

+7Kontinente:EUAS1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Ausgewachsene Raupe
1.3. Jüngere Raupenstadien
2. Diagnose
2.1. Weibchen
2.2. Geschlecht nicht bestimmt
2.3. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
- [Caryophyllaceae:] Saponaria ocymoides (Rotes Seifenkraut, Kleines Seifenkraut, Kissen-Seifenkraut)
- [Caryophyllaceae:] Silene sedoides (Mauerpfeffer-Leimkraut)
- [Caryophyllaceae:] Lychnis sp.
Walsingham (1900: 218) hatte in seiner Beschreibung der "Gelechia ocymoidella" - jetzt Pogochaetia solitaria ocymoidella (Walsingham, 1900) - von Vernet in den südfranzösischen Ostpyrenäen den Artnamen nach der Nahrungspflanze der Raupe gewählt: "Hab. : S. France, Vernet (Pyr. Or.). Larva, Saponaria ocymoides, 26,V, excl. 2—22, VII, 1899. Seventeen specimens."
Burmann (1949: 69-70) hatte Erfolg bei der Raupensuche in Nordtirol und lieferte eine detaillierte Beschreibung seines Suchmusters: "In den Jahren 1945 und 1947 konnte ich diese Lita-Art nunmehr auch für Nordtirol nachweisen. Wo der Föhn aus dem Süden die Hänge der Nordkette um Innsbruck bestreicht, wächst das Seifenkraut (Saponaria ocymoides). Vom Mittelmeergebiet, der Heimat dieses Nelkengewächses, ist die Pflanze wohl in alle südlichen Alpentäler gewandert. Auf der Nordkette, wo ja ideale Lebensbedingungen für solche Föhnpflanzen herrschen, wächst das Seifenkraut ziemlich häufig. Im Mai und Juni leuchten die roten Blütenpolster überall von den Hängen. Diese sonnigen Südhänge sind auch die Lebensgebiete der südlichen Gelechiide. In einer Höhenlage von ungefähr 1300 m fand ich an drei ziemlich auseinander liegenden Örtlichkeiten die Raupen von ocymoidella Wglsh. Wenn die schönen Blütensterne der Futterpflanze abzuwelken beginnen und die Früchte schon eine ansehnliche Form annehmen, ist die unscheinbare Raupe erwachsen. Die beste Zeit zum Eintragen ist bei uns die erste Juni-Woche. Das Suchen der Raupen mit freiem Auge ist äußerst mühselig. Die bewohnten Blüten und Fruchtstände sind nur schwer zu erkennen. Meist sind zwei bis drei Blutenkelche nebeneinander oder knäuelig zusammengesponnen. Da die Polster des Seifenkrautes ziemlich üppig sind, muß man viel Glück haben, ein zufällig etwas auffälligeres Gespinst wahrzunehmen. Die Raupen leben gesellig, meist bis zu 8 in einem größeren Pflanzenpolster. Sie fressen sich, ohne sichtbare Spuren zu hinterlassen, von unten her in die länglichen Fruchtknoten ein und höhlen diese aus, indem sie die noch unreifen Samen verzehren. Die wenig kenntlichen, seidigen Röhrengespinstgänge zu den einzelnen Fraßstellen liegen unterhalb der Pflanzenteile. Nur einzelne meiner gezogenen Tiere erhielt ich von Raupen, deren knäuelige Wohngespinste ich mit freiem Auge sah. Den weitaus besten Erfolg erzielte ich aber dadurch, daß ich in großen Beständen wahllos die abgeblühten Pflanzen abschnitt und in einem Stoffsäckchen mit nach Hause nahm."
Huemer & Karsholt (2010: 294) fassten diesen Kenntnisstand zusammen: "The larva has been found from late May to early June, feeding in the flowers of Saponaria ocymoides L. (Caryophyllaceae) (Walsingham, 1900: 218; Burmann, 1949: 70); Huemer, pers. obs.). It bores from the base of the flower into the ovary and its the seeds. Sometimes it spins two or three flowers together, but normally the larva is well hidden and dificult to find. Burmann (op. cit.) found up to 8 larvae in one cushion of the host-plant. Pupation takes place in a webbing on the ground surface or between dead stalks."
Dabei übersahen sie aber, dass Staudinger (1879: 310-311) schon in seiner Erstbeschreibung seiner Pogochaetia solitaria etwas zur Raupe geschrieben hatte, da er seine 4 Falter ja aus den gefundenen Raupen gezüchtet hatte: "Pogochaetia Solitaria Stgr. Ende Juni oder Anfang Juli fand ich in den Blüthen und Samen einer grossen schönen sehr klebrigen Lychnis (?), die am Wege nach dem Caraman oben, etwas unterhalb des Weidenbrunnens stand, und welche Pflanze ich nirgends anderswo finden konnte, mehrere kleine Räupchen, welche mir Anfangs August diese eigenthümliche Art in vier Exemplaren (zwei Paaren) lieferten." Welche "grosse schöne sehr klebrige Lychnis (?)" hatte Staudinger vor sich ? Sicher war das nicht Saponaria ocymoides ! Ich denke da direkt an die Pechnelke (Viscaria vulgaris [= Lychnis viscaria], jedenfalls viel eher als an die Klebrige Lichtnelke (Silene viscosa).
Und dann haben wir noch den oben gezeigten Belegfalter von Rhodos von J. Klimesch - gezüchtet "e.l. Silene sedoides".
P. solitaria lebt in Europa überwiegend am Roten Seifenkraut - Schmid (2019: 442-443) hat das mit schönen Fotos aus den tieferren Lagen der Südalpen bestätigt, und auch Maximilian Schmucker wurde in Graubünden an dieser Pflanze fündig (siehe Raupenfotos), aber ingesamt ist die Art nicht mono- sondern oligophag. Noch sind hier Fragen offen.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Synonyme
- Gelechia ocymoidella Walsingham, 1900 [jetzt Subspecies]
- Lita ocymoidella (Walsingham, 1900)
4.2. Unterarten
- Pogochaetia solitaria ocymoidella (Walsingham, 1900)
- Pogochaetia solitaria cabreretsi Povolný, 1981
4.3. Literatur
- Burmann, K. (1949): Drei für Oesterreich neue Lita-Arten aus Nordtirol. Lita gypsophilae Stt., ocymoidella Wlsghm. und poschiavensis Rbl. (Lepidoptera, Gelechiidae). — Zeitschrift des Wiener Entomologen-Vereins, 34 (60): 68-71. [PDF auf zobodat.at]
- Huemer, P. & Karsholt, O., (2010): Gelechiidae II (Gelechiinae: Gnorimoschemini). – In: P. Huemer, O. Karsholt & M. Nuss (eds.): Microlepodoptera of Europe 6, Apollo Books, Stenstrup.
- Schmid, J. (2019): Kleinschmetterlinge der Alpen. Verbreitung – Lebensraum – Biologie. Haupt Verlag, Bern. 800 S.
- Erstbeschreibung: Staudinger, O. (1879-1880 [159-368: 1879; 369-435: 1880]): Lepidopteren-Fauna Kleinasien's. — Horae societatis entomologicae rossicae 15: 159-435. St. Pétersbourg (V. Besobrasoff & Comp.).
- Beschreibung als Gelechia ocymoidella: Walsingham (1900): New Corsican and French Micro-Lepidoptera. — The Entomologist's Monthly Magazine 36: 152-153, 216-220. [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org]




















