1. Lebendfotos
1.1. Männchen
1.2. Weibchen
1.3. Raupe
Larve des Bockkäfers Oberea histrionis, die in ähnlicher Weise wie die Raupe von Ch. hungarica lebt
Im Vergleich mit der Raupe produziert die Käferlave lange Chips und hat keine Beine.
1.4. Puppe
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
- [Euphorbiaceae:] Euphorbia lucida (Glänzende Wolfsmilch, Glanz-Wolfsmilch)
Vorjährige Euphorbia lucida-Stängel sind graubraun bis schokobraun und fast immer dünner (8-12 mm) als die Stängel vom Euphorbia palustris (meist 12-15 mm). Zudem sind die vorjährigen Pflanzen kleiner und die Spitzen weit weniger verzweigt und buschig als bei Euphorbia palustris, die auch die deutlich dichteren Horste bildet und in Criewen zumeist direkt im Uferbereich von Gräben zu finden ist. Euphorbia lucida dagegen besiedelt die Wiesenflächen des Polders. Beide Pflanzen können aber direkt nebeneinander vorkommen. Hier fällt dann auf, dass die Eu. lucida-Stängel meist schon nah am Wurzelansatz hohl sind, während Eu. palustris-Stängel im unteren Bereich noch viel Mark enthalten [Alessandro Kormannshaus im Forum]
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Sesia hungarica Tomala, 1901 [Originalkombination]
4.2. Synonyme
- Chamaesphecia deltaica Popescu-Gorj & Căpușe, 1965
4.3. Faunistik
Die Art lebt offenbar monophag an Glanz-Wolfsmilch (Euphorbia lucida). Der Zufallsfund eines Weibchens in Polen, Woiwodschaft Großpolen, Szeszewo an der Warthe, im Frühjahr 2017 geschlüpft aus dem Eintrag eines Coleopterologen einer nicht näher bestimmten Euphorbia-Art, brachte Rämisch & Schmidt (2018) auf die Idee, dass dies Euphorbia lucida gewesen sein könnte und dass Ch. hungarica womöglich auch an der Oder, in die die Warthe mündet, vorkommt. Die Autoren machten sich kundig, wo Euphorbia lucida in Deutschland wächst: „nur sehr lokal in Bayern, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern und im mittleren und nördlichen Brandenburg an der Oder“, dort an „Ufer[n], Auengebüsche[n], Gräben und Wiesen“. (Diese Ausgangssituation erinnert etwas an den Erstnachweis von Boudinotiana touranginii in Deutschland, der mit Schwierigkeiten verbunden war und erst nach Jahren der Geduld und Hartnäckigkeit zum Erfolg führte.)
Für Rämisch & Schmidt bestand eine Herausforderung darin, Euphorbia lucida „außerhalb bzw. am Beginn der Vegetationsperiode zu finden“. Dies gelang nach Exkursionen, die nur Euphorbia palustris ergaben, am 3. Mai 2018 in Feuchtwiesen in der Oder-Auenlandschaft, Deutschland, Brandenburg, Umgebung Frankfurt (Oder). Die Autoren bilden aus ihrer Zucht ein Pärchen ab (e.p. 20. Mai 2018). Am 28. Mai fanden sie im Habitat „eine größere Zahl Falter“, die sich „in der Nähe der Nahrungspflanzen auffinden und mit den Augen verfolgen“ ließen. Frank Rämisch rundet die Publikation mit einem Freilandfoto eines auf Euphorbia lucida sitzenden Falters ab.
(Autor: Jürgen Rodeland)
4.4. Literatur
- Rämisch, F. & H. Schmidt (2018): Chamaesphecia hungarica (Tomala, 1901) – ein neuer Glasflügler für Deutschland (Lepidoptera, Sesiidae). — Märkische Entomologische Nachrichten 20 (2): 241-248.
- Erstbeschreibung: Tomala, N. (1901): Sesia empiformis Esp. var. hungarica n. var. — Rovartani lapok havi folyóirat különös tekintettel a hasznos és kártékony rovarokra 8 (3): 47-50. Budapest.