Version 25 (neueste) vom 19. Januar 2023 um 8:41:54 von Erwin Rennwald
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Falter
Weibchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Weibchen

2.2. Genitalien

2.2.1. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Rutaceae:] Citrus aurantiifolia [= Citrus limetta] (Römische Limette, Echte Limette)
  • [Rutaceae:] Citrus x limon [= Citrus limon] (Zitrone)
  • [Rutaceae:] Citrus medica (Zitronatzitrone)
  • [Rutaceae:] Citrus reticulata (Mandarine)
  • [Rutaceae:] Citrus x aurantium [= Citrus vulgaris, Citrus x sinensis, Citrus sinensis, Citrus paradisi] (Orange, Bitter-Orange, Pomeranze, Grapefruit)
  • [Rutaceae:] Casimiroa edulis (Weiße Sapote)
  • [Sapotaceae:] Manilkara zapota ? (Breiapfelbaum, Kaugummibaum oder Sapotillbaum ?)
  • [Oleaceae:] Ligustrum lucidum ? (Glänzender Liguster ?)

In der Erstbeschreibung von Millière (1873) ist zu lesen: "La chenille, reçue de Corse, vit dans l'écorce du fruit du cédratier." Gemeint ist damit die Zitronatzitrone (Citrus medica). Zwischenzeitlich wurde die Art noch an vielen anderen Zitrus-Früchten gefunden. [cabi.org] gibt eine aktuelle Übersicht, die nicht nur Vertreter der Gattung Citrus enthält, sondern noch einen weiteren Vertreter der Familie der Rautengewächse (Rutaceae), die Weiße Sapote (Casimiroa edulis) und sogar zwei Vertreter anderer Familien: Manilkara zapota (Breiapfelbaum, Kaugummibaum oder Sapotillbaum, Familie Sapotaceae) und Ligustrum lucidum (Glänzender Liguster, Familie Oleaceae). Da ich zu den letzteren beiden keine Primärangaben kenne, versehe ich sie hier vorerst mit "?". Zitronen und Limetten haben die bei weitem größte Bedeutung für die Art.

So ist es zu verstehen, dass sich eine gute Beschreibung des Fraßbildes der Art ausgerechnet auf der Seite eines Anbieters für Bekämpfungsmittel findet [Artseite auf cropscience.bayer.com]: "The young larvae of P. citri bore into flower buds and young flowers to feed on the reproductive organs inside. After these have been eaten, the caterpillar moves on to the next bud. The damaged inflorescences will dry up and die. As soon as formation of fruits begins, these are penetrated in a similar way. On older, more developed fruits, galleries are gnawed into the skin that may cause gum to exude from the wounds. Damaged fruits will be deformed or will remain exceptionnaly small, and will often fall off. They are partly hollowed out, soiled with frass and therefore unmarketable. When flowers or young fruits are no longer available, young shoots and leaves are attacked, too. Wherever they feed, the caterpillars cover the plant parts with a web of silken threads."

Moore & Kirkman (2014) fassen für Süd-Afrika zusammen: "The presence of the citrus flower moth, Prays citri (Millière) (Lepidoptera: Yponomeutidae) in South Africa has been recognised since 1915 (Van den Berg, 1998). It has been recorded as a pest of citrus for at least several decades (Annecke & Moran, 1982; Kamburov, 1986). However, it has always been considered as a sporadic or minor pest and consequently nothing has been registered to date for its control on citrus in South Africa (Van den Berg, 1998). It generally only attacks lemons and limes, but occasionally other citrus cultivars too (Moore, 2012). Traditionally, citrus flower moth damage is to the blossoms and young fruit in spring and mid-summer. The adult female moth will lay her eggs on blossoms and the larvae will eat into the flower organs (Fig. 1) and web them together before pupation (Fig. 2). Damaged flower buds and flowers quickly wilt and are shed. However, since 2000/2001 necrotic blotches have been observed on lemon fruit (Moore, 2003). These have been associated with larvae hatching out of moth eggs laid on the fruit when they are still very small and superficial penetration of the fruit by these neonate larvae, leading to gumming of the fruit (Fig. 3). These penetration marks are initially fairly small, but once the fruit matures, they appear as brown necrotic scars, which can lead to the fruit being downgraded (Fig. 4). Severe levels of infestation have even been reported to cause substantial fruit drop and a reduction in the crop (Moore, 2003). This damage was originally associated with Cryptoblabes gnidiella (Milliere) (Lepidoptera: Pyralidae) which was referred to as the lemon borer moth, as this species was recorded on lemons in the presence of the damage described (Moore, 2003). However, subsequent investigations have revealed that this association may have been erroneous, based on the incidental occurrence of C. gnidiella in lemon orchards, and that the citrus flower moth appears to be the main or even exclusive culprit." In jener Arbeit gibt es auch Fotos der Befallsspuren.

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Faunistik

Die Art ist mit Zitrus-Gewächsen in Malaysia, Papua-Neuguinea, Australien, im südlichen Asien und im nördlichen Afrika bis hin zu den Kanaren verbreitet und auch im südlichen Afrika zu finden.

P. citri hat sich mit der Pflanzung von Zitrus-Bäumen im gesamten Mittelmeerraum ausgebreitet. [cabi.org] und die Fauna Europaea nennen zu Europa: Zypern, Griechenland, Malta, Italien (regional), Sizilien, Sardinien, Korsika (= locus typicus!), Balearen, Frankreich (auf den Süden beschränkt), Spanien, Portugal, Kanaren, Azoren, Madeira.

Dass aus diesen Gebieten mit den Zitronen auch ab und zu Tiere nach Mittel- oder Nordeuropa eingeschleppt werden, verwundert nicht. So melden Buhl et al. (2001) den Erstnachweis für Dänemark, gleich mit dem Hinweis auf Einschleppung: "Four species are reported as introduced for the first time: Lindera tessellatella, Prays oleae, Prays citri and Sameodes cancellalis."

Agassiz et al. (2013: 112) führen die Art bei den "adventive species" und schreiben zu England: "One specimen London, 2000: (Honey, 2001). Cosmopolitan." Auf [norfolkmoths.co.uk] ist zu Großbritannien zu erfahren: "First recorded in London in 2000, the larvae feed within the fruit of Citrus sp. causing sufficient damage to be a serious pest. Several open network cocoons with exuviae (including one dead moth attached) on the underside of two lime plants found at Bressingham garden centre in 2016 (B. Heckford, S. Beavan. 02/10/16)".

[microvlinders.nl (abgefragt 26. Januar 2019)] zeigt einen Falter vom 12. März 2014 mit Daten: "leg/foto: M. van den Enden, det. T. Muus, Sleen, Prov. Drenthe, 12.iii.2014". Kommentiert wird: "Deze soort wordt met regelmaat in kassen aangetroffen als er aan de hand van buitenlands materiaal rupsen of andere stadia worden geïmporteerd."

Mit der zunehmenden Anpflanzung von Zitrus-Bäumen in wärmeren Gegenden Mitteleuropas wird die Grundlage geschaffen, dass sich der Falter auch hier über mehrere Generationen weg halten könnte. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Erstnachweis der Art für Österreich, über den Huemer (2016) berichtet: "Nachweis: Nordtirol, Mils bei Hall, Haslach, 650 m, 29.5.2015, leg. Huemer. Specimen ID: TLMF Lep 18197; Sequence ID: LEATJ622-15 (658 bp). Erstnachweis für Nordtirol und Österreich! Aus Osttirol und Südtirol bisher unbekannt.". Horst Pichler [Forumsbeitrag 13. Mai 2020] fand am 11. Mai 2020 einen Falter in seinem Garten in der Steiermark in Graz, St. Peter - wo es keine Zitronenbäumchen gibt.

Seliger & Hemmersbach (2018) melden die Art erstmals für Deutschland, konkreter aus Nordrhein-Westfalen: "[...] Mönchengladbacher Gartencenter [...] Weiterhin stellte Herr Colbergeinen Raupen-Befall an den Blüten von Zitruspflanzen fest und sammelte einige raupen in einer Schachtel, die er uns ebenfalls übergab. Die Raupen hatten die beigefügten Zitrusblüten zu einem Knäuel zusammengesponnen und sich darin bereits verpuppt. Unsere Vermutung, dass es sich hier um Prays citri (Millière, 1873) handeln könnte, wurde nach einigen Tagen bestätigt. Vom 24.10. bis 10.11.2017 schlüpften insgesamt 28 Falter dieser Art." Ich schließe mich hier der Folgerung der Autoren an: "Da sich Zitrusgewächse in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit erfreuen und vielerorts als Kübelpflanzen in Gärten gehalten und zur Überwinterung in beheizten Räumen untergebracht werden, ist es durchaus möglich, dass P. citri sich auch bei uns etablieren kann." Ich gehe davon aus, dass die Art schon sehr viel häufiger nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde als bisher dokumentiert.

Eine ergänzende Meldung kam durch Jörg Siemers aus Köln im [Forumsbeitrag vom 12. Januar 2023]: "in 2021 hat Jürgen mir einen Falter als wahrscheinliche Prays citri bestimmt: [Forum]. Leider hatte ich damals kein Belegexemplar genommen. Am 17. und am 18. Juni 2022 hatte ich noch einmal Glück, und am zweiten Abend habe ich den Falter eingesammelt. Rudi Seliger hat mir die Bestimmung bestätigt, meinen besten Dank dafür! Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Köln, Siedlung mit Gärten am Stadtrand, 50m, 18. Juni 2022, am Licht (fot., leg. und det.: Jörg Siemers, conf. Rudi Seliger). Dieser Fund reiht sich wieder einmal ein neben die mediterranen Falter in unserem Garten aus den letzten Jahren, die wohl auf Einschleppung durch den nahegelegenen Gartenbaubetrieb zurückzuführen sind, der mediterrane Gehölze importiert und vertreibt. Siehe z.B. [hier]".

Takács et al. (2018) stellten 2017 an einer Autobahn-Tankstelle an der E 71 südwestlich von Budapest (Váli Völgyi Pihenő) Pheromonfallen auf und konnten prompt 10 Exemplare dieser Art nachweisen. Sie wird also häufiger eingeschleppt und ihre Ansiedlung in Ungarn ist nur noch eine Frage der Zeit.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.3. Literatur