Artberechtigung umstritten!
Europarechtlich streng geschützt: Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (FFH), Anhang II (Arten, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen)
[in der Richtlinie als ssp. oder Synonym von Polyommatus golgus betrachtet]
Europarechtlich streng geschützt: Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU (FFH), Anhang IV (streng zu schützende Arten von gemeinschaftlichem Interesse)
[in der Richtlinie als ssp. oder Synonym von Polyommatus golgus betrachtet]
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Inhalt

2. Biologie

2.1. Nahrung der Raupe

  • [Fabaceae:] Anthyllis vulneraria microcephala

Gil-T. (2010) legte einen Aufsatz vor mit Titel "The correct hostplant of Polyommatus sagratrox (Aistleitner, 1986): Anthyllis vulneraria microcephala". Er schreibt: "The intention of this work is to amend the identification given for the hostplant of Polyommatus (Plebicula) sagratrox (Aistleitner, 1986) in Tolman (1994) and Tolman & Lewington (1997), where it is incorrectly appointed to be Anthyllis vulneraria arundana (Boiss. & Reut.). This error has been subsequently repeated in diverse references concerning this butterfly. Its correct hostplant is Anthyllis vulneraria microcephala (Willk.)."

Polyommatus dorylas, Polyommatus golgus und Polyommatus sagratrox leben als Raupe alle an Wundklee (Anthyllis vulneraria) - vermutlich lassen sich die Raupen aller drei Taxa in der Zucht mit allen Wundklee-Unterarten füttern.

3. Weitere Informationen

3.1. Andere Kombinationen

3.2. Abweichende Schreibweisen

3.3. Taxonomie und Faunistik

Aistleitner (1986) beschrieb seine neue Art - "Plebicula sagratrox" - aus der südostspanischen Sierra La Sagra (Granada) und zwar aus Höhenlagen von 2200 - 2380 m. Er stellte fest, dass sie durch mehrere Gebirgsstöcke von den Vorkommen der ähnlichen Polyommatus golgus aus der Sierra Nevada getrennt ist - vermutlich schlichtweg deshalb, weil diese Gebirgsstöcke gar nicht die entsprechende Höhenlage erreichen. Noch weiter entfernt sind beide von den zentral- und nordspanischen Vorkommen der in die gleiche Gruppe gehörenden Polyommatus dorylas. P. golgus wurde sehr lange Zeit meist als geographisch isolierte Unterart von P. dorylas angesehen. Wegen der doch recht großen genetischen Distanz ist P. golgus heute fast allgemein als eigenständige Art akzeptiert. Und seither wurde das Taxon sagratrox nicht mehr als Unterart oder Synonym zu P. dorylas geführt, sondern als Unterart oder Synonym zu P. dorylas. Eine echte Begründung für dieses Vorgehen ist nicht zu finden. Aistleitner (1986) hatte eine Reihe von kleinen Unterschieden in der Zeichnung der Falter der drei Taxa angeführt und damit das Artrecht aller drei Taxa begründet - sie könnten aber genauso als Begründung für drei Unterarten einer einzigen Art gelten.

Gil-T. (2003) glaubt, auch Unterschiede in den Präimaginalstadien zwischen P. golgus und P. sagratrox gefunden zu haben. Gil-T. (2013) meldet für diese extrem seltene Art den Nachweis im vierten 10 x 10 km²-Rasterfeld; trotzdem gilt: "Its distribution is the most reduced of all Papilionoidea endemic species of Spain: the total occupied area by the four colonies is 0, 82 km²."

Gil-T. (2013) stellt die Argumente für eine Artverschiedenheit nochmals zusammen - voll überzeugen können alle nicht. Auch nicht Unterschiede im Verhalten (die Männchen sollen bei dieser Art mehr territoriales Verhalten zeigen).

Tshikolovets (2011) und Kudrna et al. (2011) bezweifeln den Artrang von Polyommatus sagratrox und fassen das Taxon lieber als Unterart Polyommatus golgus sagratrox - anders als Aistleitner und Gil-T. allerdings nur vom Schreibtisch aus. Bisher wurde das Taxon sagratrox noch nicht genetisch untersucht und anscheinend hat sich auch noch niemand mit systematischen Kreuzungsexperimenten befasst - solange kann über Art oder Unterart auch nur spekuliert werden. Ein hochgradig gefährdetes Taxon ist es auf jeden Fall.

Wir führen das Taxon hier - bis zum Beweis des Gegenteils - als eigenständige Art mit dem ausdrücklichen Hinweis: "Artberechtigung umstritten!"

Wiemers et al. (2018) erwähnen das Taxon überhaupt nicht, auch nicht als Synonym. Da das Taxon in der FFH-Richtlinie gelistet wird, ist das nicht sonderlich zielführend.

3.4. Typenmaterial

Aistleitner (1986) schreibt: "Holotypus ♂: Hispania mer. (Andalusia), Prob. Granada sept., (Cordillera subbetica), La Sagra Sierra, 2200-2300 m, 19.VII.1984, leg. Eyjolf & Ulrich Aistleitner, in coll. Aistleitner.

Allotypus ♀ und Paratypen ♂♂ und ♀♀ mit denselben Daten in coll. Aistleitner, 1 ♂ Paratypus in coll. Eitschberger-Steiniger, Marktleuthen, 1 ♂ in coll. Weidenhoffer, Prag, 1 ♂ in coll. Gomez-Bustillo, Madrid."

(Autor: Erwin Rennwald)

3.5. Literatur