1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Genitalien
2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen
2.4. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Nahrung der Raupe
- [Primulaceae:] Lysimachia thyrsiflora (Straußblütiger Gilbweiderich)
- [Primulaceae:] Lysimachia vulgaris (Gewöhnlicher Gilbweiderich)
Kennel (1908: 277) wusste noch nicht, ob er "Phalonia udana Gn." als eigenständige Art akzeptieren soll, oder ob sie besser als Synonym zu P. manniana zu stellen wäre. Zur Raupe von P. udana schrieb er: "Die Raupe ist nach Snellen schmutzig grünlichweiß, auf dem Rücken mit fünf zusammengeflossenen bleichroten Längsstreifen, Kopf, Nacken- und Analschild sind sehr bleichbraun; nach Meyrick ist sie schmutzig gelblichrot, oder rötlich braun, Kopf und Nackenschild sind schwarzbraun. Sie lebt vom September bis zum April und wieder im Juni bis Juli in Stengeln von Alisma plantago; außerdem werden als Wohnpflanze angegeben: Menthaarten, Lycopus europaeus, Inula dysenterica, Butomus, Eupatorium cannabinum. Wenn hier keine Verwechselungen vorliegen, würde das auch für ein Zusammengehören mit Ph. manniana sprechen." Heute wissen wir, dass ein Teil dieser Angaben tatsächlich zu P. manniana gehört, ein anderer Teil zu anderen Tortriciden - keine einzige aber zu der ganz an Lysimachia gebundenen P. udana !
Lysimachia vulgaris und Lysimachia thyrsiflora sind als Raupennahrung gut abgesichert. Unklar ist, ob P. udana auch den in Gärten häufig gepflanzten Lysimachia punctata (Punktierter Gilbweiderich, Goldfelberich) nutzen kann. Die Raupen leben in den Stängeln der Pflanzen.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Eupoecilia udana Guenée, 1845 [Originalkombination]
- Cochylis udana (Guenée, 1845)
4.2. Taxonomie und Faunistik
Die bisherige Phalonidia manniana besteht nach Mutanen et al. (2012) aus zwei genetisch getrennten Taxa, Phalonidia manniana und Phalonidia udana Guenée, 1845, die sich geringfügig auch äußerlich (wegen großer Variabilität von P. manniana meist unsicher) und anhand der Genitalien unterscheiden. Erstere lebt als Raupe in Stängeln von Minzen (Mentha) und Wolfstrapp (Lycopus), letztere in Wurzeln von Lysimachia thyrsiflora und L. vulgaris. "Phalonidia udana is widely distributed in the North Palaearctic, whereas it seems to be rare or missing in large parts of Central Europe." In der Arbeit werden gute Farbfotos beider Arten und auch Fotos der Raupe von P. udana gezeigt, selbstverständlich auch diagnostisch hilfreiche Bilder der Genitalien. Beide Arten werden auch textlich neu und umfassend beschrieben. Die Fundorte der untersuchten Belegtiere werden einzeln aufgelistet. P. udana ist demnach eine vor allem in Nordeuropa weit verbreitete Art. Das einzige im der Arbeit genannte Belegtier aus Deutschland trägt die Daten: "1 ♂, Schleswig-Holstein, Pinneberg, Umg. Appener Moor, 5.vii.2011, W. Baltruweit genitalia in tube, det. N. Savenkov (WBA).“ Untersuchte Belegtiere aus dem Süden Deutschlands und aus Österreich betrafen zunächst alle P. manniana. Eine gezielte Suche nach Raupen in Stängeln von Lysimachia in Moorbereichen stand und steht hier aber noch immer aus.
Unsere Falterbilder 2-4 zeigen den Erstnachweis der Art für Sachsen (F. Graf). Unser seit Anfang Dezember 2013 hier gezeigter erster Falter aus Südwestdeutschland (Bild 1) stammt nicht von einer feuchten Hochstaudenflur, sondern von einer trocken-warme Weinbergslage bei Unkel am Stux (Rheinland-Pfalz). Dabei bleibt unklar, ob der Falter am Licht hier von etwas weiter weg angeflogen war (nach Hinweis von H. Schumacher beträgt die Entfernung zum Rhein gerade mal 800 m) oder sich in der Nähe (etwa innerorts an Lysimachia punctata?) entwickelte. Heinz Schumacher teilte per E-Mail (1. Dezember 2015 an E. Rennwald) mit: "Ph. udana ist vermutlich in Nordrhein-Westfalen weiter verbreitet als derzeit bekannt. Ich selber habe in 2015 in Siegburg-Stallberg mehrere Falter am Licht gehabt – 3 davon habe ich mitgenommen und gestern mittels GU überprüft. Mein Verdacht (Phalonidia udana) hat sich bestätigt. Bei dem Gebiet handelt es sich um ein großes Feuchtgebiet mit Teichen, Gräben und Feuchtheiden. Die Falter sind etwas größer als Ph. manniana und deutlich heller." Oben gezeigt wird zudem das Diagnosefalter-Weibchen und das Weibchen-Genital eines Falters aus Blumberg (Baden-Württemberg).
Mit dem oben ebenfalls gezeigten Diagnosefalter-Männchen aus Cudrefin wird die Art auch für die Schweiz bestätigt.
Es ergibt sich also das Bild einer in Nordeuropa weiter verbreiteten Art, die in Mitteleuropa sehr viel seltener auftritt als die an Minzen und Wolfstrapp lebende echte Phalonidia manniana.
(Autor: Erwin Rennwald, 13. u. 15. Mai 2012, Ergänzungen 10. Dezember 2013, 3. Dezember 2015 und 12. November 2020)
4.3. Literatur
- Groenen, F., Huisman, K. J. & C. Doorenweerd (2013): Phalonidia manniana, een complex van twee soorten: Ph. manniana en Ph. udana (Lepidoptera: Tortricidae). — Entomologische berichten 73 (5): 191-196 [PDF auf nev.nl].
- Erstbeschreibung: Guenée, A. (1845): Essai sur une nouvelle classification des microlépidoptères. Suite. — Annales de la Société entomologique de France, Deuxième Série 3: 297-344. — Digitalisat auf www.archive.org: [299].
- Kennel, J. (1908): Die Palaearktischen Tortriciden. Eine monographische Darstellung. — Zoologica, 21 (54): 1-546. [PDF auf zobodat.at]
- Mutanen, M., Aarvik, L., Huemer, P., Kaila, L., Karsholt, O. & K. Tuck (2012): DNA barcodes reveal that the widespread European tortricid moth Phalonidia manniana (Lepidoptera: Tortricidae) is a mixture of two species. — Zootaxa 3262: 1-21 (published: 9 Apr. 2012) [erste Seite des Artikels hier] und [zum PDF auf researchgate.net]