1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
Merkmale: viel kleiner als Oxyptilus distans, schwarze Randbeschuppung der letzten Hinterflügelfeder am Vorderrand fehlend, am Hinterrand bei drei Viertel der Federlänge einen Schuppenzahn bildend, die Federspitze mit wenigen nach unten weisenden schwarzen Schuppen. Text: Rudolf Bryner
2.1. Männchen
Anmerkung: Bis zum 30. Dezember 2019 wurde ein Falter aus Brandenburg unter Oxyptilus distans gezeigt [Begründung zur Verschiebung von Monika Weithmann im Forum].
2.2. Weibchen
2.3. Genitalien
2.3.1. Männchen
Vergleichende Collage der Genitalien mit anderen Arten der Gattung Oxyptilus: [Forum] und [als PDF].
Anmerkung: Bis zum 30. Dezember 2019 wurde ein Präparat aus Brandenburg unter Oxyptilus distans gezeigt [Begründung der Verschiebung von Monika Weithmann im Forum].
2.3.2. Weibchen
2.4. Erstbeschreibung
3. Weitere Informationen
3.1. Andere Kombinationen
- Pterophorus tristis Zeller, 1841 [Originalkombination]
- Crombrugghia tristis (Zeller, 1841) [so in der [Fauna Europaea, last update 29 August 2013, version 2.6.2]]
3.2. Taxonomie und Faunistik
Aarvik et al. (2017) konstatieren: "Oxyptilus distans (Zeller, 1847) and O. tristis (Zeller, 1841) have by several authors been placed in the genus Crombrugghia Tutt, 1907. As both morphology and molecular data indicate that they are closely related to species in Oxyptilus Zeller, 1841 s. str., we treat Crombrugghia as a synonym of Oxyptilus."
Bezogen auf O. tristis gibt es zahlreiche taxonomische Probleme, die sich auch auf die Verbreitung der Art(en) auswirken. So etwa hatte Gielis (1996: 80-81) O. adamczewskii als Synonym zu O. distans gestellt, Arenberger (2002: 130-131) hingegen zu O. tristis.
Nel & Huemer (2023) überraschten mit ihrem Artikel mit Titel "Oxyptilus adamczewskii Bigot & Picard, 1988 bona species, stat. restaur.". Kern der Begründung war die Genetik: Ein Barcode-Vergleich zeigte, dass O. adamczewskii nicht - wie von Gielis (1996: 80-81) postuliert - zu O. distans gehört, sondern näher an O. tristis dran ist (entsprechend der Synonymisierung durch Arenberger (2002: 130-131). Doch während 11 Exemplare von O. tristis aus Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich den gleichen Barcode haben, weicht das eine untersuchte Exemplar von O. adamczewskii aus den Pyrenäen davon deutlich - um weit über 2 % - ab. Hier spricht also in der Tat einiges für Artberechtigung. Soweit, sogut. Doch dieser Aufsatz bringt zentrale Unruhe in das bisherige Konzept von O. tristis. Zum Cluster von Oxyptilus kollari gehört nämlich eine Untergruppe, die in der Arbeit "O. tristis sensu auct." genannt wird. Sie umfasst gleich 19 Barcodes aus Österreich, Frankreich, Deutschland und Norwegen, die also nicht zu O. tristis, sondern zu einer mit O. kollari verwandten Art oder Unterart gehören.
Nel & Huemer (2023: 24) schrieben zur Verbreitung von O. tristis: "Central Europe, Germany, France, Spain, Portugal, Sicily, Italy, Turkey; in France, Pyrenees and Alps. Not cited from Scandinavia in older literature (Gielis, 1996, Bigot & Picard, 1996). Newly published data from Norway (Aarvik et al., 2019) refer to a different taxon closely related to O. kollari." Doch hier machen sie es sich zu einfach. Nach ihrem Neighbor-joining tree gehören nur Exemplare aus Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich sicher zu O. tristis, also nur solche aus den Alpenländern; Tiere aus Österreich, Frankreich, Deutschland und vor allem Norwegen wurden hingegen "O. tristis sensu auct." zugeordnet. Das Problematische: Tiere aus Polen wurden bisher gar nicht untersucht, obwohl Zeller (1841) seine O. tristis von Glogau (jetzt Głogów) in Niederschlesien (Polen) beschrieben hatte und Bigot & Picard (1988) vermutet hatten, dass die polnischen Tiere aus den Ostkarpaten zu O. adamczewskii gehören müssten. Der genetische Vergleich polnischer Tieflagen- und Hochlagen-Tiere wäre also auf jeden Fall interessant. Bei der Untersuchung von Tieren von Głogów müsste sich überhaupt erst einmal klären lassen, was denn die "echte" O. tristis ist. Gut möglich, dass das gar nicht die Tiere der Alpen sind, sondern die Tiere, deren Verbreitungsgebiet von der Oder bei Głogów über Sachsen und Norddeutschland bis Norwegen reicht, also das, was Nel & Huemer (2023) "O. tristis sensu auct." nennen! Eigentlich wissen wir hier im Moment gar nichts mehr!
Nel & Huemer (2023) ließen bei ihrer Besprechung der Genitalunterschiede und der Verbreitung "O. tristis" und "O. tristis sensu auct." einfach zusammen, obwohl sie doch überzeugend argumentierten, dass die zwei Taxa zu getrennten Arten gehören, eine davon (die aus den Alpen) verwandt mit O. adamczewskii, die andere mit O. kollari. So muss hier alles offen bleiben!
(Autor: Erwin Rennwald)
3.3. Literatur
- Aarvik, L., Bengtsson, B.Å., Elven, H., Ivinskis, P., Jürivete, U., Karsholt, O., Mutanen, M. & N. Savenkov (2017): Nordic-Baltic Checklist of Lepidoptera. — Norwegian Journal of Entomology - Supplement No. 3: 1-236. [PDF auf entomologi.no]
- Arenberger, E. (2002): Pterophoridae II. Deuterocopinae, Platyptiliinae: Trichoptilini, Oxyptilini, Tetraschalini (= Gaedike, R. [Hrsg.] (2002): Microlepidoptera Palaearctica 11): 1-287, 96 pl. Keltern (Goecke & Evers).
- Beschreibung als Oxyptilus adamczewskii: Bigot, L. & J. Picard (1988): Remarques sur les Oxyptilus (1re partie) Généralités. Problèmes liés à O. hieracii (Zeller, 1841). Descriptions d’O. buvati et d’O. adamczewskii, nouvelles espèces (Lepidoptera Pterophoridae). — Alexanor 15 (4): 239-248.
- Huemer, P. (2010): Die Schmetterlingssammlung Jacques Nel (Lepidoptera) – eine bedeutende Erweiterung der Bestände des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum. — Wissenschaftliches Jahrbuch der Tiroler Landesmuseen 3: 152-167. [PDF auf zobodat.at]
- Nel, J. & P. Huemer (2023): Oxyptilus adamczewskii Bigot & Picard, 1988 bona species, stat. restaur. (Lepidoptera, Pterophoridae). - Revue de l’Association Roussillonnaise d’Entomologie, 32 (1): 17–24.
- Sauter, W. & S. Whitebread (2005): Die Schmetterlinge der Schweiz (Lepidoptera). 9. Nachtrag. — Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft, Bulletin de la Société Entomologique Suisse, 78 (1/2): 59-115. [Digitalisat auf e-periodica.ch]
- [SCHÜTZE (1931): 205]
- Erstbeschreibung: Zeller, P. C. (1841): Vorläufer einer vollständiger Naturgeschichte der Pterophoriden, einer Nachtfalterfamilie. — Isis von Oken 1841 (10): 755-794, (11-12) 827-893, Taf. IV.