1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Eiablage
1.3. Ausgewachsene Raupe
1.4. Jüngere Raupenstadien
1.5. Puppe
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrungspflanzen der Raupen
3.3. Nahrung der Raupe
Noch unbekannt!
4. Weitere Informationen
4.1. Synonyme
- Adela getica Mann, 1871 [Synonym nach Timossi & Huemer (2025)]
4.2. Taxonomie und Faunistik
Adela paludicolella wurde von Zeller (1850) aus den Sümpfen bei Pisa beschrieben. Staudinger erhielt dann Exemplare von "Attica" in Griechenland, die der Beschreibung nach fast passen würden - aber nur fast. Also entschloss er sich, eine neue Art zu beschreiben, A. orientella. Und Staudinger (1870: 133) begründete auch: "Die vorliegenden neun griechischen Stücke (8 ♂♂, 1♀) sind wohl sicher alle in der Attica gefangen; nur das eine trägt einen Zettel mit: «Attica 3/4 67». Diese Art, etwa von der Grösse der Mazzolella, scheint der mir in Natur unbekannten Paludicolella Z. sehr nahe zu stehen, ist aber sicher verschieden, da Orientella einmal einen schwarzen (Paludicolella einen rostgelben) Kopf hat und ferner der weisse Vorderrandspunkt mit dem tiefschwarzen Strich davor durchaus fehlt. Also die Kopfhaare (nebst Palpen) sind bei allen, meist ganz frischen Stücken durchaus schwarz. Die Fühler sind bei den ♂♂ etwa 2 1/2 Mal so lang als die Vorderflügel, bei dem ♀ nur wenig länger als diese. [...]. Die Vorderflügel können nun durchaus nicht, wie Paludicolella, «schwarzbraun, sehr reichlich mit goldglänzenden Punkten bestreut» genannt werden, sondern sie sind durchaus goldschimmernd, mehr oder minder, zuweilen überwiegend mit Violett gemischt. Die Flügel werden fast genau in ihrer Mitte von einer schmalen weisslichen Binde (Strich) durchschnitten, die meistens, besonders nach innen, dunkler (violett) beschattet ist. Diese Querbinde ist eher gelblichweiss als reinweiss zu nennen, verläuft ziemlich grade und ist zuweilen am Vorderrande sehr schmal. Nur ein griechisches Stück zeigt am Vorderrande, an der Stelle, wo der schneeweisse Punkt stehen soll, eine einzelne nur durch die Loupe erkennbare weissliche Schuppe."
Doch Staudinger schrieb ja selbst, dass er A. paludicolella nicht kannte, und so wurde seine Art durch Küppers (1980) dort als Synonym einbezogen. Dies wurde in der Folge allgemein akzeptiert. Das Problem, warum sich das so lange halten konnte, wird in der Monografie von Bryner (2020: 249-250) deutlich: Seine Falterbilder von "A. paludicolella" stammen alle von Griechenland, genauso die von ihm abgebildeten Genitalien beider Geschlechter. Und zu den Tieren in den Museen konnte er nur schreiben: "Kopfbehaarung schwarz, manchmal strohgelb durchmischt oder ganz gelb, vor allem bei den ♀♀." Die "echte" A. paludicolella wurde schon immer sehr viel seltener gefunden als Staudingers A. orientella.
Erst Timossi & Huemer (2025) verglichen erneut italienische und griechische "A. paludicolella miteinander, diesmal unter Einbeziehung der Genitalien und kombiniert mit Barcoding. Und es gelang ihnen, die Lectotypen der beiden Arten - und auch denjenigen der Adela getica Mann, - zu studieren. Und siehe da: die von Staudinger (1870: 133-134) beschriebenen Unterschiede waren alle gut nachvollziehbar. Die Genitalunterschiede sind nicht riesig, aber vorhanden und ein Barcoding-Abstand von ca. 6 % ist weit mehr, als für getrennte Arten verlangt wird. Die Autoren gehen davon aus, dass die Taxa schon mehrere Millionen Jahre voneinander getrennt sind: "Adela paludicolella and A. orientella have a W-Mediterranean and E-Mediterranean distribution respectively and are a case of allopatric speciation. The differentiation of these species possibly dates back to the last phase of the Miocene in the Messinian period between 5.0 and 5.6 Myr ago when the Mediterranean Sea remained repeatedly isolated from the Atlantic ocean (Zunino & Zullini 2004); a phase of lowering of the water level followed which led to the emergence of large areas during the Messinian salinity crisis. The climate around the basin was desert type with succulent plants."
A. orientella wirde vor allem von Kreta und Zypern gemeldet, seltener von anderen griechischen Inseln (Bryner (2020: 249-250) zeigt Falter der nordägäischen Insel Lesbos (Lepetimnos), dem nahen Küstenbereich der Türkei.
http://www.nkis.info/ (abgefragt 2. Oktober 2021) akzeptiert auch einen Nachweis von "A. paludicolella" [recte: A. orientella] für den Osten Rumäniens (Tultscha = Tulcea), der in der Fauna Europaea als fraglich angesehen wurde. Rákosy & Goia (2021: 175-176) teilen die Bedenken gegen ein Vorkommen in Rumänien: "Species with the area in southern Europe. According to Z. & S. Kovács (2000/1) the presence of the species in Romania is uncertain. There is an old report, with the synonym Adela orientella Staudinger, 1870, from Dobrogea region (Caradja 1901) and a recent report from Satu Mare county (Ardelean 1998)." Caradja (1901: 145) hatte einfach geschrieben: "Ad. orientella Stgr. Dobrudscha (Mn.)." "Mn." steht dabei für "von J. Mann im Jahre 1865 erbeutet". Timossi & Huemer (2025) akzeptieren die Meldung für Rumänien.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.3. Publikationsdatum der Erstbeschreibung
Hinsichtlich der Publikationsdaten der Arbeiten in den „Trudy Russkogo Entomologicheskogo Obshchestva“ und den „Horae Societatis Entomologicae Rossicae“ der Jahre 1861-1932 folgen wir Kerzhner (2004), der die Datierungen der Papierhüllen der einzelnen Hefte auswertete, welche in nur wenigen Bibliotheken beim Binden der Jahrgänge nicht entfernt wurden. Demnach wurde Band 7 der „Horae“ in folgenden Lieferungen herausgegeben: Heft 1 (Seiten 3-66) am 2. April 1870, Doppelheft 2-3 (Seiten 67-282 und 305-320) im September 1870, Heft 4 (Seiten 283-304 und 321-408) am 1. Juli 1871.
(Autor: Jürgen Rodeland)
4.4. Literatur
- Bryner, R. (2020): Adelidae (Lepidoptera) – Beitrag zur Kenntnis der Biologie und Bestimmungshilfe für die europäischen Arten. — Contributions to Natural History 38: 1-475. [Digitalisat auf e-periodica.ch]
- Caradja, A. (1901): Die Microlepidopteren Rumäniens. — Buletinul Societății de Șciințe din Bucureșci, România, 10: 110-168.
- Kerzhner, I. M. (2004): Publikationsdaten der “Trudy Russkogo Entomologicheskogo Obshchestva” und “Horae Societatis Entomologicae Rossicae”, 1861-1932. Autorisierte Übersetzung von K. Standfuss. — Entomofauna 25 (14): 237-248. [PDF auf zobodat.at]
- Küppers, P. V. (1980): Untersuchungen zur Taxonomie und Phylogenie der Westpaläarktischen Adelinae (Lepidoptera: Adelidae). — Wissenschaftliche Beiträge Karlsruhe 7: 1-497, 10 pl. Karlsruhe (Verlag M. Wahl).
- Rákosy, L. & M. Goia (2021): Lepidopterele din România: lista sistematică și distribuție. The Lepidoptera of Romania: a Distributional Checklist. — 369 p.; Cluj-Napoca (Presa Universitară Clujeană).
- Zeller, P. C. (1850): Verzeichniss der von Herrn Jos. Mann beobachteten Toscanischen Microlepidoptera. — Entomologische Zeitung 11: (2) 59-64, (4) 134-136, (5) 139-162, (6) 195-212. Stettin.
- Erstbeschreibung: Staudinger, O. (1870-1871): Beitrag zur Lepidopterenfauna Griechenlands. — Horae societatis entomologicae rossicae 7: 3-304, pl. I-III. St. Pétersbourg (V. Bésobrasoff & Comp.). — Digitalisat auf biodiversitylibrary.org: [233-235], [pl. III mit fig. 6]
- Timossi, G. & P. Huemer (2025): Adela paludicolella Zeller, 1850, and Adela orientella Staudinger, 1870 sp. rev. (Lepidoptera, Adelidae): two distinct species revealed by morphological analysis and DNA barcoding. — Zootaxa, 5621 (2): 249–261.