Version 26 / 27 vom 30. November 2019 um 21:37:56 von Erwin Rennwald
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Erstbeschreibung
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Autorschaft der Erstbeschreibung

Karsholt & Razowski (1996) führen die Art unter der alleinigen Autorschaft von Zeller. Baraniak (2007) und Søli et al. (2018) sehen das auch so. Letztere beschreiben den Prozess der Namensvergabe: Der Sammler - Reverend A.E. Eaton - fand zwischen 21. und 24. Juli 1873 sieben Tiere der neuen Art, die er zum damaligen Microlepidoptera-Spezialisten Henry Tibbats Stainton schickte. Dieser hatte mit Plutella - abgesehen von der häufigen Plutella xylostella - auch nicht viel Erfahrung und schickte daher 2 Männchen an Philipp Christoph Zeller weiter, um dessen Meinung zu den Tieren einzuholen. Wie wir aus der Publikation von Stainton (1880) wissen, erhielt er diese mit Schreiben (Brief) vom 29. Mai 1874. Vorgeschlagen wurde darin der Name Plutella polaris und es erfolgte eine Beschreibung der Art durch Zeller. Stainton (1880) zitierte in seiner Publikation diese in littoris-Beschreibung und machte sie dabei klar als solche kenntlich. Zellers Beitrag zur Beschreibung ist damit unumstritten. Doch aus den Zeilen von Stainton (1880) geht auch hervor, dass Zeller wollte, dass Stainton sich selbst ein Bild von der Artverschiedenheit machte - daher dauerte es auch mehr als 6 Jahre bis zur Publikation. Und was trug Stainton selbst bei? In der Tat wenig, aber er bestätigte anhand der ihm vorliegenden größeren Serie: "All the seven specimens show distinctly the dorsal spots noticed by Zeller" und er ergänzte: "I would add that the anterior-wings seem to me decidedly broader than in normal P. cruciferarum" [= Plutella xylostella]. Stainton (1880) hat also nicht einfach Zellers Beschreibung in seinen Artikel aufgenommen, sondern auch noch direkt zur Beschreibung beigetragen - daher betrachten wir ihn als Mitautor.

4.3. Taxonomie

Stainton (1880) vergleicht die neue Art mit Plutella xylostella. Die beiden neuen Exemplare von Spitzbergen und aus dem Altai (Søli et al. (2018)) wurden auch genetisch untersucht (Barcoding). Dabei wurde zuerst einmal festgestellt, dass die beiden neuen Exemplare trotz der riesigen räumlichen Trennung beim Barcoding nur 1,1 % auseinander liegen, also sehr wahrscheinlich zur gleichen Art gehören. Nächste Verwandte dazu ist die nordamerikanische Plutella armoraciae. Von den europäischen Arten gehören Plutella porrectella, Plutella haasi, Plutella geniatella, Plutella hyperboreella und Plutella huemerella noch in die nähere Verwandtschaft; Plutella xylostella steht weit entfernt davon und zeigt nächste Verwandtschaft zur australischen Plutella australiana.

Kullberg et al. (2018/2019) nehmen ausführlich Stellung: "Zagulajev (1981) included this species into the key for Lepidoptera of European Russia and described new subspecies, Plutella polaris continentalis Zagulajev, 1981, without providing any data on the type specimen. Kozlov (1989), referring to a private letter by K. Sattler, who investigated male genitalia of the type specimen of P. polaris, indicated that this species differs from P. xylostella by wide, nearly triangular valva and thick phallus without two basal arms, which are present in P. xylostella. Based on these characters, Kozlov (1989) synonymised P. polaris continentalis to P. xylostella and concluded that P. polaris had not been found in Russia by that date. Consistently, P. polaris was not included into the Catalogue of the Russian Lepidoptera (Sinev 2008). Coulson and Refseth (2004), without any justification, synonymised P. polaris to P. xylostella, and this incorrect synonymy was cited in several subsequent publications (e.g. Makarova et al. 2012). However, after Baraniak (2007) published photographs of the moth and of the male genitalia of P. polaris, Coulson et al. (2014) concluded that the distinct features currently support the specific status of P. polaris. We agree with the latter conclusion, and our finding, along with the current discovery of this species in Altai Mountains (Huemer et al. 2017), indicates that P. polaris is not endemic to Svalbard, as it was believed for more than a century."

4.4. Faunistik

Locus typicus: Norwegen, Spitzbergen, Wide Bay (= Widgefjorden).

Aarvik et al. (2017) aktualisieren: "Plutella polaris Zeller, 1880 is only known from Spitsbergen where a small series was collected in 1873 (Stainton 1880, Bengtsson & Johansson 2011). It was rediscovered in 2015 when a single female was found near the type locality, Wijdefjorden, in the northern part of the island."

Søli et al. (2018) berichten vertieft über diesen neuerlichen Fund eines Falters nach beinahe 142 Jahren - und das nicht weit von der Typenlokalität: "Since the species was first discovered in 1873, no further records had been reported until 9 July 2015, when a female was collected by Geir Søli at Ringhorndalen, Wijdefjorden, Svalbard." Während ihrer Manuskriptphase erfuhren sie von einem weiteren Exemplar der Art, diesmal Tausende Kilometer entfernt: "In addition to our rediscovery of P. polaris in Wijdefjorden, we were recently informed of another specimen identified as P. polaris. This specimen, a single male, was found during an expedition by Austrian and Russian lepidopterists to the Republic of Altai in Russia in 2016 at a considerably lower latitude of 49.5°N, 88.08°E (Huemer et al. 2017; BOLD) [...]."

Und Kullberg et al. (2018/2019) berichten über ein Belegexemplar (in ZISP) vom 13. Juli 1925 aus Matochkin Shar (= Meerenge Matotschkin Schar) an der Trennlinie der beiden Hauptinseln von Nowaja Semlja hoch im Norden des europäischen Teils von Russland. P. polaris ist demnach keineswegs ein lokaler Endemit.

4.5. Typenmaterial

Je nachdem, ob man Zeller als alleinigen Autor der Erstbeschreibung betrachtet, oder Stainton als Mitautor akzeptiert, besteht die Typenserie aus 2 Männchen bzw. 7 Exemplaren, alle von Norwegen, Spitzbergen, Wide Bay (= Widgefjorden) und alle gesammelt vom 21.-24. Mai 1873 von Reverend A.E. Eaton. Baraniak (2007: 87) wählte von den zwei Syntypen die (wahrscheinlich) Zeller vorlagen einen als Lectotypus aus und bestimmte den anderen als Paralectotypus. Beide Exemplare befinden sich im BMNH. Vom Lectotypus wurde ein Genitalpräparat angefertigt ("prep. gen. 9535") und in der Publikation gezeigt.

(Autoren: Erwin Rennwald & Jürgen Rodeland)

4.6. Literatur