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Falter
Raupe
Fraßspuren und Befallsbild
Puppe
Männchen
Geschlecht nicht bestimmt
Erstbeschreibung
Raupennahrungspflanze
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Fraßspuren und Befallsbild

1.4. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Geschlecht nicht bestimmt

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Raupennahrungspflanze

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Lamiaceae:] Stachys officinalis [= Betonica officinalis] (Heil-Ziest, Echte Betonie)
  • [Lamiaceae:] Stachys alopecurus [= Betonica alopecurus, Betonica jacquinii] (Gelbe Betonie, Fuchsschwanz-Ziest)
  • [Lamiaceae:] Stachys sylvatica ? (Wald-Ziest ?)

Diverse neuere konkrete Beschreibungen zur Raupennahrung in der Literatur betreffen immer nur Stachys officinalis [= Betonica officinalis], den Heil-Ziest oder Echte Betonie. So bleibt unklar, wie gut abgesichert die Angaben zu Betonica alopecurus [= Betonica jacquinii, Stachys alopecurus] (Gelbe Betonie, Fuchsschwanz-Ziest) ist. - Dazu schreibt Norbert Pöll im [Lepiforumsbeitrag vom 16. Juni 2020]: "Bei Stagmatophora heydeniella ist im Forum Stachys alopecurus als zweifelhafte Futterpflanze angeführt. Ich finde die Art bei uns in den Kalkalpen von Oberösterreich und der Steiermark auschließlich und regelmässig auf dieser Pflanze und möchte daher diese Zweifel ausräumen. Meine Beobachtung: extrem besonnt stehende Pflanzen von Stachys alopecurus sind kaum besetzt, Standorte mit weniger starker Besonnung werden eher bevorzugt. Die auffälligen braunen Fraß-Spuren sind im August auf befallenen Pflanzen leicht zu finden. Meist sind es südexponierte Biotope vom Tal bis etwa 1200 m."

Die Angabe zu Stachys sylvatica (Wald-Ziest) geht auf die Erstbeschreibung zurück. Fischer v. Röslerstamm (1841) kann hier eine erfreulich ausführliche Beschreibung von "Herr Senator von Heyden" aus Frankfurt a.M. zitieren, dem eigentlichen Entdecker der Art; dort heißt es: "„Die kleine sechzehnfüssige Raupe […] Erst völlig erwachsen nimmt sie die rothe Farbe an; früher ist sie einfarbig hellgrün. Sie findet sich nicht selten in waldigen Gegenden um Frankfurt, wo sie von Mitte August bis Anfang September einzeln in grossen, unregelmässigen, braunen Räumen unter der Epidermis der Blätter des Wald-Ziest (Stachys sylvatica L.) minirt. Sie verfertiget sich auf der Unterseite des Blattes, neben der Mittelrippe, ein längliches, flaches, weisses Gehäuse, welches mit seinem Ende unter der Epidermis mündet. Man findet die Raupe selten im Blatte, da sie ausser der Zeit, wo sie frisst, gewöhnlich in ihrem Gehäuse verborgen sitzt, auch wenn sie beunruhigt wird, sich hinein flüchtet. Neben dem Gehäuse liegt äusserlich stets ein Häufchen ihrer ausgeworfenen, schwarzen Excremente, durch etwas Gewebe zusammengehalten. Gewöhnlich findet man mehrere Individuen an einer Pflanze. – In ihrem Wohnorte oder an einem anderen passenden Orte, gewöhnlich unter einem umgeschlagenen Blatttheilchen, wird sie in einem kleinen, weissen Gespinnste zur Puppe. […] Die Motte entwickelt sich Ende Mai und Anfang Juni. Sie ist lebhaft, scheint aber fast lieber zu laufen als zu fliegen.“" Mein Fragezeichen bezüglich des Wald-Ziest beruht darauf, dass ich bei dem exzellenten Beobachter von Heyden auch bei anderen Arten auf "Stachys sylvatica" stoße, die üblicherweise am Heil-Ziest leben. Ich halte es daher für gut möglich, dass ein Heil-Ziest am lichten Waldweg hier fälschlicherweise zum "Wald-Ziest" wurde - vielleicht sollte man nach bald 180 Jahren um Frankfurt doch mal wieder nach der Raupe suchen ...

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

Gaedike et al. (2017) führen die Art für Deutschland mit Altangaben aus Thüringen und dem Saarland, mit Angabe vor 2000 aus Bayern und mit Angabe nach 2000 aus Baden-Württemberg an (Fund im Kaiserstuhl, s.o.). Mit Uraltangabe zu ergänzen wäre hier Hessen, denn nach Fischer von Röslerstamm (1841) fand "Herr Senator von Heyden" die Raupe dieser Art nicht selten um Frankfurt a.M. Segerer et al. (2017) gelang jetzt doch noch eine Bestätigung des verschollen geglaubten Vorkommens in Bayern - mit sehr viel Optimismus gekoppelt ist die Angabe allerdings nicht: "Eine deutschlandweit äußerst lokale Art, die noch in den 1990er Jahren an einer Stelle bei Regensburg regelmäßig und stets in Anzahl zu finden war (Segerer et al. 1994: 146). Gezielte Nachsuche seit Beginn des BFB-Projekts im Jahr 2009 war über Jahre hinweg frustrierend, die Population schien erloschen. Erst heuer gelang mit Mühe wieder der überaus erfreuliche Nachweis von 2 Exemplaren. Der Biotop – ein Naturschutzgebiet! – hat sich über die Jahre hinweg durch Sukzession und Eutrophierung stark nachteilig verändert (Aufwuchs von Arrhenatherum als Stickstoffzeiger) und ist im Vergleich zu den 1990ern auch bezüglich der Tagfalter- und sonstigen Kleinschmetterlingsfauna in erschreckender Weise verarmt. Als Quelle des Übels (Stickstoff und sehr wahrscheinlich auch Pestizide) stehen in erster Linie angrenzende intensiv bewirtschaftete Felder im Verdacht. S. heydeniella hat an dieser Stelle ihren letzten verbliebenen Standort in Bayern, alle übrigen (auch in der Umgebung des Fundorts früher noch vorhandenen) Kleinpopulationen sind zusammengebrochen. Die Art ist aufgrund ihres Rückgangs und der Biotopveränderungen akut vom Aussterben bedroht und wird ohne gezielte Gegenmaßnahmen in Bayern wohl nicht mehr lange überleben." Es ist traurig, aber einen ähnlichen Vorab-Nachruf könnte man M.E. für manche andere besondere Art in Deutschlands "Naturschutzgebieten" starten.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Literatur