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Falter
Raupe
Puppe
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1-6: 28. November 2017

7-14: 1. Dezember 2017

15-22: 4. Dezember 2017

1.3. Puppe

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Erstbeschreibung

Darin indizierte Abbildung

3. Biologie

3.1. Habitat

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

(λευχός weiß, νώτος Rücken, wegen seiner weißgrauen Farbe).

Spuler 1 (1908: 189R)

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Taxonomie und Faunistik

Thurner (1964) hatte P. leuconota für Nordmazedonien gelistet, Hacker (1989) für Griechenland und zugehörige Inseln. Das war nach dem damaligen Kenntnisstand richtig, aber spätestens Ronkay et al. (2001: 223-224) haben gezeigt, dass Polymixis leuconota (Frivaldszky, 1841) lange Zeit fehlinterpretiert wurde. Das fing schon mit dem Typenfundort an: die Art wurde von Kreta beschrieben, aber Kreta gehörte damals politisch zur Türkei und auf dem Etikett des Lectotypus steht auch entsprechend "Turcia". Doch die Art, die auf Kreta vorkommt, gibt es weder in der Türkei noch in Griechenland, Nordmazedonien oder Russland. Durch die Festlegung von Lectotypus und Paralectotypus haben Ronkay et al. (2001: 224) hier dauerhaft Klarheit geschaffen, dass unter "Polymixis leuconota (Frivaldszky, 1841)" der Kreta-Endemit zu verstehen ist - theoretisch zumindest.

P. leuconota auct., nec Frivaldszky, 1841 meinte demnach meist das, was Ménétriés (1848: 70) als "Hadena trisignata" aus Turkmenistan beschrieben hatte. Ronkay et al. (2001: 224) schrieben zur Verbreitung jener Polymixis trisignata daher: "The European records are known from Rumania, Bulgaria, Makedonia, northern Greece and from south-eastern part of European Russia; outside Europe it is distributed from Turkey and Cyprus throughout the Middle East towards the eastern Tien-Shan." Andere ältere Angaben zu "P. leuconota" aus Turkmenistan oder dem russischen Südural betreffen die erst 2001 beschriebene Polymixis latesco Fibiger, 2001.

Das Dumme: Frivaldszky (1841) erwähnte zwar seine "Hadena leuconota", lieferte aber gar keine Beschreibung, so dass darin ein nomen nudum zu sehen ist. Damit verlieren auch die von Ronkay et al. (2001: 224) ausgewählten Lecto- und Paralectotypen ihren Status und die Frage nach der Typenlokalität erhebt sich neu. Ronkay et al. (2001: 223-224) hatten argumentiert: "In the great work of Herrich-Schäffer (1850: 279) unfortunately mixed the two "leuconota" taxa but, however, there is no taxon described as "Hadena leuconota H.S.". On the other hand, a correct description of the Polymixis species was given by him in German. According to the rules of ICZN, this name is not available." Gemäß welcher Regel des ICZN der Name nicht verfügbar sein soll, wird nicht erklärt - mir ist jedenfalls keine solche Regel bekannt. Die Namenskombination lautet hier eindeutig Hadena leuconota, auch wenn Herrich-Schäffer ([1850]: 279) mit seinem "Ev." und dem Fundort "Orenburg" hier zwei Elemente der "Polia leuconota Eversmann, 1937" [jetzt Synonym zu Hadena bicolorata] mit hinein mixt - doch ein falscher Typenfundort macht eine richtige Beschreibung nicht unwirksam. Herrich-Schäffer ([1850]: 279) Überschrift lautete: "300. leuconota Ev. - Friv. - Sppl. 389. - 17-18 L." Die Beschreibung passt sicher nicht zu Eversmanns Tier, aber bestens zu dem von Frivaldszky - vermutlich hatte er eines seiner Belegtiere von Kreta vorliegen oder zumindest eine gute Abbildung davon. Ob hier noch ein neuer Lectotypus gefunden werden kann, muss sich zeigen. Bis dahin bleibt Kreta nur hypothetischer Typenfundort, der voraussetzt, dass der Autor auch tatsächlich Frivaldszkys Tier meinte. Dies ist durchaus zu unterstellen, denn seine Beschreibung passt sicher nicht zu Eversmanns Tier und einen Hinweis, dass er einen Falter aus dem Verbreitungsgebiet von P. trisignata oder P. latesco vor sich hatte, fehlt vollständig. Der Autor beschrieb einen Falter, aber eine Neubeschreibung hatte er dabei offensichtlich nicht im Sinn - auch wenn jetzt doch eine daraus wurde.

In neueren Arbeiten werden die Autorschaft von Herrich-Schäffer ([1850]: 279) allgemein akzeptiert, ebenso die räumliche Begrenzung der Art auf Kreta. Dies sollte, trotz möglicher taxonomisch-nomenklatorischer Spitzfindigkeiten, aus pragmatischen Gründen auch so bleiben.

Immer noch neuere Meldungen für "Polymixis leuconota" von außerhalb Kretas finden sich in den Listen von Țugulea & Derjanschi (2015: 73) für die Republik Moldau und von Koçak & Kemal (2018: 249) für die Türkei. Beide basieren auf alten Meldungen und die Nomenklatur wurde hier nicht aktualisiert, d.h., in keiner der beiden Listen wird P. trisignata überhaupt nur erwähnt. Koçak & Kemal (2018) sammelten in ihrer Datenbank gleich 15 Länder und für die Türkei 15 Provinzen, in denen P.leuconota vorkommen soll. Doch P.leuconota bleibt ein Endemit Kretas.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Wir folgen den detaillierten Datierungs-Angaben von Heppner (1982). Obwohl die Tafel Noctuides 76 bereits 1849 erschienen ist, darf sie nach den Bestimmungen des ICZN nicht als Erstbeschreibung gelten, denn die Nomenklatur auf dieser Tafel ist nicht binominal.

4.6. Autorschaft

Ronkay, Yela & Hreblay (2001: 223) führen Polymixis leuconota mit der Autorschaft „(Frivaldsky, 1841)“. Nach Bálint & Abadjiev (2006: 267) ist dies ein nomen nudum. [Forum]. "Hópettyü émszép" [Schöne Schneeflocke] ist hier sicher nicht als Beschreibung, sondern als ungarischer Trivialname zu werten.

(Autoren: Jürgen Rodeland & Erwin Rennwald)

4.7. Literatur

  • Bàlint, Zs. & S. Abadjiev (2006): An annotated list of Imre Frivaldszky's publications and the species-group and infraspecies names proposed by him for plants and animals (Regnum Plantare and Animale). — Annales historico-naturales musei nationalis Hungarici 98: 185-280). [zum PDF-Download aur researchgate.net]
  • Heppner, J. B. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterologists' Society 36 (2): 87-111.
  • Erstbeschreibung: Herrich-Schäffer, G. A. W. („1845“) [1843-1855]: Systematische Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa, zugleich als Text, Revision und Supplement zu Jakob Hübner's Sammlung europäischer Schmetterlinge. Zweiter Band. Die Schwärmer, Spinner und Eulen: 1-450, Index 1-64, Hepialides pl. 1, Cossides pl. 1-2, Zygaenides pl. 1-16, Sesiides pl. 1-10, Sphingides pl. 1-4, Bombycides pl. 1-32, Noctuides pl. 1-124, Nycteolidae pl. 1. Regensburg.
  • Koçak, A. Ö. & M. Kemal (2018): A synonymous and distributional list of the species of the Lepidoptera of Turkey. — CESA Memoirs 8: 1-487. [Digitalisat auf archive.org]
  • Ronkay, L., Yela, J. L. & M. Hreblay (2001): Noctuidae europaeae 5: 1-452, pl. 1-21. Sorø (Entomological Press).
  • Țugulea, C. & V. Derjanschi (2015): Istoricul studiului noctuidelor (Lepidoptera, Noctuidae) în Republica Moldova [The history of study of Noctuidae (Lepidoptera) in the Republic of Moldova]. — Buletin Ştiinţific. Revistă de Etnografie, Ştiinţele Naturii şi Muzeologie 22 (35): 59–80. [PDF auf ibn.idsi.md]