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Erstbeschreibung
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

Noch unbekannt! Und da der Falter seit 1829 nicht mehr gefunden wurde, blieb zu befürchten, dass das auch so bleiben wird. Mit dem Fund der Art 2013 in Austin/ Texas gibt es wieder Hoffnung auf eine Klärung.

Koster & Sinev (2003) betonen, dass die Raupen von drei anderen Arten der Gattung in Nordamerika parasitisch in (!) Schildläusen der Gattung Kermes leben. Das sind dort große Tiere, während die wenigen europäischen Kermes-Arten alle unter 5 mm groß, also für parasitische Euclemensia-Arten einfach zu klein sind.

Ridout (2016) widerspricht dem und stellt fest, dass die europäischen 5-mm-Schildläuse durchaus für eine Larvalentwicklung ausreichen würden.

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Die Art ist nach dem - irrtümlichen - Sammler benannt: "it was taken on Kersall-Moor the middle of last June by Mr. R. Wood, of Manchester, to whom I have the pleasure of dedicating it" (Curtis 1830).

Stellen Sie sich vor, sie heißen Robert Cribb und sind begeisterter Amateur-Entomologe. Sie sammeln also fleißig. Und stellen Sie sich vor, eines Tages finden Sie an einem alten verrotteten Baumstamm (einer Erle?) zahlreiche Falter einer Ihnen völlig unbekannten Kleinschmetterlingsart. Stellen Sie sich vor, Sie sammeln von dieser Art eine lange Serie von 50-60 Faltern (das machen Sie natürlich heute nicht mehr, aber damals, im Juni 1829, dachten Sie noch anders). Und weil Sie natürlich wissen wollen, was das ist, geben sie einen Falter an Herrn Wood und 2 Falter an Herrn Carter. Doch beide wissen auch nicht weiter. Herr Wood leitet sein Exemplar an die große Autorität weiter, Herrn John Curtis, der gerade sein achtbändiges Monumentalwerk über "British Entomology" anfertigt. Und der beschreibt das Tier tatsächlich als neue Art! Klasse - oder?

Ja, wenn da nicht der Name wäre ... denn das Tier heißt jetzt nicht Pancalia cribbella, sondern Pancalia woodiella. Und tatsächlich müssen Sie in der Erstbeschreibung lesen: "The only specimen I have seen of this beautiful moth, which is larger than the others, is a female; it was taken on Kersall-Moor the middle of last June by Mr. R. Wood, of Manchester, to whom I have the pleasure of dedicating it". Mr. Wood? Der hat den Falter doch nie lebend gesehen - aber jetzt wurde er berühmt! Stellen Sie sich also vor, Ihre Freude an der neuen Art ist also erst einmal leicht getrübt, aber jetzt wollen natürlich auch andere von Ihrer ganzen Schachtel voll mit diesen Tieren ihr Exemplar haben. Ja, wenn es cribbella hieße, dann wären Sie stolz und großzügig - Sie haben ja noch genug. Aber so? Nein, die Schachtel bleibt zu! Und nein, unter diesen Umständen sammeln Sie überhaupt nicht mehr, nie mehr!

Klar, die anderen versuchen, das Tier jetzt selbst zu finden, ärgert Sie das etwa? Höchstens ein paar Jahre, bis Ihnen klar wird, dass Sie wohl der einzige bleiben, der dieses Tier jemals lebend zu sehen bekommt. Ihre Schachtel haben Sie noch immer. Da kommt dann irgendwann Herr Carter, der, dem Sie damals 2 Exemplare gegeben hatten - und der hat Ihnen eigentlich nichts getan. Jetzt bietet er Ihnen Geld für die Schachtel. Sollen Sie? Oder sollen Sie nicht? Herr Carter bietet Ihnen einen ordentlichen Betrag, und Geld könnten Sie eigentlich gebrauchen. Also gehen sie mit Herrn Carter in das Landgasthaus, in dem Sie sich eingemietet hatten und in dem Ihre wertvolle Schachtel stand, denn dort könnten Sie mit dem Geld gleich die ausstehenden Schulden für das Zimmer bezahlen.

Ein Hoffnungsschimmer? Nein, Sie wissen ja schon: Die Welt ist schlecht! Ihre Vermieterin hat sich so über ihren säumigen Schuldner geärgert, dass sie die Schachtel - ja, Ihre jetzt so wertvolle Schachtel! - einfach ins Feuer geworfen hat.

Herr Cribb, Ihr Fang ist jetzt 185 Jahre her. Erinnern Sie sich noch an die Enttäuschung? Erinnern Sie sich auch noch an die Freude Ihres Fundes? Und wie denken Sie jetzt mit Abstand darüber? Würden Sie ihre Schachtel jetzt doch früher öffnen, wenn Sie wüssten, dass das die einzigen Belegtiere waren, die der Wissenschaft weltweit zur Verfügung stünden? (Oder würden Sie die Schachtel etwa gleich selbst ins Feuer werfen ?) Und was würden Sie - mit Ihrer Erfahrung und viel, viel Abstand zu damals - jetzt anderen eifrigen Amateur-Entomologen raten, die von Kollegen - absichtlich oder nicht - übergangen worden sind? Mehr Großzügigkeit? Wissen Sie was, ich denke, dass John Curtis Sie nicht absichtlich übergangen hat. Ich habe einen Vorschlag für Sie: Ich nenne das Tier jetzt einfach "Cribbs Prachtfalter" - damit Ihre Geschichte nie mehr vergessen wird.

(Autor: Erwin Rennwald, 16. November 2014, basierend auf einem Beitrag von Sidebotham (1884))

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Faunistik

Curtis (1830) lag für seine Erstbeschreibung nur ein einziges Weibchen vor: "The only specimen I have seen of this beautiful Moth, which is larger than the others, is a female; it was taken on Kersall-Moor the middle of last June by Mr. R. Wood, of Manchester, to whom I have the pleasure of dedicating it; [...]". Tatsächlich wurde dieses Tier - wie auch alle anderen - nicht von Herrn Wood, sondern von Herrn Robert Cribb gesammelt (siehe Kapitel "Etymologie").

Helliwell (2009) berichtet in der Pressemitteilung des Manchester Museum vom 19. März: "The Museum’s entomology (insect) collection contains very few specimens that are as rare and as valuable to scientists and historians as the ‘Manchester Moth’. Scientist John Curtis first described the ‘Manchester Moth’ in the sixth volume of the first edition of his book ‘British Entomology’, which was published in 1830. There are only two other specimens of this moth in the world; one in London and a second in Melbourne, Australia.

The ‘Manchester Moth’ was given its name because it was a new species discovered in the city. Approximately 50 specimens were collected on Kersall Moor in June 1829 by insect collector Robert Cribb. Unfortunately, the store-box containing the specimens was destroyed by Cribb’s angry landlady as he had not paid his rent. Only three moths survived. The Manchester Moth is an unsolved scientific mystery because no-one has found any new specimens since 1829. Entomologists believe that the species does not occur outside Britain and is probably now extinct."

Logunov (2011) referiert Details über die Entdeckung des Taxons und die weltweit nur drei erhaltenen Exemplare. Er zeigt auch ein Farbfoto eines der beiden Belegtiere, die in der Sammlung von S. Carter erhalten blieben, nämlich das jetzt im Museum in Manchester befindliche. Das Etikett "PARATYPE" ist allerdings unzutreffend, da Curtis (1830) für seine Beschreibung nur ein einziges Exemplar, eben der jetzt in Australien aufbewahrte Holotypus zur Verfügung stand.

Koster & Sinev (2003) leiten gerade aus der vermuteten Biologie ab, dass die Tiere aus einem anderen Erdteil eingeschleppt wurden - es besteht also noch Hoffnung, dass die Art doch nicht ganz ausgestorben ist.

(Autor: Erwin Rennwald, 16. November 2014)

Und tatsächlich scheint die erwartete Lösung die richtige zu sein: Ridout (2016) glaubt, das Geheimnis gelüftet zu haben. Jedenfalls wurde ein ganz und gar passendes Exemplar bei Austin, Texas (USA) fotografiert: "In July 2013 Valerie Bugh of the North American Photographers Group at the Mississippi Entomological Museum photographed a moth, thought to be E. schwarziella, at the Lady Bird Johnson Wildflower Centre in Austin, Texas. This identification was made using Hodges (1978) but the illustration in that book is very small. When the Austin specimen is compared with the type of E. schwarziella (Figs 4, 5) it can be seen that there are similarities but also differences, particularly in the intensity of the white on the costal margin of the forewing. [...] The significance of such small differences in markings is unclear, but Austin is 900 miles away from the Santa Rita Mountains on the other side of the country so there may be Population variations. If we compare the Austin specimen with the holotype of E. woodiella (Figs 1, 5) then we find that the patterns are very similar. The most noticeable difference between the two insects appears to be the white on the head and legs, but Cribb's moths are now almost 200 years old, faded and in poor condition. A closer Image shows that the face and legs of Cribb's insect are also white (Fig. 7) and we conclude that the Austin specimen is the lost Euclemensia woodiella. There is a strong suggestion that E. schwarziella is a junior synonym of E. woodiella but to confirm this further material must be studied." Ridout (2016) diskutiert noch einmal ausführlich, wie die damalige Verschleppung nach Kersall Moor funktioniert haben könnte. Seine Antwort: Mit Eichen-Borke, die damals im großen Stil von Amerika nach England verschifft wurde.

(Autor: Erwin Rennwald, Ergänzung 24. November 2016)

4.4. Typenmaterial

Ridout (2016) bildet alle drei erhalten gebliebenen Tiere aus Europa (Kersall Moor) ab. Da die Erstbeschreibung nur auf einem der drei Tiere beruhte, ist das der Holotypus. Wie sich herausstellen sollte, handelte es sich dabei aber nicht um ein Weibchen, sondern ein Männchen: "The Curtis type went with him when he emigrated to Australia and is now in the Museum Victoria in Melbourne. [...] The Curtis type retains its original pin and bears only a recent holotype Label and a genitalia slide number so that it would seem that Cribb did not label his specimens."

Der Holotypus kam mit Curtis nach Australien, die beiden anderen Exemplare, die anderen beiden noch erhaltenen Exemplare mit Herrn Carter in die Sammlung des Manchester Museum. Aber wie kam dann eines dieser beiden Exemplare ins British Museum of Natural History nach London? Das ist wieder eine Geschichte, die Jahrzehnte gedauert hat; kurz zusammengefasst: Lord Walsingham wollte eines der beiden Tiere, und das ließ er sich etwas kosten: Das Manchester Museum bekam für diesen einen Falter 2.289 Exemplare anderer britischer Mikrolepidoptera, alle nach neuesten taxonomischen Kenntnissen sortiert und etikettiert. Wenn man bedenkt, dass dieses Tauschgeschäft fast drei Jahrzehnte in Anspruch genommen hat, dann ahnt man, dass auch das ein Drama war: Cook & McConville (2018) beschreibt dieses im Detail. Aber nochmals: Diese beiden Carter-Exemplare sind keine Paratypen, sondern Paratypoide.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Literatur