1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Ssp. syriacaria
1.3. Raupe
1.4. Puppe
2. Diagnose
2.1. Nominotypische Unterart
2.1.1. Männchen
2.1.2. Weibchen
2.2. Ssp. syriacaria
2.2.1. Männchen
2.2.2. Weibchen
2.3. Genitalien
2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen
2.4. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
- [Oleaceae:] Ligustrum vulgare (Gewöhnlicher Liguster)
Die wichtigste Nahrungspflanze der Art scheint der Liguster (Ligustrum vulgare) zu sein. Wie die Raupen der meisten Arten der Sterrhinae scheint aber auch S. imitaria hochgradig polyphag zu sein.
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„imitatus nachgeahmt, nämlich der gar nicht in dieses Genus gehörenden Timandra comae.“
4.2. Andere Kombinationen
- Geometra imitaria Hübner, [1799] [Originalkombination]
4.3. Unterarten
- Scopula imitaria syriacaria (Culot, 1918)
4.4. Verbreitung
Zu den Angaben aus Deutschland:
Scopula imitaria wurde von Gaedike & Heinicke (1999) nicht in die Deutschland-Checkliste aufgenommen. Ebert (2001) beginnt seinen Text zur regionalen Verbreitung in Baden-Württemberg hingegen: „Scopula imitaria wird hier als indigene Art behandelt, obwohl die Frage der Bodenständigkeit für unser Untersuchungsgebiet noch nicht restlos geklärt ist.“
Zur Faktenlage: Aus Deutschland wird über 4 Funde mehr oder weniger konkret berichtet.
- Leiner (1829) führt die Art ohne weiteren Kommentar in seinem „Verzeichniß der Schmetterlinge um Konstanz“ an. Schon Reutti (1898) hat sie mit einem Fragezeichen versehen. Ein Beleg ist nicht verfügbar.
- Bergmann (1955) berichtet sehr skeptisch von einem möglichen Falterfund bei Jena im Jahr 1905 („Der Falter soll 1905 einmal von Dittrich bei Gera gefunden sein“). Er hält das Tier für „wahrscheinlich zufällig eingeschleppt“. Und schließt: „Die Art gehört nicht zu unserer Fauna.“
- Ebert (2001) meldet einen von H. Rietz am 6. August 1970 im NSG Sauschollen bei Neuried-Ichenheim (Baden-Württemberg, Mittlere Oberrheinebene) gefangenen, schon etwas abgeflogenen männlichen Falter, der ihm als Beleg vorlag.
- Ebert (2001) meldet weiter einen frischen männlichen Falter, den M. Leipnitz am 24. Juni 1998 bei Tag an einer Fensterscheibe in Sulz bei Lahr (Rand der Mittleren Oberrheinebene zur Schwarzwald-Vorbergzone, ca. 15 km von der Fundstelle Ichenheim entfernt) sammelte. Dieses Belegtier wurde dann auch bei Ebert (2001) abgebildet.
Einzelbetrachtung ergibt:
- Die Angabe von Leiner (1829) ist sehr unsicher und kann nicht als Beleg für ein Vorkommen gewertet werden.
- Falls die Bestimmung des von Bergmann (1955) erwähnten Falters tatsächlich zutreffen sollte – wäre dessen Interpretation zu folgen: „wahrscheinlich zufällig eingeschleppt“
- Zum Falter aus dem NSG Sauschollen schreibt Ebert (2001): „Auch am erstgenannten Fundort sowie an vergleichbaren Stellen der Oberrheinniederung wurden schon oft Lichtfangkontrollen vorgenommen, ohne dass dabei ein weiterer Nachweis dieser Art gelang.“ Ergänzt werden darf: U. a. von E. & K. Rennwald. Letztere haben hier nicht nur Lichtfang betrieben, sondern auch am Tage und in der Dämmerung (wegen S. caricaria) gründlich nach Faltern gesucht.
- Ebert (2001) verweist darauf, dass 3 km südlich des Fundortes von Sulz regelmäßiger stationärer Lichtfang betrieben wird, ohne dass Scopula imitaria auch dort beobachtet worden wäre. Dazu kommt, dass Reutti selbst lange Jahre in Lahr wohnte und seine Umgebung gründlichst absuchte. Ein damaliges Vorkommen sollte ihm – dem Erstbeschreiber von Scopula caricaria – dabei kaum entgangen sein. Ebert (2001) begründet die Aufnahme als indigene Art letzten Endes damit: „Die Tatsache, dass eines der beiden Männchen offensichtlich erst geschlüpft war, lässt darauf schließen, dass sich das Tier auch hier entwickelt hat. Eine Verschleppung scheint unter den gegebenen Umständen eher fraglich.“ Nicht berücksichtigt wurde dabei: Direkt am Fuße der Vorbergzone von Sulz befindet sich Deutschlands zentrales Fiat-Auslieferungslager, eine Quadratkilometer große Teerfläche, auf der jeden Tag Dutzende oder Hunderte Autos verladen werden, angeliefert direkt aus Norditalien. Sulz liegt – ohne hindernden Gehölzstreifen dazwischen und fast in der Haupt-Windrichtung – 3 km östlich der Rheintal-Autobahn, genau auf Höhe des Rasthofs Mahlberg – auch hier wäre ein „Abladen“ eines ungewollten Mitbringsels aus dem Süden bestens möglich.
Der Verfasser dieser Zeilen kommt zum Schluss, dass Scopula imitaria zwar mehrfach in Deutschland festgestellt wurde, dass es aber bisher keinen Hinweis auf eine auch nur temporäre lokale Population gibt. Die Art wird in unserer Liste daher mit „E“ (Einzelfund(e)) für Deutschland aufgenommen.
Die mediterrane Art geht an der Atlantikküste weit nach Norden. Sie ist im Süden Großbritanniens weit verbreitet (z.B. [Artseite auf ukmoths.org.uk]), wird aber auch an der belgischen Küste gefunden (z.B. [uahost.uantwerpen.be]), ebenso in den Niederlanden. Die Verbreitungskarte auf [vlindernet.nl] zeigt, dass die Art auch dort weitgehend auf den Küstenstreifen beschränkt ist - mit Texel als nördlichstem Fundbereich - allerdings gibt es auch einige Funde im Binnenland, z.B. auch aus Süd-Limburg, so dass im Westen von Nordrhein-Westfalen oder im westlichsten Niedersachsen durchaus auch ein Fund der Art möglich wäre. Hausmann (2004) erinnert an eine Zusammenstellung von Falck et al. (1985), in der über ein (wahrscheinlich eingewandertes) Einzeltier im Süden Dänemarks berichtet wird.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.5. Literatur
- Hausmann, A. (2004): The Geometrid moths of Europe 2: Sterrhinae: 1-600. Stenstrup (Apollo Books).
- Erstbeschreibung: Hübner, J. [1790-1833]: Sammlung europäischer Schmetterlinge 5: pl. 1-113.
- Radtke, A., Dahl, A. & T. Laußmann (2024): Arealerweiterer und andere Erstnachweise von Großschmetterlingen in Nordrhein-Westfalen seit 1999. Teil 2: 2014-2023. — Melanargia 36 (2): 41-69.