Version 41 / 42 vom 16. März 2024 um 10:55:43 von Michel Kettner
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Falter
Eiablage
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Eiablage

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

1842 hierzu nachgereichter Text

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Rosaceae:] Potentilla reptans (Kriechendes Fingerkraut) [Spanien]
  • [Rosaceae:] Potentilla pusilla (Sternhaariges Frühlings-Fingerkraut, Flaum-Fingerkraut) [Frankreich]
  • [Rosaceae:] Potentilla hirta (Rauhaariges Fingerkraut) [Frankreich]
  • [Cistaceae:] Helianthemum appeninum (Apenninen-Sonnenröschen) [Spanien]
  • [Cistaceae:] Helianthemum hirtum [Spanien]
  • [Cistaceae:] Helianthemum nummularium (Gewöhnliches Sonnenröschen) [Südost-Frankreich]
  • [Malvaceae:] Malva neglecta (Weg-Malve) [Spanien]
  • [Malvaceae:] Malva parviflora (Kleinblütige Malve) [Spanien]
  • [Malvaceae:] Malope malacoides (Betonienblättrige Sommermalve, Malvenartige Malope) [Nordafrika]

Die Frage der Freiland-Eiablagepflanzen und Raupennahrungspflanzen wurde insbesondere durch Nel (1985), Wagner (2009) und Hernández-Roldán et al. (2012) geklärt. Dabei wurde bestätigt, dass P. onopordi tatsächlich nicht nur - wie die anderen europäischen Arten der Gattung Pyrgus - Fingerkraut-Arten (Rosaceae) und Sonnenröschen-Arten (Cistaceae) zur Eiablage nutzt, sondern auch - wie einige nordamerikanische Arten der Gattung - Malven (Malvaceae). Eine Gewichtung der einzelnen Pflanzen scheint hier wegen der doch relativ geringen Anzahl an Beobachtungen noch nicht möglich. Im weiteren Umfeld des Mont Ventoux in Südostfrankreich konnte ich jedenfalls jeweils zahlreiche Eiablagen an Helianthumum nummularium im warmen Steilhang, an Malva neglecta und (etwas seltener) an Potentilla reptans auf einem ebenen Lavendelacker beobachten. Allen drei Arten aus drei unterschiedlichen Familien scheint dort größere Bedeutung zuzukommen.

Tennent (1996: 92) berichtete aus Nordafrika: "Larvae were reared by Harold Powell on Malope malacoides (Malvaceae)."

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Der Artname ist von der Gattung Onopordum (Eselsdistel) abgeleitet. Wie bei den anderen Pyrgus-Arten erfolgte die Namenswahl ziemlich willkürlich und hat nichts mit der Raupennahrung der Art zu tun.

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Verbreitung

Wolfgang Wagner fasst die aktuelle Verbreitung der Art auf seiner [Artseite auf pyrgus.de] gut zusammen: "Es handelt sich um eine südwesteuropäische Art (Nordwestafrika bis Italien) mit Restvorkommen im Wallis. In den südspanischen Gebirgen ist Pyrgus onopordi meist noch die häufigste Pyrgus-Art." In Frankreich ist die Art auf den Süden beschränkt. Angaben aus Österreich, Slowenien (1907) und Kroatien sind sehr unsicher. Aus den Niederlanden gibt es einen Hinweis auf ein verschlepptes Tier.

Zu Slowenien schreibt Verovnik (2007) kritisch: "The last published list of butterflies available for Slovenia (Carnelutti 1992a) included 23 species of the family Hesperiidae. Three species Pyrgus cacaliae (Rambur, 1839), Pyrgus onopordi (Rambur, 1839) and Pyrgus sidae (Esper, 1784) are considered extinct. Their presence in Slovenia is based on literature records from the 19th and beginning of the 20th century (Mann 1854, Hafner 1912, Carnelutti 1955). As these records could not be verified, their former occurrence in Slovenia is questionable. None of the mentioned species was found in a survey of the two largest butterfly collections in Slovenia".

Die Angaben aus Deutschland werden bei Ebert & Rennwald (1991) detailliert diskutiert. Wegen ihrer Tragweite sollen sie hier umfassend zitiert werden: „Schneider (1936a) berichtet zu P.onopordi wie folgt: "Von dieser südeuropäischen Art fand ich E.VII.1928 auf der Schwäbischen Alb zwischen Wanne-Wackerstein-Linsenbühl 3 Männchen 1 Weibchen. Die Bestimmung verdanke ich Herrn Dr. Alberti (Merseburg), auch die Genitaluntersuchung stimmte mit der Bestimmung überein". Diesen Fund hat Schneider (1936b) an anderer Stelle unter der Überschrift "Hesperia onopordi Rmb. auf der Schwäbischen Alb. Neu für Deutschland" bekanntgegeben. Die beiden abgebildeten Belegstücke (Schneider 1936b:329) sind erhalten geblieben (coll. SMNS) und standen zwecks Überprüfung zur Verfügung. Das Männchen wurde von F.Renner genitaluntersucht (Präp. Re 1030) und bestätigt, daß es sich dabei tatsächlich um Pyrgus onopordi handelt. Das mit den gleichen Funddaten versehene Weibchen konnte als artgleich nachbestimmt werden. Wir haben hier also einen Parallelfall zu Cupido osiris ! Auch diese Art wurde ungefähr an gleicher Stelle ("Wanne") und fast zur gleichen Zeit gefunden, wenn auch mit dem Unterschied, daß noch einige Funde aus umliegenden Gebieten hinzukamen - zumindest einer davon belegbar - was bei P. onopordi jedoch nicht der Fall ist. Wie bei C.osiris so wurde auch diese Fundmeldung bei allen späteren Veröffentlichungen nicht berücksichtigt und nach wie vor gilt Warren's Diagnose: "Onopordi is essentially a southern species, apparently reaching its most northerly limits in Switzerland and Italy ..." (Warren 1926). Welche Schlußfolgerungen sind aus dem Fund C.Schneiders zu ziehen ? Waren es Tiere einer isolierten (inzwischen nicht mehr existenten) Population; oder kann auch Zuwanderung oder Verdriftung in Betracht kommen? Schneider (l.c.) meint, "das Vorkommen auf der Schwäbischen Alb dürfte durch den Schweizer Jura mit dem südlichen Verbreitungsgebiet zusammenhängen. Die Art ist wahrscheinlich auf der Alb auch noch an anderen Stellen aufzufinden". Letzteres hat sich (bisher) leider nicht bestätigt. Auch zwischen dem Fundort auf der Alb und dem nächstgelegenen in Graubünden sind keine weiteren bekanntgeworden. Sicher ist nur, daß es sich bei den überprüften Belegstücken tatsächlich um P. onopordi handelt. Die Darstellung von C.Schneider läßt eigentlich keinen Zweifel daran aufkommen, daß er die Falter selbst an der angegebenen Stelle gesammelt hat.[…] Der Fundort liegt lt. Schneider (l.c.) "in ca. 750 m Höhe". Die Autoren kommen zum Schluss: „Anders als bei Cupido osiris kann das "Verschwinden" dieser Art nicht mit den besonderen Standortverhältnissen des Fundortes "Wanne" der 20er Jahre und ihren Veränderungen plausibel in Zusammenhang gebracht werden. Dazu fehlt es an begleitenden Beobachtungen zu diesem Fund.“

Sonderegger (1997) schreibt zur Schweiz: "Die Vorkommen aus der Schweiz (Wallis, Tessin, Puschlav GR) liegen am Rande des Verbreitungsgebietes. Die Angaben aus dem Mittelland und dem Jura datieren vor 1925, und die Richtigkeit ist zudem sehr unsicher. Im Wallis konnten nur noch wenige Fundorte bestätigt werden. Aus dem Tessin liegen die Funde über 50 Jahre zurück; die Art soll im anschliessenden Val Solda (Italien) häufig beobachtet worden sein (Kaufmann 1965). Im Puschlav, wo die früheren Fundorte zunehmend verbuschen, wurde die Art nach 1960 nicht mehr bestätigt. Es liegt noch eine Meldung aus dem Bergell GR (Juli 1924) vor." Es fällt auf, dass die letzten Angaben aus dem Bergell, aus dem Schweizer Jura (bei Biel - kein Beleg vorhanden) und aus Baden-Württemberg alle in den gleichen Zeitraum fallen. Gab es in den 1920er Jahren einen Vorstoß der Art nach Nordosten, der bald wieder versiegte? Oder war die Art schon lange vorher da und wurde nur nicht bemerkt? Das wird sich wohl nicht mehr beantworten lassen. Sonderegger (1997) kommt für die Schweiz zum Schluss: "P. onopordi ist vom Aussterben bedroht. Die Art ist nur noch von wenigen Lokalitäten bekannt, die nicht unter Schutz und in unmittelbarer Nähe von Rebbergen stehen."

Huemer (2013) schreibt zu Österreich: "Der bereits bei Huemer & Tarmann (1993) als fragliche Art für Österreich gemeldete Dickkopffalter wird mangels Belegen nicht mehr in die Faunenliste aufgenommen. Auch Mack (1985) geht bei den wenigen Angaben von Fehlbestimmungen aus."

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Bibliographisches zur Erstbeschreibung

Siehe bei Carcharodus baeticus.

4.5. Literatur

  • Ebert, G. & E. Rennwald (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs. Band 2. Tagfalter II. — 535 S.; (Ulmer) Stuttgart. [S. 503-504]
  • Gros, P. (2015): Die historischen Fundmeldungen von Pyrgus onopordi (Rambur, 1839) aus Österreich: eindeutige Verwechslungen mit Pyrgus armoricanus (Oberthür, 1910) (Lepidoptera: Hesperiidae). — Beiträge zur Entomofaunistik 16: 15–20. [PDF auf zobodat.at]
  • Heppner, J. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterist’s Society 36 (2): 87–111.
  • Hernández-Roldán, J.L., Munguira, M.L., Wagner, W. & R. Vila (2012): Comparative analysis and taxonomic use of the morphology of immature stages and natural history traits in European species of Pyrgus Hübner (Lepidoptera: Hesperiidae, Pyrginae). — Zootaxa 3470: 1–71. [PDF auf biologiaevolutiva.org/rvila]
  • Huemer, P. (2013): Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. – 304 S. (Studiohefte 12); Innsbruck (Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H.).
  • Mack, W. (1985): Lepidoptera. II. Teil: Rhopalocera, Hesperiidae, Bombyces, Sphinges, Noctuidae, Geometridae. — In: Franz, H. (Hrsg.): Die Nordostalpen im Spiegel ihrer Landtierwelt, Band 5, Wagner, Innsbruck [Sekundärzitat nach Huemer (2013)].
  • Nel, J. (1985): Note sur la répartition, les plantes-hôtes et le cycle de développement des Pyrginae en Provence (Lep. Hesperiidae). — Alexanor, 14 (2): 51–63.
  • Erstbeschreibung: Rambur, [J.] P. (1838[-1842]): Faune entomologique de l'Andalousie 2: 1-336, pl. 1-12, 14-15, 17-18. Paris (Arthus Bertrand).
  • Sonderegger, P. (1997): Pyrgus onopordi. — In: Pro Natura – Schweizerischer Bund für Naturschutz (Hrsg.) (1997): Schmetterlinge und ihre Lebensräume. Arten, Gefährdung, Schutz. Schweiz und angrenzende Gebiete. Band 2: 153-155. Egg (Fotorotar AG).
  • Tennent, J. (1996): The Butterflies of Morocco, Algeria and Tunisia. - W. J. Tennent and Gem Publishing Company. Wallingford, Oxfordshire, UK.
  • Verovnik, R. (2007): On the distribution and status of Carcharodus lavatherae, Pyrgus carthami, and P. serratulae (Lepidoptera: Hesperiidae) in Slovenia. — Natura Sloveniae 9(2): 27-41. [PDF auf uni-lj.si]
  • Wagner, W. (2009): Zur Freiland-Raupennahrung von Pyrgus onopordi (Rambur 1839) in Andalusien (Lepidoptera: Hesperiidae). — Nachrichten des Entomologischen Vereins Apollo 30 (1/2): 1–4. [PDF auf zobodat.at]