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In Europa (noch) nicht etabliert (Verschleppungen nach D, GB, NL, CH und F) - aber durchaus zu erwarten!
VorkommenLinks (1)Fundmeldungen
Länder:EE+9Kontinente:EUAS
Falter
Raupe
Puppe
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Puppe

2. Diagnose

2.1. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Aquifoliaceae:] Ilex crenata (Japanische Stechpalme)
  • [Aquifoliaceae:] Ilex maximowicziana 'Kanehirae' [= Ilex 'Impala']
  • [Aquifoliaceae:] Ilex pubescens (Behaarte Stechpalme) [Hongkong]
  • [Aquifoliaceae:] Ilex asprella [Hongkong]

Nach Seliger & Hemmersbach (2018) wurden Raupen dieser ostasiatischen Art in einem Mönchengladbacher Gartencenter an Japanischer Stechpalme (Ilex crenata) und Ilex maximowicziana 'Kanehirae' ("im Handel oft als "Ilex 'Impala'" bezeichnet) gefunden. Sie fraßen dort stets frische, noch weiche Blättchen. Ilex crenata gilt auch in Ostasien als die übliche Nahrungspflanze der Art. Dort werden in geringerem Umfang noch weitere Ilex-Arten genutzt, angeblich - aber wenig glaubhaft - auch die in eine ganz andere Familie gehörende Japanische Zelkove (Zelkova serrata).

Auf der chinesischen Seite (Hongkong) [http://www.hkwildlife.net/Forum/viewthread.php?tid=12692&extra=page%3D86] meldet und zeigt "senyung" Raupenfunde an Ilex pubescens und Ilex asprella mit anschließender erfolgreicher Zucht zum Falter.

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

  • Nadagara flaviceps Butler, 1881 [Originalkombination]

4.2. Faunistik

Die Art wurde von Butler (1881: 419) aus Japan ("Tokei") beschrieben. Sie ist in Japan weit verbreitet. Nach den Daten auf [iNaturlaist.org (abgefragt 19. April 2024)] ist sie von Japan über Taiwan und das östliche China bis Hongkong und weiter nach Thailand verbreitet.

Seliger & Hemmersbach (2018) melden Raupen- und Falterfunde in einem Gartencenter in Mönchengladbach (Deutschland, Nordrhein-Westfalen). Sie recherchierten: "Plesiomorpha flaviceps stammt ursprünglich aus Südostasien, z.B. Taiwan, Hongkong, China und Japan. Bei unseren Recherchen stießen wir auf einen weiteren europäischen Fund in Großbritannien: Putney/ Südlondon am 31.07.2016 ([http://www.atropos.info/flightarrivals/index.php/%2Bthis.theimages%3Fentry%3D3760?entry=2880]) bzw. ([https://twitter.com/migrantmothuk/status/760214848882049025]). Bei der ersten Adresse ist am 1. August 2016 zu lesen: "Presumed Plesiomorpha flaviceps to garden MV 31/7/16. Size = Riband Wave or similar - so pretty startling! Presumably an accidental import from the Far East. ID not confirmed and will be retained for confirmation. Thanks to Steve Nash for first suggesting ID and also to Martin Honey." Melder war Bob Arnfield, Fundort "Putney SW London". Bei Letzterer wird ein Falter - aufgenommen am 1. August 2016 - gezeigt mit dem Kommentar: "A new adventive to Britain, likely to be Plesiomorpha flaviceps, taken at light in Putney, London by Bob Arnfield". Die Originalmeldung aus Großbritannien fand auch Eingang in den "Butterfly and Moth Report 2016" des "Surrey & SW London Branch" [PDF auf butterfly-conservation.org]. Demnach flog der ziemlich frisch aussehende Falter am 31. Juli 2016 im Londoner Stadtteil Putney ans Licht; der Kommentar: "New to Surrey since 2012 Atlas (2), presumed adventive".

Nach Seliger & Hemmersbach (2018) wurde die Art im Gartencenter in Mönchengladbach bereits im Herbst 2016 beobachtet, hielt sich hier bis Ende 2017 also über mehrere Generationen hinweg. Nur einem aufmerksamen und interessierten Mitarbeiter dort ist es zu verdanken, dass die Tiere überhaupt einer Determination zugeführt wurde. Nach den Funden in London und der Fundgeschichte in Mönchengladbach muss ich davon ausgehen, dass die Art (als Ei, kleine Raupe oder auch Puppe im Boden eines Bonsai-Stechpalmen-Topfs noch Dutzende oder Hunderte weitere Male in europäische Gartencenter eingeschleppt und dort mehr oder weniger professionell bekämpft wurde. Um auf sie aufmerksam zu machen wurde hier eine Artseite angelegt.

Wir erinnern uns, dass der Buchsbaum-Zünsler (Cydalima perspectalis) ebenfalls mit Pflanzenimporten aus Ostasien nach Europa zunächst in die Gartencenter und von dort aus in die Gärten und in natürliche Lebensräume kam. Ilex crenata ist eine der wichtigsten "Ersatzpflanzen" für die zwischenzeitlich herausgerissenen Buchsbäume der Gärten und Friedhöfe. Sind wir dabei, den nächsten "Schädling" gleich mit zu importieren? Könnte er von Ilex crenata auf die heimische Stechpalme (Ilex europaea) wechseln? So ganz wegzuwischen ist diese Befürchtung nicht: Obwohl die Art gemäß ihrem südostasiatischen Verbreitungsgebiet eher an tropisch / subtropische Verhältnisse angepasst zu sein scheint, wird sie doch auch aus Zentralchina gemeldet und über die Nordgrenze der Art scheint wenig bekannt zu sein. Ich jedenfalls rechne erst einmal mit weiteren Funden in Europa und verpasse der Art daher - wie im April 2007 dem Buchsbaum-Zünsler - auch gleich einen deutschen Namen.

Und ich hatte Recht, es folgen weitere Funde: Herbert Fuchs teilt uns im [Forumsbeitrag vom 20. November 2018] mit: "Martina Möllenkamp hat im naturgucker.de den Fund eines Falters Mitte Oktober in Wedel (Kreis Pinneberg, SH) veröffentlicht: [https://www.naturgucker.de/?verein=zollernalb&bild=-1363591285]. Dieter Schneider hat ihr den Falter bestimmt und sie gebeten, den Falter im Forum 2 vorzustellen." Das im Naturgucker gezeigte Bild vom 15. Oktober 2018 zeigt eindeutig diese Art, und zwar einen fransenreinen, also erst vor Kurzem geschlüpften Falter (zeitlich passend zur 2. Gen. in Ostasien). Der Falter wurde an einer Hauswand im Siedlungsgebiet gefunden, also "outdoors".

Von eben diesem 15. Oktober 2018 gibt es aber noch ein weiteres Falterfoto, nicht aus Hamburg, sondern aus den Niederlanden (Nord Brabant): Guus Dekkers zeigt auf [waarneming.nl] einen frischen Falter, den er an diesem Tag innerorts in Bosschenhoofd (Provinz Nordbrabant) gefunden hatte.

Ebenfalls 2018 gelang ein Falterfund ganz im Süden der Schweiz. Bryner & Kopp (2023: 55) schrieben dazu: "Mendrisio (TI), Arzo, Cave di Marmo, 540 mü.M., 717/082, 5.8.2018, Lichtfang im ehemaligen Marmorsteinbruch (M. Fluri). Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser Art liegt in Südostasien. In den letzten Jahren wurden wenige, vermutlich mit ihrer Nahrungspflanze (Stechpalme, Ilex) verschleppte Falter, auch in Europa beobachtet. Die Art scheint sich aber bisher nicht etablieren zu können."

Und 2021 gab es dann auch die erste Angabe aus Frankreich, konkret aus dessen Südwesten (Département Landes [Nouvelle Aquitaine]); auf der Artseite auf [lepinet.fr] heißt es zur Quelle: "Origine : Grancher (Clément), 2021.- Geometridae inconnu trouvé dans les Landes avec Olivier Brévart. Message du 4 novembre 2021 avec photo sur le groupe Facebook 'Papillons Nocturnes' (https://www.facebook.com/groups/papillons.nocturnes)." Und auch: "Originaire d'Asie du Sud-Est, connu depuis 2016 en Europe. Espèce introduite accidentellement par des jardineries. Après des signalements en Allemagne et en Grande-Bretagne, citée de France pour la première fois en 2021."

Die nur zwei bekannten Arten der Gattung Plesiomorpha (P. vulpecula gilt als Synonym zu P. punctilinearia) scheinen beide als Raupe in Asien an Stechpalmen zu leben. Die eine davon als "Asiatischer Stechpalmenspanner" zu bezeichnen, war also riskant von mir - zu riskant, wie sich später herausstellen sollte, als auch Plesiomorpha punctilinearia in Europa auftauchte. Es ist also besser, die Namen "Gelbkopf-Stechpalmenspanner" (für P. flaviceps) bzw. "Punktlinien-Stechpalmenspanner" (für P. punctilinearia) zu verwenden.

Mittlerweile gibt es auf [iNaturalist.org (abgefragt 19. April 2024)] auch eine mit Bild abgesicherte Meldung aus Italien, konkret von Brachio, VB, am Westrand des Lago Maggiore, wo Andrea Gobetti, den Falter am 3. August 2023 fotografieren konnte.

Und auch aus Großbritannien wurde die Art wieder gemeldet, diesmal wurde auf [norfolkmoths.co.uk] ein Falter vom 9. September 2023 von Walpole (gefunden von Stephen West) gezeigt.

(Autor: Erwin Rennwald, 13. Juli 2018, ergänzt 20. November 2018; ergänzt 25. Dezember 2021, 15. Dezember 2023 und 19. April 2024)

4.3. Literatur

4.4. Informationen auf anderen Websites (externe Links)