Version 47 (neueste) vom 3. Dezember 2024 um 7:39:28 von Jürgen Rodeland
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Falter
Diagnose
Männchen
Weibchen
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

Merkmale: viel kleiner als Oxyptilus distans, schwarze Randbeschuppung der letzten Hinterflügelfeder am Vorderrand fehlend, am Hinterrand bei drei Viertel der Federlänge einen Schuppenzahn bildend, die Federspitze mit wenigen nach unten weisenden schwarzen Schuppen. Text: Rudolf Bryner

2.1. Männchen

Anmerkung: Bis zum 30. Dezember 2019 wurde ein Falter aus Brandenburg unter Oxyptilus distans gezeigt [Begründung zur Verschiebung von Monika Weithmann im Forum].

2.2. Weibchen

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen

Vergleichende Collage der Genitalien mit anderen Arten der Gattung Oxyptilus: [Forum] und [als PDF].

Anmerkung: Bis zum 30. Dezember 2019 wurde ein Präparat aus Brandenburg unter Oxyptilus distans gezeigt [Begründung der Verschiebung von Monika Weithmann im Forum].

2.3.2. Weibchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Hieracium echioides (Natterkopf-Habichtskraut)
  • [Asteraceae:] Hieracium cymosiforme [= Hieracium fallax] (Täuschendes Habichtskraut)
  • [Asteraceae:] Hieracium cymosum (Trugdoldiges Habichtskraut)
  • [Asteraceae:] Hieracium piloselloides (Florentiner Habichtskraut)
  • [Asteraceae:] Hieracium amplexicaule (Stängelumfassendes Habichtskraut)
  • [Asteraceae:] Hieracium pilosella ? (Mausohr-Habichtskraut ?)

Wegen des taxonomischen Wirrwarrs sind viele Angaben zu Nahrungspflanzen von O. tristis nicht sicher verwertbar. Nel et al. (2024: 285) akzeptieren nach der taxonomischen Klärung für O. tristis noch: "Hieracium echioides, H. fallax, H. cymosum, H. piloselloides, H. amplexicaule."

Schütze (1931: 205) hatte geschrieben: "Oxyptilus tristis Zeller. Raupe Juli und Herbst, Falter Mai bis Juni und August. Die bewohnten Pflanzen, Hieracium echioides, H. fallax und H. pilosella machen sich durch die im Herztrieb zusammen gezogenen Filzhaare kenntlich, zwischen denen sich Kotspuren zeigen. Auch zwischen dem Pflanzenstiele und einem Seitenblatt kann sich die Raupe, stets aber tief versteckt in den Filzhaaren vorfinden. Verwandlung fast ausnahmslos an der Oberseite eines Wurzelblattes (Major Hering)." Das Mausohr-Habichtskraut fällt dabei etwas aus dem morphologischen Raster - wie sicher die Bestimmung hier war, muss offenbleiben.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Taxonomie und Faunistik

Aarvik et al. (2017) konstatieren: "Oxyptilus distans (Zeller, 1847) and O. tristis (Zeller, 1841) have by several authors been placed in the genus Crombrugghia Tutt, 1907. As both morphology and molecular data indicate that they are closely related to species in Oxyptilus Zeller, 1841 s. str., we treat Crombrugghia as a synonym of Oxyptilus."

Bezogen auf O. tristis gab es bis 2024 zahlreiche taxonomische Probleme, die sich auch auf die Verbreitungsbilder der Art(en) auswirken. So etwa hatte Gielis (1996: 80-81) O. adamczewskii als Synonym zu O. distans gestellt, Arenberger (2002: 130-131) hingegen als Synonym zu O. tristis.

Nel & Huemer (2023) überraschten mit ihrem Artikel mit Titel "Oxyptilus adamczewskii Bigot & Picard, 1988 bona species, stat. restaur.". Kern der Begründung war die Genetik: Ein Barcode-Vergleich zeigte, dass O. adamczewskii nicht - wie von Gielis (1996: 80-81) postuliert - zu O. distans gehört, sondern näher an O. tristis dran ist (entsprechend der Synonymisierung durch Arenberger (2002: 130-131). Doch während 11 Exemplare von O. tristis aus Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich den gleichen Barcode haben, weicht das eine untersuchte Exemplar von O. adamczewskii aus den Pyrenäen davon deutlich - um weit über 2 % - ab. Hier spricht also in der Tat einiges für Artberechtigung. Soweit, sogut. Doch dieser Aufsatz bringt zentrale Unruhe in das bisherige Konzept von O. tristis. Zum Cluster von Oxyptilus kollari gehört nämlich eine Untergruppe, die in der Arbeit "O. tristis sensu auct." genannt wird. Sie umfasst gleich 19 Barcodes aus Österreich, Frankreich, Deutschland und Norwegen, die also nicht zu O. tristis sensu Nel & Huemer, 2023, sondern zu einer mit O. kollari verwandten Art oder Unterart gehören.

Nel & Huemer (2023: 24) schrieben zur Verbreitung von O. tristis: "Central Europe, Germany, France, Spain, Portugal, Sicily, Italy, Turkey; in France, Pyrenees and Alps. Not cited from Scandinavia in older literature (Gielis, 1996, Bigot & Picard, 1996). Newly published data from Norway (Aarvik et al., 2019) refer to a different taxon closely related to O. kollari." Doch hier machen sie es sich zu einfach. Nach ihrem Neighbor-joining tree gehören nur Exemplare aus Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich sicher zu O. tristis, also nur solche aus den Alpenländern; Tiere aus Österreich, Frankreich, Deutschland und vor allem Norwegen wurden hingegen "O. tristis sensu auct." zugeordnet. Das Problematische: Tiere aus Polen wurden bis dato gar nicht untersucht, obwohl Zeller (1841) seine O. tristis von Glogau (jetzt Głogów) in Niederschlesien (Polen) beschrieben hatte und Bigot & Picard (1988) vermutet hatten, dass die polnischen Tiere aus den Ostkarpaten zu O. adamczewskii gehören müssten. Nel & Huemer (2023: 17) schrieben: "The interpretation of O. tristis and O. distans as an outgroup of the tristis section follows Hannemann (1974) and his study of lectotypes." Da sie aber bisher keinen morphologischen Unterschied zwischen O. tristis und "O. tristis sensu auct." nennen können, heißt das nur, dass der Lectotypus zu einem der beiden Taxa gehört. Der genetische Vergleich polnischer Tieflagen- und Hochlagen-Tiere wäre also nicht nur interessant, sondern zwingend erforderlich. Bei der Untersuchung von Tieren von Głogów müsste sich erst einmal klären lassen, was denn die "echte" O. tristis ist (am sichersten wäre hier next generation barcoding des Lectotypus). Gut möglich, dass das gar nicht die Tiere der Alpen sind, sondern die Tiere, deren Verbreitungsgebiet von der Oder bei Głogów über Sachsen und Norddeutschland bis Norwegen reicht, also das, was Nel & Huemer (2023) "O. tristis sensu auct." nennen! Eigentlich wissen wir hier im Moment gar nichts mehr!

Nel & Huemer (2023) ließen bei ihrer Besprechung der Genitalunterschiede und der Verbreitung "O. tristis" und "O. tristis sensu auct." einfach zusammen, obwohl sie doch überzeugend argumentierten, dass die zwei Taxa zu getrennten Arten gehören, eine davon (die aus den Alpen) verwandt mit O. adamczewskii, die andere mit O. kollari. So muss hier alles offen bleiben! Aber O. tristis war nicht das Ziel ihres Artikels; Bei der Besprechung des Neighbor Joining Trees vermerken sie selbst: "The uncertain taxonomy of this cluster demonstrates that much remains to be done in the genus Oxyptilus but does not in any way affect the purpose of this note, to show that O. adamczewskii is a valid species different from both O. tristis and O. kollari." "From all three" hätten sie schreiben können: O. tristis, "O. tristis sensu auct." und O. kollari.

Nel, Huemer & Varenne (2024) brachten dann endlich die Klärung, indem sie auch Tiere aus Polen aus der Nähe des Typenfundorts in die DNA-Analyse einfließen ließen. Ergebnis: Ihre Oxyptilia tristis sensu Nel & Huemer, 2023 aus dem Alpenraum stimmte nicht mit den untersuchten Tieren aus Polen überein, sondern gehörte zu einer anderen Art. Die polnischen Tiere passen aber - wie von mir vermutet - zu ihrer "Oxyptilus tristus sensu auct." aus dem außeralpinen Mitteleuropa! Nur die Tiere der Alpen müssen aus der Art ausgegliedert werden - und wie der Barcode zeigt, hatten sie bereits einen Namen: Oxyptilus pravieli Bigot, Nel & Picard, 1989. Doch Vorsicht: Nicht alle Tiere der Alpen gehören automatisch zu O. pravieli - teilweise treten dort beide Arten gemeinsam auf.

Aus den deutschen Alpen sind keine "O. tristis" bekannt - O. pravieli fehlt dort also wahrscheinlich ganz.

Die "echte" Oxyptilia tristis ist damit nur von dort sicher bekannt, wo sie auch durch Barcoding bestätigt wurde, also aus Polen, Österreich (außerhalb der Alpen), Deutschland, Norwegen und Frankreich (außerhalb der Alpen). Sehr wahrscheinlich gehören auch die Tiere aus Dänemark, Litauen, Belarus und dem europäischen Teil Russlands (inkl. Oblast Kaliningrad) hierher. Die Zuordnung der Angaben aller anderen Länder (Spanien, Schweiz, Italien, Sizilien, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Mazedonien, Bulgarien, Krim, Türkei, Iran und Israel, asiatischer Teil Russlands) bleibt vorerst unsicher.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.3. Literatur