Nach der Trennung von Scythris tributella und Scythris terrenella durch Bengtsson (2024) gehören alle Meldungen von außerhalb Siziliens zu Scythris terrenella
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Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

[Hinweis: Alle hier bis zum 8. April 2024 gezeigten Lebend- und Diagnose-Falter gehören nach der Auftrennung von Scythris tributella und Scythris terrenella zu letzterer Art. Die Bilder wurden entsprechend verschoben.]

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Taxonomie und Faunistik

Bengtsson (1997: 115) machte darauf aufmerksam, dass der möglicherweise älteste und damit gültige Name für dieses Taxon Lita aereella Duponchel, 1842, sein könnte: "Duponchel (1842) based his "Lita aereella" on specimen(s) received under the name of Oecophora parvella Fischer von Röslerstamm from the insect dealer Parreys. Later he (1844) synonymized the two names. However, parvella was then a manuscript name which was first validated by Herrich-Schäffer (1855), and Joannis (1915) pointed out that aereella has priority over parvella." Locus typicus der Oecophora parvella Herrich-Schäffer, 1855 ist Regensburg. Woher die "Oecophora parvella" von Parreys stammte, ist unklar, Duponchel machte dazu jedenfalls keine Angabe. Bengtsson (1997: 114-115) bleibt beim gewohnten Namen und verzichtet darauf, die Art "Scythris aereella (Duponchel, 1842)" zu nennen. Und er begründet das - voll überzeugend - damit, dass vor einer solchen Konsequenz erst einmal das Typusexemplar von Duponchel geprüft werden sollte. Ob dies seit 1997 geschehen ist, weiß ich nicht. Duponchel (1842: 475-476) hatte vermutet, dass der von Parreys genannte Name Oecophora parvella Fischer von Röslerstamm unmöglich stimmen konnte, zum einen, weil das Tier keine Merkmale einer Oecophora trug und zum anderen, weil es in jener Gattung relativ groß wäre, von Fischer von Röslerstamm also nie "parvella" genannt worden wäre. Ersteres kann so nicht stehen bleiben, denn Zeller (1847) beschrieb seine Art ja auch unter Oecophora. Tafel 86, fig. 11 bei Duponchel (1842) zeigt eine dunkle, zeichnungslose Scythris - also möglicherweise tatsächlich S. tributella, genauso wahrscheinlich aber irgendeine andere dunkle Art der Gattung. Und Delmas (2016) konnte dann bestätigen, dass es gut war, Lita aereella Duponchel, 1842 nicht gleich zum älteren Synonym von S. tributella zumachen. Ein von Duponchel als "Lita aereella" bestimmtes Exemplar in der Sammlung von Bruand d'Uzelle gehört jedenfalls zu Scythris laminella. Und da es in der Sammlung Duponchel kein entsprechend etikettiertes Exemplar (also kein Typenmaterial) gibt, ist die von Delmas (2016) vorgenommene Fassung von Lita aereella als jüngeres Synonym von S. laminella sehr plausibel. Bengtsson (2024) folgt dieser Argumentation.

Zeller (1847: 833-834) beschrieb direkt hintereinander "Oecophora tributella" und "Oecophora terrenella", beide von Sizilien. Die erste Art kommentierte er mit: "Diese sehr einfach gezeichnete Art fieng ich in einem guten Pärchen am 4. May bey Syracus an dem kräuterreichen Abhange der ehemaligen Neapolis im Grase." Die zweite Art dann mit: "Große Exemplare, worunter ein Weibchen, sammelte ich bey Messina am Castellacio im dürren Grase am 22., 23. und 26. July. Ein Männchen mit schönerem und glänzenderem auf den Vorderflügeln und etwas violettlichem Grau auf den Hinterflügeln, das ich nach seinen übrigen Eigenheiten nicht für specifisch verschieden ansehen kann, fieng ich bei Rom am 28. August in der Campagna gegen Albano zu gleichfalls auf einer trockenen Grasstelle." Der Unterschied zwischen den beiden Arten ? Bei der zweiten Art ist zu lesen: "So groß und gestaltet wie die vorige Art, leicht durch die sehr helle, graugelbliche, etwas erzglänzende Grundfarbe zu erkennen."

Bengtsson (1997: 114-115) führte S. terrenella - wie schon seit Längerem üblich - weiter als Synonym von S. tributella. Hinzu kamen eine ganze Reihe weiterer Synonyme. Allerdings bemerkte er: "The genitalia of the lectotype and a female paralectotype of tributella (from Sicily), both in the BMNH [London], have been examined and significant differences from specimens of other proveniences have been found: posterior rim of male tergum 8 incurved, valva with shorter apical 'beak', and female sterigma from specimens of other proveniance distinctly shorter. Also specimens from N Africa have these features [the type series of monotinctella, examined by Jäckh (pers. comm.)]. The author considers for the present the related differences in the Sicilian and Libyan specimens as infraspecific variations. hence the specimens from the European mainland may be regarded a form of tributella."

Nach eingehender Prüfung des Typenmaterials aller Synonyme kommt Bengtsson (2024) zu einem anderen Schluss. Er trennt jetzt S. tributella und S. terrenella auf Artebene - mit der Konsequenz, dass es S. tributella nur noch auf Sizilien gibt und alle Angaben aus dem Rest Europas zu S. terrenella gehören. Damit wandern auch alle Synonyme von S. tributella zu S. terrenella - überraschenderweise auch die aus Libyen beschriebene Scythris monotinctella, die nach den Ausführungen von 1997 doch eher zu S. tributella gepasst hätte. Was bis heute fehlt ist eine Überprüfung der Artberechtigungen der Taxa mittels COI-Barcoding. Es wäre sehr wertvoll zu erfahren, ob S. tributella und S. terrenella von Sizilien sich tatsächlich im Barcode unterscheiden - und wohin die libysche Scythris monotinctella dann am besten gehört.

Nach Bengtsson (2024) wäre S. tributella jetzt als Endemit Siziliens zu betrachten.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.3. Literatur

  • Bengtsson, B. Å. (1997): Microlepidoptera of Europe 2. Scythrididae: 1-301.
  • Bengtsson, B. Å. (2024): On the identity of Scythris tributella (Zeller, 1847) and raising Scythris terrenella (Zeller, 1847), sp. rev. from synonymy (Lepidoptera: Scythrididae). — SHILAP Revista de lepidopterología, 52 (205): 149-158. [zum PDF-Download auf shilap.org]
  • Delmas, S. (2016): Examination of the Scythrididae in the Bruand d’Uzelle collection: faunistic and taxonomic implications for the genus Scythris (Lepidoptera, Scythrididae). — Nota Lepidopterologica, 39 (2): 151–167. [zum PDF-Download auf nl.pensoft.net]
  • Duponchel, P.-A.-J. (1842): Histoire naturelle des lépidoptères ou papillons de France. Supplément aux tomes quatrième et suivants. 1-555, pl. LI-XC. Paris (Méquignon-Marvis).
  • Erstbeschreibung: Zeller, P. C. (1847): Bemerkungen über die auf einer Reise nach Italien und Sicilien beobachteten Schmetterlingsarten. — Isis von Oken 1847 (2): 121-159, (3) 213-233, (4) 284-308, (6) 401-457, (7) 481-522, (8) 561-594, (9) 641-673, (10) 721-771, (11) 801-859, (12) 881-914. — Digitalisat der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: [Band] bzw. genauer [S. 834].