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Falter
Mine
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

Hinweis: ein hier bis zum 5. September 2021 gezeigter [Falter] war fehlbestimmt und wurde zu Parectopa ononidis verschoben.

1.2. Mine

2. Diagnose

2.1. Geschlecht nicht bestimmt

2.2. Genitalien

2.2.1. Männchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Boraginaceae:] Symphytum officinale (Echter Beinwell)
  • [Boraginaceae:] Pulmonaria longifolia (Langblättriges Lungenkraut)
  • [Boraginaceae:] Pulmonaria obscura (Dunkles Lungenkraut)
  • [Boraginaceae:] Pulmonaria montana (Knolliges Lungenkraut) [sehr wahrscheinlich ehedem bei Stuttgart-Zuffenhausen]
  • [Boraginaceae:] Pulmonaria mollis [= Pulmonaria mollissima] (Weiches Lungenkraut)
  • [Boraginaceae:] Pulmonaria angustifolia ? (Schmalblättriges Lungenkraut ?)
  • [Boraginaceae:] Pulmonaria officinalis ? (Geflecktes Lungenkraut ?)
  • [Boraginaceae:] Buglossoides purpurocaerulea [= Lithospermum purpurocaeruleum, Aegonychon purpurocaeruleum] (Blauroter Steinsame)
  • [Boraginaceae:] Lithospermum officinale (Echter Steinsame)
  • [Boraginaceae:] Pentaglottis sempervirens (Ausdauernde Ochsenzunge, Immergrüne Fünfzunge)
  • [Boraginaceae:] Echium plantagineum ? (Wegerichblättriger Natternkopf ?)

Nach Hering (1957) leben die Raupen im Spätsommer und Herbst in großen Platzminen in den Blättern von Lungenkraut (Pulmonaria) sp. und Beinwell (Symphytum) sp.. Auf gracillariidae.net [Artseite auf gracillariidae.net] kommt noch zwei weitere Gattungen der Familie der Rauhblattgewächse (Boraginaceae) hinzu, der Steinsame (Lithospermum und Buglossoides). Bladmineerders.nl [Artseite auf bladmineerders.nl] erwähnt noch zwei neue Funde 2012 an 2 weiteren Gattungen der Familie: Pentaglottis und Echium. Doch wie gut abgesichert sind alle diese Angaben? Und welche relative Bedeutung haben die einzelnen Pflanzenarten?

Fest steht: Die Raupe lebt nicht - wie von Stainton (1864: 195) "ohne Zweifel" festgestellt - an Orobus niger oder anderen Fabaceae, sondern ausschließlich an Boraginaceae. Es war Schleich (1867: 452) der zeigte, dass Stainton (1864: 195) bei seiner Raupenbeschreibung die damals noch unbeschriebene Sauterina hofmanniella (Schleich, 1867) vor sich hatte. Er selbst fand die Raupen an Symphytum officinale: "Wie wichtig zur Charakteristik und Unterscheidung nahe verwandter Arten die Kenntnis ihrer ersten Stände ist, beweist von neuem ein Fund, den ich im Herbst 1866 zu machen das Glück hatte. Ich fand nämlich einige 14füssige Minirraupen an Symphyt. officinale, aus denen ich im Frühjahre 1867 viel Falter erzog; welche bei aller Aehnlichkeit mit der aus Orobus niger erzogenen bisher als imperialella bezeichneten Gracilarie ohne alle Frage von dieser verschieden sind, sowohl in der Zeichnung des vollkommenen Insects, als besonders in den Sitten seiner Raupe. Es wird daher nicht zu umgehen sein, die bisher unter dem Namen imperialella bekannte Species in zwei Arten aufzulösen [...]". Symphytum officinale oder einfach Symphytum sp. wurden in der Folge noch öfters und aus ganz unterschiedlichen Ländern angeführt, nur in einigen Fällen aber auch konkret belegt.

Am schwierigsten zu interpretieren sind die Angaben zu den Lungenkraut-Arten, gilt Pulmonaria doch schon bei Botanikern als "schwierige" Gattung. Beaven (2021) konnte zeigen, dass die Minen der Raupen in Großbritannien an Pulmonaria longifolia zu finden sind - und dass die englischen Angaben zu "Pulmonaria angustifolia" und "Pulmonaria officinalis" höchstwahrscheinlich zu dieser Art gehören.

Angaben zu "Pulmonaria angustifolia" gibt es u.a. auch aus Baden-Württemberg, wo bei Steudel & Hofmann (1882: 210) zu ihrem Fundort "Schlotwiese" bei Stuttgart-Zuffenhausen zu lesen ist: "R. im Juli und Herbst an den breiten Herbstblättern von Pulmonaria angustifolia [...]". Das Dumme: Nach Kleinsteuber et al. in Sebald et al. (1996: 98) kam P. angustifolia in Baden-Württemberg nie vor! Ich halte es für nahezu zwingend, dass diese Minenfunde hier an Pulmonaria montana erfolgt waren - einer Pflanze, die sonst nirgends als Nahrungspflanze von D. imperialella angeführt wurde. Nach der Zusammenstellung auf [gracillariidae.net (abgefragt 4. Dezember 2022)] bleibt für P. angustifolia nur noch die Angabe von Buszko (1987) aus Polen, die ich noch nicht am Original studieren konnte. Immerhin: Die Pflanze kommt in Teilen Polens vor, so dass sie durchaus plausibel erscheint.

Noch unsicherer sind die vielen Angaben zu "Pulmonaria officinalis". Die Angaben aus England betrafen - wie schon erläutert - wahrscheinlich Pulmonaria longifolia. Angaben aus Deutschland westlich des Rheins dürften sich auf Pulmonaria obscura bezogen haben. Von weiter östlich gibt es Angaben, die stimmen könnten - aber konkrete aktuelle Funde wurden mir nicht bekannt.

Die Angabe von Draghia et al. (1987) zu "Pulmonaria mollisima", einem Synonym von P. mollis, dürfte stimmen, denn hier handelte es sich um eigene Minenfunde und nicht um alte Literaturangaben - die Arbeit konnte ich aber noch nicht im Detail studieren. Und natürlich könnten auch die anderen Pulmonaria-Arten durchaus genutzt werden - es wäre schön, wenn es hier zu verlässlichen Angaben käme.

Zu Buglossoides purpurocaerulea, Lithospermum officinale und Pentaglottis sempervirens gibt es zwar nur neuere Einzelangaben, aber sie scheinen ausreichend belegt zu sein. Die Angabe zu Echium plantagineum aus den Niederlanden könnte durchaus stimmen, aber ich weiß noch nicht, ob die Falter hier auch durchgezüchtet wurden - immerhin handelt es sich hier um eine für Dialectica scalariella sicher belegte Raupennahrungspflanze, so dass hier eine Klärung noch dringend erwünscht ist; jene Art wurde in den Niederlanden noch nicht festgestellt, könnte hier aber durchaus auftauchen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Faunistik

Nach Gaedike & Heinicke (1999) gibt es in Deutschland ältere Angaben (vor 1980) aus Baden-Württemberg, Thüringen und Brandenburg, neuere aus Bayern. Pröse et al. (2003) stufen die Art für Bayern (Region Tertiär-Hügelland und voralpine Schotterplatten) als "2 - stark gefährdet" ein.

Nach SwissLepTeam (2010) ist die Art auch Faunenbestandteil der Schweiz (Wallis (ohne Simplon-Südseite)).

(Autor: Erwin Rennwald)

4.3. Literatur

  • Beavan, S. D. (2021): Dialectica imperialalla (Zeller, 1847) (Lepidoptera: Gracillariidae) rediscovered on the Isle of Wight after 45 years and consideration of one of its larval foodplants. — Entomologist's Gazette 72 (4): 221-228.
  • Buszko, J. (1987): Studies of the mining Lepidoptera of Poland. II. New records of some rare species. — Polskie Pismo Entomologiczne, 57: 631-643. [Sekundärzitat]
  • Draghia, I., Nastase, I. & I. Nemes (1979): Contribution à la connaissance des insectes mineurs de Moldavie. — Travaux du Muséum d'Histoire Naturelle "Grigore Antipa", 20: 301-308. [Sekundärzitat]
  • Gaedike, R. & W. Heinicke (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Entomofauna Germanica 3). — Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 5: 1-216.
  • Sauer, W., Kleinsteuber, A. & M. Thiv (1996): Pulmonaria L. 1753 Lungenkraut — S. 90-98. In: Sebald, O., Seybold, S., Philippi, G. & A. Wörz (1996): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5. — 539 S.; Stuttart (Ulmer Verlag).
  • Pröse, H., Segerer, S. & H. Kolbeck (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Kleinschmetterlinge (Lepidoptera: Microlepidoptera) Bayerns. — S. 234-268. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Tiere Bayerns. — Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Heft 166. 384 S., Augsburg. [Hinweis: Im Heft steht als Erscheinungsjahr "2003" - tatsächlich wurde es aber erst am 2. April 2004 der Öffentlichkeit vorgestellt]
  • Schleich, C.H. (1867): Einige microlepidopterologische Beobachtungen über eine neue Nepticula, die Raupe von Gelech. micella und über Gracil. imperialella. — Entomologische Zeitung 28: 449-455. Stettin.
  • [SCHÜTZE (1931): 163]
  • Stainton, H. T. (1864): The natural history of the Tineina 8: I-IX, 1-315, Gracilaria pl. I-V, Ornix pl. I-III. London (John van Voorst) – Paris (Deyrolle) – Berlin (E. S. Mittler und Sohn). — Digitalisat auf archive.org: [194-203], [Gracilaria pl. V fig. 3].
  • Steudel, W. & E. Hofmann (1882): Verzeichniss württembergischer Kleinschmetterlinge. - Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg 38: 143–262. [PDF auf zobodat.at]
  • SwissLepTeam (2010). Die Schmetterlinge (Lepidoptera) der Schweiz: Eine kommentierte, systematisch-faunistische Liste. — Fauna Helvetica 25. Neuchâtel (CSCF & SEG).
  • Erstbeschreibung: Zeller, P. C. (1847): Die Gracilarien. — Linnaea Entomologica 2: 303-383.
  • Beavan, S. D. (2021): Dialectica imperialella (Zeller, 1847) (Lepidoptera: Gracillariidae) rediscovered on the Isle of Wight after 45 years and consideration of one of its larval foodplants. — Entomologist’s Gazette 72: 221-228.