Version 27 / 32 vom 21. November 2020 um 8:32:59 von Erwin Rennwald
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Falter
Weibchen
Geschlecht nicht bestimmt
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Weibchen

2.2. Geschlecht nicht bestimmt

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteracaceae:] Aster amellus (Kalk-Aster, Berg-Aster)

Die in Europa weit verbreitete Art wird nur recht selten gefunden. Schütze (1931: 177) schreibt zur Raupe: Rhyacionia hastana Hübner. Raupe Mai [...]. Zwischen zwei versponnenen Blättern von Succisa (Disqué); in versponnenen Trieben von Hieracium (Frey); Eppelsheim erzog sie aus versponnenen Blättern von Silene nutans (Reutti)." Demnach scheint die Raupe an Vertretern von mindestens 3 Pflanzenfamilien (Caprifoliaceae, Asteracaceae und Caryophyllaceae) zu leben, also recht polyphag zu sein ...

Hering (1960: 140) hat dazu allerdings eine ganz andere Theorie: in allen drei Fällen wurden die jungen Rosettentriebe der Pflanze mit denen von Aster amellus verwechselt! Er berichtet (S. 139): "Aster amellus L. Seit dem Herbst 1955 erhielt ich von Direktor H. Zavøel in Kromìríž (Tschechoslovakei) alljährlich im Herbst gefundene, charakteristische Platzminen in den Blattern dieser Aster-Art, die wegen des umständlichen Postweges in einem zur Weiterzucht nicht geeigneten Zustand eintrafen, zumal es sich um eine Art handelte, die als Raupe überwintert. Herr Dr. Dalibor Povolný ernahm es liebenswürdigst, die Art zu züchten; die Zucht lieferte als Erzeuger Faneifera hastana (Huebner) früher fälschlich zu Rhyacionia Hb. gestellt, für die Obraztsov, 1945, das neue Genus schuf. Zavøel fand die Art regelmäßig-im September, nach Überwinterung im Mai, im Walde von Strabilov bei Lisek (CSR). Die Mine erscheint als sehr breiter, ganz unregelmäßiger, zuweilen fast platzartiger Gang, der gewöhnlich an der Blattspitze beginnt und blattgrundwärts zieht. Die Mine ist überall beiderseitig und durchsichtig; am Anfang aber erscheint sie durch dort abgelagerten, reichlichen Kot schwärzlich, undurchsichtig. In der übrigen Mine liegen die Körner unregelmäßig, meist am Minenrande gehäuft (Abb. 19). Nach der Überwinterung spinnt die Larve Blätter zusammen und erzeugt später Schabefraß von dieser Wohnung aus.

Dr. Buhr fand die Larve an gleicher Pflanze im Leutra-Tal bei Jena am 22. IV. 1959 und schreibt darüber (i.l.): "Zur Zeit fallen die Jungsprosse dadurch auf, daß die mehr innenstehenden, noch eingerollten Blatter des Triebes mit ihrer Spitze an dem nächst älteren, bereits entspreizten, Blatt, oft inmitten oder unterhalb des breitesten Flächenteiles, angeheftet sind und anschließend zufolge des nicht sistierten Sproßwachstums stark kniewinklig verbogen werden. Die ... Raupe lebt dann in einer von 1 - 2 noch eingerollten, zu äußerst stehenden Blättern gebildeten Wohnung und schabt die oberen Teile ihres Wohnblattes erst sekundär ab. Primär dringt sie vielmehr zunächst - an breiten Flachen -, gern in mehreren Stellen minierend, an schmaleren die Ränder aufwärts faltend und den Hohlraum begrasend, in das Haftblatt vor. Der Vegetationskegel wird nicht angetastet. In dieser Behausung frißt sie dann die ganze Falte leer, erst danach wird der obere Teil des Wohnblattes beschabt."

Als Futterpflanzen der Art werden in der Literatur Hieracium, Silene und Succisa angegeben, wahrscheinlich zu Unrecht. Es scheint, als ob die Art monophag an Aster amellus L. lebt. An Aster novi-belgii L. (mit fast glatten Blättern) fraßen die angesetzten Raupen nicht; an der verwandten Art Solidago canadensis L., ebenfalls zur Tribus der Asteroideae gehörig (mit etwas behaarten Blättern), wurde ein kleines Loch gefressen. Zur frühen Zeit des Auftretens der überwinterten Raupe sind alle genannten Pflanzen in einem Jungstadium, in dem sie verkannt werden können; nach den mit den Raupen gemachten Erfahrungen kann angenommen werden, daß es sich bei allen genannten Pflanzen um verkannte Aster amellus L. gehandelt hat."

Aber was ist mit Razowski (2001: 72), wenn er schreibt: "Succisa pratensis (Dipsacaceae), Gnaphalium, Hieracium und andere Asteraceae"? Es ist zu befürchten, dass er nur die alten Fehler wiederholt und die Arbeit von Hering (1960) nicht gekannt oder zumindest nicht ausgewertet hat. Ich denke, Herings Vermutung, dass die drei bei Schütze (1931: 177) gelisteten Pflanzen auf botanischer Verwechslung der jungen Blätter beruhen, hat etwas für sich, aber für Buphthalmum und Gnaphalium passt das auch. Und wenn es keine botanischen Verwechslungen waren, dann ist bei der Falterbestimmung etwas schief gelaufen. Razowski (2001: 72) knappe Habitatbeschreibung ("Felssteppen, Gebüsch auf Kalkuntergrund) und die typischen Fundorte der Art passen jedenfalls bestens zu einer ganz auf Aster amellus beschränkten Art.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

Die Art ist in Deutschland nach 2000 nur aus Bayern, Thüringen und aus Baden-Württemberg gemeldet worden.

4.4. Literatur

  • Hering, E.M. (1960): Neue Blattminen-Studien (Dipt., Lep.). — Deutsche Entomologische Zeitschrift, N.F. 7 (I/II): 119-145.
  • Koren, T. (2016): Thiodia torridana (Lederer, 1859) (Lepidoptera: Tortricidae) a new species for the Croatian fauna. — Natura Croatica 25 (1): 163-164 [PDF auf hrcak.srce.hr].
  • Erstbeschreibung: Lederer, J. (1859): Classification der europäischen Tortricinen. — Wiener Entomologische Monatschrift 3: (4) 118-126, (5) 141-155, (8) 241-255, (9) 273-288, (11) 328-346, (12) 366-389, pl. I-II.
  • Razowski, J. (2001): Die Tortriciden (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas. Bestimmung - Verbreitung - Flugstandort - Lebensweise der Raupen. — 319 S.; Bratislava.
  • [SCHÜTZE (1931): 177]