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In Europa nicht bodenständig (wenige Einzeltiere in Spanien und auf Lampedusa)
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Falter
Ausgewachsene Raupe
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Ausgewachsene Raupe

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

Noch relativ unklar! Hering (1957) schreibt zur nordafrikanischen, von Leraut (2006) als bona species gewerteten Unterart S. aegrota ragmata: “L. miniert nur jung runde Flecken, ähnlich denen von Apterona, frißt später frei an den Blättern, zuletzt an den Blüten. Er listet sie für Erodium (Reiherschnabel: S. 421), Helianthemum (Sonnenröschen: S. 513), Plantago (Wegerich: S. 786) und Reseda (Reseda: S. 887). Ob das alles stimmt, erscheint fraglich. Bei [bladmineerders.nl] heißt es dazu: „The description above is based on a reference to the North African Somabrachys aegrota ragmata Chrétien, 1910 in Hering (1957a). The extrapolation of this subspecies to the European S aegrota may be incorrect, because Beccaloni ao (2011) consider ragmata a synonym of Somabrachys infuscata Klug, 1830.” Zu den “Hostplants” ist dann zu lesen: “Cistaceae, monophagous. Helianthemum. Wenn Plantago und Reseda angezweifelt werden, ist das zunächst gut nachvollziehbar – die gemeinsame Nutzung von Sonnenröschen und Reiherschnabel kennen wir aber auch von Aricia agestis. Ganz anders de Freina & Witt (1990: 49), wo zu lesen ist: "Die Raupen leben polyphag an verschiedenen niederen Pflanzen wie Erodium (Reiherschnabel), Fagonia cretica, Ephedra (Meerträubchen), Helianthemum (Sonnenröschen), Bupleurum (Hasenohr), mit Vorliebe ernähren sie sich jedoch von Korbblütlern (Compositae), an denen man sie, mit dem Vorderteil in die Fruchtböden eingebohrt findet." Leraut (2006) hat das Problem, dass er durch seine Aufgliederung der S. aegrota in 6 Arten nicht mehr weiß, wohin die Angaben zur Raupennahrung gehören; er listet sie daher alle bei S. aegrota: "Chenille polyphage, mais les plantes citées concernent peut-être aussi d'autres espèces de Somabrachys (Erodium, Fagonia cretica, Ephedra, Centaurea, chardons, plantains, mauves, Helianthemum, Bupleurum, diverses composées)."

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Abweichende Schreibweisen

4.2. Andere Kombinationen

  • Gastropacha aegrota Klug, 1830 [Originalkombination]

4.3. Synonyme

4.4. Taxonomie

Die Somabrachyiden sind eine kleine Familie aus der Überfamilie Zygaenoidea. Es gibt im wesentlichen zwei Gattungen: Die südafrikanischen Psycharium mit normal geflügelten Weibchen und vielen noch unbeschriebenen Arten und die Gattung Somabrachys mit flügellosen Weibchen, die von Nordafrika bis zur Levante, in Südspanien (Sevilla und Cadiz) und in Sizilien vorkommt. (Eine dritte Gattung, die madegassische Boisduvalodes gehört möglicherweise auch in diese Familie.)

In Somabrachys sind über 20 Taxa benannt worden, was bei dem monotonen Äußeren der Falter immerhin erstaunt. Freina & Witt (1990) haben alle Taxa synonymisiert und anerkennen nur eine Art Somabrachys aegrota (Klug, 1830), während moderne Splitter daraus bis zu sechs verschiedene Arten mit mehreren Subspezies gemacht haben (Leraut 2006).

In Marokko kommen demnach drei Arten vor, eben Somabrachys aegrota (Klug, 1830) in der ssp. unicolor Oberthür, 1909, ferner Somabrachys mogadorensis Oberthür, 1909, sowie – nur im mittleren Atlas – Somabrachys codeti ssp. rungsi Leraut, 2006.

Meine Tiere aus dem Hohen Atlas sind noch nicht genitaluntersucht, womit theoretisch auch Somabrachys mogadorensis in Frage käme, aber Lerauts Genitalzeichnungen zeigen kaum Unterschiede, so daß ich mich lieber an Freina & Witt (1990) halte und alle meine Somabrachys als Somabrachys aegrota interpretiere.

Die Männchen haben, wie der Name sagt, einen schmächtigen Leib (σωμα [soma] = Körper, βραχυς [brachys] = kurz), außerdem abgerundete Vorderflügel mit konkavem Vorderrand und praktisch keine Zeichnung – außer manchen Populationen, bei denen die Adern dunkel gefärbt sind. Die Fühler sind doppelkammzähnig. Ein Rüssel fehlt; die Lebensdauer als Imago dürfte demnach kurz sein.

Die Weibchen sind flügellos, mit einfachen Fühlern.

Der Paarungsflug der Männchen soll in der Abenddämmerung stattfinden. Wir haben in diesem Zeitraum keine Weibchen in der Vegetation gefunden; das Gelände war wegen seiner Steilheit allerdings auch nicht so gut zum Herumlaufen geeignet.

Die Eier werden in Gelegen abgesetzt. Die Raupen leben in der Jugend gregär und sollen als L1 noch keine Nahrung zu sich nehmen. Ab L2 fressen sie und zerstreuen sich. Sie haben normale und auch Brennhaare.

(Text: Axel Steiner)

4.5. Faunistik

De Freina & Witt (1990: 49) fassen alle nordafrikanischen Somabrachys-Sippen zu einer einzigen Art zusammen und umreißen das Verbreitungsgebiet: "Von der küstennahen Region der Maghreb über die Gebirge Marokkos, Algeriens und Tunesiens bis in die Vorsahara-Gebiete. Weiters durch die Cyrenaica bis Ägypten. Aus Spanien, Sevilla und Cadiz, liegen Tiere vor, die den Erstnachweis dieser Art in Europa darstellen."

Leraut (2006) gliedert die nordafrikanischen Tiere in gleich 6 Arten auf, wobei er die spanischen Tiere nie gesehen hat, weshalb er sie als wahrscheinlich zur marokkanischen Unterart Somabrachys aegrota aegrota gehörend stellt, sich dabei aber nicht sicher ist: "N'ayant pas vu les spécimens signalés d'Espagne centrale, je considère, en suivant mes prédécesseurs, qu'il s'agit de S. aegrota (Klug), mais il pourrait aussi bien s'agir d'une autre espèce." Die (angeblichen?) Funde aus Spanien wurden anscheinend nie konkret aufgelistet, so dass nicht klar ist, ob sie von mehreren Sammlern und aus verschiedenen Jahren stammen, oder ob eventuell auch mit Fehl-Etikettierung zu rechnen ist.

Fiumi, Guidi & Foligatti (2007: 108) betrieben im Oktober 2006 Tagfang und Lichtfang auf Lampedusa und melden die Art als neu für Italien. Genaue Daten werden auch hier nicht genannt, es dürfte sich aber um die zwei abgebildeten Männchen handeln.

Damit ist nicht auszuschließen, dass die Art in Südspanien und auf Lampedusa jeweils aus Nordafrika einflog. Dauerhafte Vorkommen in Europa scheint es nicht zu geben und auch noch nie gegeben zu haben. Über Weibchenfunde (flugunfähig!) in Südspanien oder auf Lampedusa scheint nie berichtet worden zu sein - Einschleppung wäre hier natürlich prinzipiell ebenfalls möglich.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.6. Literatur

  • Fiumi, G., Guidi, M. & I. Foligatti (2007): Interessanti reperti della lepidotterofauna italiana raccolti nell'isola di Lampedusa (Insecta Lepidoptera). — Quaderno di Studi e Notizie di Storia Naturale della Romagna 24: 107-116. [PDF auf ssnr.it]
  • Freina, J. De & T. Witt (1990): Die Bombyces und Sphinges der Westpalaerktis. Band 2: Cossidae, Limacodidae, Megalopygidae, Hepialidae, Thyridae, Epipyropidae, Heterogeynidae. – 140 Seiten, 14 Farbtafeln, 57 Karten; München.
  • Erstbeschreibung: Klug, F. [1829-1845]: Insecta. — In: Hempich & C. G. Ehrenberg: Symbolae physicae seu Icones et descriptiones corporum naturalium novorum aut minus cognitorum quae ex itineribus per Libyam Aegyptum Nubiam Dongalam Syriam Arabiam et Habessiniam 3. Pars zoologica II, Insecta: 176 unpaginierte Seiten, pl. I-L.
  • Leraut, P. (2006): Papillons de nuit d'Europe. Volume 1. Bombyx, Sphinx, Écailles. — 272 S., Verrières le Buisson (N.A.P. Editions).