Salvajes (Insecta: Lepidoptera). — Suplemento de SHILAP Revista de Lepidopterología: 1-1184. Madrid.