1. Falter
4. Ei
5. Diagnose
5.1. Erstbeschreibung
1842 nachgereichter Text
6. Biologie
6.1. Habitat
6.2. Nahrung der Raupe
- [Rosaceae:] Potentilla cinerea (Sand-Fingerkraut)
- [Rosaceae:] Potentilla tabernaemontani [= Potentilla neumanniana, Potentilla verna] (Frühlings-Fingerkraut)
- [Rosaceae:] Potentilla incana [= Potentilla arenaria] (Sand-Fingerkraut)
- [Rosaceae:] Potentilla reptans ? (Kriechendes Fingerkraut ?)
- [Rosaceae:] Potentilla hirta (Rauhaariges Fingerkraut)
- [Rosaceae:] Potentilla pusilla (Sternhaariges Frühlings-Fingerkraut)
P. cirsii lebt - nach derzeitiger Kenntnis - wahrscheinlich ausschließlich an Fingerkraut-Arten (Potentilla, Rosaceae). In Mitteleuropa mit Abstand am wichtigsten ist dabei das Frühlings-Fingerkraut (Potentilla tabernaemontani). Für die Pfalz melden bereits de Lattin et al. (1957): „Die Eiablage wurde mehrfach an Fingerkraut (Pot. verna) beobachtet (Jöst)“.
Bei Vorbrodt (1911) ist zu lesen: "Mehrere am 18.IX.1910 bei der Eiablage beobachtete cirsii Rbr.-Weibchen plazierten die Eier einzeln auf die Unterseite der Blätter von Potentilla reptans (Rehfous)" - das klingt sehr nach Freilandbeobachtung, das sehr späte Datum lässt aber (obwohl Rehfous beide Arten gut kannte) an eine mögliche Verwechslung mit P. armoricanus denken. Weidemann (1988) hatte formuliert: "Die Raupenentwicklung dauert mehr als 4 Monate (von März bis August), weshalb die Art auf kontinuierlich wachsende Fraßpflanzen angewiesen ist wie z.B. Kriechendes Fingerkraut (Potentilla reptans). Deshalb innerhalb des Trockenstandortes angewiesen auf Ruderalstellen und Stellen lokaler Frische, wo die Fraßpflanze kontinuierlich wächst." Eine konkrete Freilandbeobachtung scheint dieser Angabe allerdings nicht zu Grunde zu liegen - sie widerspricht jedenfalls allen späteren konkreten Beobachtungen. Kriechendes Fingerkraut als Freiland-Eiablage- oder -Raupennahrungspflanze scheint mir jedenfalls nicht belegt zu sein.
Sonderegger (1997) schreibt: "Die Raupen wurden im Elsass auf Potentilla arenaria gefunden, und zwar auf Pflanzen, die in der dichten Bodenvegetation wuchsen und dadurch große und langstielige Blätter ausbildeten; die Raupe lebt also nach dieser Beobachtung nicht in einem Bodengespinst wie bei der sehr nahe verwandten Art P. carlinae, sondern mehrere Zentimeter über dem Boden. [...] In der Region Gex (Dep. Ain, Frankreich) wurde die Eiablage auf Potentilla neumanniana beobachtet." Etwas abweichend dazu beschreibt Wagner (2005) die von ihm beobachteten Eiablagestellen der Ostalb (Baden-Württemberg): „Am 22.8.03 wurden vier Weibchen bei der Ablage von insgesamt 11 Eiern beobachtet (12.30-15 Uhr), wobei sämtliche Ablagen in sehr magerer, niedriger und moosreicher Vegetation, aber nicht unbedingt direkt an Offenbodenstellen erfolgten. Am häufigsten fanden die Ablagen an der Blattunterseite sehr bodennaher, älterer, lebender Blättchen von P. neumanniana statt. Zweimal wurden auch Stämmchen der Nahrungspflanze, ebenfalls zweimal trockene P. neumanniana-Blätter und einmal Moos innerhalb von P. neumanniana belegt.“ Wagner (2006) berichtet zu seinen weiteren Beobachtungen im Raum Heidenheim im nordöstlichen Baden-Württemberg: "Beide Taxa legen nach eigenen Beobachtungen ihre Eier nur an Potentilla-Polster, die in schütterer Vegetation direkt dem nackten Boden, Fels oder der an den Entwicklungsstätten meist sehr gut ausgebildeten Moosschicht aufliegen (Eiablagen/ Eifunde bei P. cirsii: ca. 45). P. cirsii benötigt wie die meisten Pyrgus-Arten einen recht großen Lebensraum (eig. Beob., auch in der Provence) und besiedelt xerotherme Kalkmagerrasen. Dabei wurden die insgesamt gut 50 beobachteten Raupen (Entwicklungsgang siehe Tab. 2) nur an den magersten, trockensten Stellen (ausschließlich an Potentilla tabernaemontani [(Rosaceae]) gefunden, deren Rückgang (Eutrophierung unter anderem aus der Luft, Rückgang der Wanderschäferei) neben dem allgemeinen Lebensraumschwund (Verlust an Magerrasen-Gesellschaften aller Art), Klimaveränderungen und der zunehmenden Isolation der Hauptgrund für die stark regressive Bestandsentwicklung der Art sein dürfte. Sobald die Vegetation dichter wird und Potentilla zwischen dichteren, höheren Pflanzen steht, ist keine erfolgreiche Larvalentwicklung und meist auch keine Eiablage mehr zu erwarten."
(Autor: Erwin Rennwald)
7. Weitere Informationen
7.1. Andere Kombinationen
- Hesperia cirsii Rambur, 1839 [Originalkombination]
7.2. Taxonomie
Einige Autoren (z. B. Tshikolovets 2011) akzeptieren die Trennung von P. carlinae und P. cirsii nur auf Unterartniveau. P. carlinae wurde eine Abbildung und eine Seite früher beschrieben - als Unterart müsste das hier behandelte Taxon also Pyrgus carlinae ssp. cirsii heißen.
7.3. Faunistik
P. cirsii ist im westlichen Europa weit verbreitet und wird in den Hochlagen (oberhalb ca. 1000 m) der westlichen Alpen von P. carlinae abgelöst.
7.4. Bibliographisches zur Erstbeschreibung
Siehe bei Carcharodus baeticus.
7.5. Literatur
- Ebert & Rennwald (1991b) (= Ebert 2), 500-503
- Heppner, J. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterist’s Society 36 (2): 87–111.
- Erstbeschreibung: Rambur, [J.] P. (1838[-1842]): Faune entomologique de l'Andalousie 2: 1-336, pl. 1-12, 14-15, 17-18. Paris (Arthus Bertrand).
- Sonderegger, P. (1997): Pyrgus cirsii. — In: Pro Natura – Schweizerischer Bund für Naturschutz (Hrsg.) (1997): Schmetterlinge und ihre Lebensräume. Arten, Gefährdung, Schutz. Schweiz und angrenzende Gebiete. Band 2: 150-152. Egg (Fotorotar AG).
- Tshikolovets, V. V. (2011): Butterflies of Europe & the Mediterranean area. - 544 S.: Pardubice, Czech Republik (Tshikolovets Puplications).
- Wagner, W. (2006): Die Gattung Pyrgus in Mitteleuropa und ihre Ökologie – Larvalhabitate, Nährpflanzen und Entwicklungszyklen. – In: Fartmann, T. & G. Hermann (Hrsg.) (2006): Larvalökologie von Tagfaltern und Widderchen in Mitteleuropa. — Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde. Heft 68 (3/4): 83–122 [PDF auf pyrgus.de mit Nachtrag nach Redaktionsschluss].