Version 9 / 10 vom 1. Februar 2024 um 23:31:14 von Erwin Rennwald
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Falter
Inhalt

2. Diagnose

2.1. Falter

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Hieracium amplexicaule (Stengelumfassendes Habichtskraut)

Der Holotypus wurde als Raupe an Hieracium amplexicaule gefunden. Auch Oxyptilus tristis lebt an dieser Pflanze und weiteren Arten der Gattung Hieracium.

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Bigot & Picard (1988) erläuterten: Cette observation nous a immédiatement rappelé und indication donné par Adamczewski (1951: 381) à propos de "Crombrugghia distans": "La forme de haute montagne est rès intéressante et constitue très probablement une espèce distincte." [...] Il est évident que l'indication d'Adamczewski correspond à notre nouvelle espèce montagnarde, que nous dédions à cet auteur."

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Taxonomie

Die Art wurde von Bigot & Picard (1988) aufgrund kleiner Unterschiede in den Genitalien beider Geschlechter und auch der Raupen von Oxyptilus distans abgetrennt. Dabei wurden auch Ähnlichkeiten und Unterschiede der Genitalien im Vergleich zu Oxyptilus tristis angeführt.

Gielis (1996: 81) kommt zu einem vernichtenden Urteil und synonymisiert die neue Art mit Crombrugghia distans: "The species described by Bigot, Nel & Picard show minor differences from C. distans. In their illustrations of the male genitalia, it is noticeable that the structures are illustrated inconsistantly. If prepared in a uniform way, the genital structures show no substantial difference. In the female genitalia the same remarks apply regarding the sclerotized plates lateral to the ostium. The argument that the species have different hostplants in the closely related genera of Hieracium and Crepis, are only valid if the concept of a strict monophagous life style is true. The differences indicated in the chaetation of the larvae are invalid as well, because the larvae examined are 6th instar larvae (Wasserthal, 1970). The differences in the head capsule markings are to be judged as intra-specific variation."

Arenberger (2002: 130-131) geht überhaupt nicht auf die Ausführungen von Gielis (1996: 81) ein, sondern stellt "Crombrugghia adamczewskii Bigot & Picard, 1988" als "syn. nov." zu Crombrugghia tristis. Begründung: keine! Lediglich bei seiner Besprechung von Crombrugghia distans gibt es lange Ausführungen, warum der Autor die Aufsplitterung in eine Vielzahl an Arten nicht für gerechtfertigt hält.

Nel & Huemer (2023) überraschen mit einem Artikel mit Titel "Oxyptilus adamczewskii Bigot & Picard, 1988 bona species, stat. restaur.". Kern der Begründung ist diesmal die Genetik: Ein Barcode-Vergleich zeigte in der Tat, dass O. adamczewskii nicht zu O. distans gehört, sondern näher an O. tristis dran ist. Doch während 11 Exemplare von O. tristis aus Österreich, der Schweiz, Italien und Frankreich den gleichen Barcode haben, weicht das eine untersuchte Exemplar von O. adamczewskii aus den Pyrenäen davon deutlich - um weit über 2 % - ab. Hier spricht also in der Tat einiges für Artberechtigung. Verkompliziert wird das Ganze dadurch, dass der dieser Gruppe nahestehende Cluster aus O. kollari (5 Barcodes aus Österreich) und "O. tristis sensu auct." (19 Barcodes aus Österreich, Frankreich, Deutschland und Norwegen) besteht. O. kollari und "O. tristis" sensu auct." liegen dabei deutlich, aber doch weniger als 2 % auseinander. "O. tristis" sensu auct." ist damit entweder ein Synonym zu O. kollari, oder aber doch ein eigenständiges Taxon, das mit der "echten" O. tristis wenig zu tun hat. Die Autoren schließen daraus zurecht: "The tree (fig. 1) also separates O. kollari originating from the alpine region (Großglockner, Austria) and clustering nearby a group of alleged "tristis" mainly from Norway (AARVIK & al., 2019) but also from few other localities in Central Europe. The uncertain taxonomy of this cluster demonstrates that much remains to be done in the genus Oxyptilus but does not in any way affect the purpose of this note, to show that O. adamczewskii is a valid species different from both O. tristis and O. kollari."

Nel & Huemer (2023) achteten aber nicht nur auf die Barcode-Distanzen, sondern überprüfen erneut auch mögliche morphologische Merkmale. Sie stellen fest, dass sehr kleine Tiere als O. tristis vorsortiert werden können und das weitgehend graue Tiere zu O. kollari gehören, während O. adamczewskii und O. tristis rötlich graubraun sind. Auch der Blick auf den dritten Lappen des Hinterflügels lässt lediglich eine Abtrennung von O. kollari zu, während O. tristis und O. adamczewskii sich hier allenfalls marginal unterscheiden. Auch die Genitalunterschiede zeigen sich hauptsächlich gegenüber O. kollari, während die anderen beiden ähnlich bleiben. Die Autoren vermerken zum männlichen Genital: "The depression or fissure of the ventral edge of the vesica characterizes the tristis section; she is absent at kollari. The drawings of the original description of O. adamczewskii published in 1988, but ignored by many authors, correspond well to our photographs." Ähnliches gilt für die weiblichen Genitalien. Eine Genitalunterscheidung zwischen O. tristis und O. adamczewskii ist wohl möglich, aber sie erfordert Sorgfalt. Und außerdem bleibt die Frage offen, ob es zwischen O. tristis und "O. tristis sensu auct." verlässliche Unterschiede gibt.

Aarvik et al. (2017) konstatierten: "Oxyptilus distans (Zeller, 1847) and O. tristis (Zeller, 1841) have by several authors been placed in the genus Crombrugghia Tutt, 1907. As both morphology and molecular data indicate that they are closely related to species in Oxyptilus Zeller, 1841 s. str., we treat Crombrugghia as a synonym of Oxyptilus."

4.4. Faunistik

Die Art wurde aus den Hautes-Alpes im Südosten Frankreichs beschrieben. Der Holotypus wurde dort 1985 bei Saint-Crépin, 910 m als Raupe gesammelt. Auch die 48 Paratypen stemmen aus dem Süden der französischen Alpen (Départements Hautes-Alpes und Alpes-Maritimes). Nicht mit in die Typenserie aufgenommen wurden Belegtiere aus den Départements Vaucluse (Mont Ventoux, 1500 m) und Pyrénées-Orientales Gorge du Segre, Cerdagne, 1560-1600 m und Enveitg, vallon du Bena, 1600 m). Die in der Erstbeschreibung gelisteten Fundstellen in Frankreich lagen in Höhen zwischen 900 und 1900 m. Sollten die Tiere von Adamczewski (1951: 381) tatsächlich hierher gehören, gäbe es die Art auch in Polen (Ost-Karpathen). Außerdem heißt es bei Bigot & Picard (1988: 246): "Des spécimens similaires de Suisse (Saas, 6000-7000 pieds) sont présents dans la collection de Meyrick, nommés par erreur "heterodactyla" Vill."

Nel & Huemer (2023: 24) schreiben zur Verbreitung: "France and Italy, according to Bigot & Picard, 1996; in France, Pyrenees, Massif-Central and Provence-Alpes-Côte d’Azur region (except Bouches-du-Rhône)." Konkrete Daten aus Italien werden allerdings nicht angeführt. Weder die Schweiz noch Polen werden erwähnt - wurden die Tiere noch nicht untersucht oder als nicht hierher gehörig ausgeschlossen? Zeller (1841) hatte seine O. tristis von Glogau (jetzt Głogów) in Niederschlesien (Polen) beschrieben. Der genetische Vergleich polnischer Tieflagen- und Hochlagen-Tiere wäre also auf jeden Fall interessant. Bei der Untersuchung von Tieren von Głogów müsste sich überhaupt erst einmal klären lassen, was denn die "echte" O. tristis ist.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Literatur