1. Lebendfotos
1.1. Falter
1.2. Raupe
1.3. Fraßspuren und Befallsbild
1.4. Puppe
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Geschlecht nicht bestimmt
2.3. Genitalien
2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Lebensweise
Raupe und Mine: Die Jungraupe miniert in den winterharten Basisblättern von Campanula persicifolia. Ihr Gespinst lässt den Pflanzentrieb verkrüppelt wachsen. Die weisse, lang gestreckte Mine der Jungraupe folgt der Blattrippe. In einigen Fällen geht die langgestreckte Platzmine, die zur Spitze hin oft die gesamte Blattfläche einnimmt, zur Blattbasis hin in einen weissen Gespinstschlauch über, der dicht auf der Blattoberseite festgesponnen ist und in dessen Schutz die grüngraue Jungraupe lebt. Die älteren, unterdessen schwarz gefärbten Raupen minieren nicht mehr. Ihre Behausungen, welche nur bei Störung verlassen werden, sind die eng nach oben umgerollten Blätter. Als Nahrung dienen die Innenwände der Blattrolle. Äusserlich sind an der Pflanze keine Frassspuren zu erkennen. Bei Störung flieht die Raupe in schnellen ruckartigen Bewegungen, vorwärts oder rückwärts, oder sie lässt sich in die Vegetation fallen.
Puppe: Die Verpuppung erfolgt an der Basis der Nahrungspflanze zwischen den Blattstengeln, welche mit wenigen Gespinstfäden etwas zusammengezogen werden. Die Mumienpuppe besitzt eine eigenartig gekörnte Oberfläche.
(Autor: [Rudolf Bryner])
3.3. Nahrung der Raupe
- [Campanulaceae:] Campanula persicifolia (Pfirsichblättrige Glockenblume)
- [Campanulaceae:] Campanula rotundifolia ? (Rundblättrige Glockenblume ?)
- [Caprifoliaceae:] Scabiosa columbaria ??? (Tauben-Skabiose ???)
Hannemann (1997) erläutert: "5. 6., minierend in den Wurzelblättern von Campanula persicifolia L. und C. rotundifolia L. Sie fertigt eine lange Platzmine in Längsrichtung des Blattes an. Kot wird ausgeworfen. Später schlägt sie den Blattrand um und spinnt aus dem Blatt eine Röhre, deren Innenseite sie befrißt. Verpuppung in der Wohnung oder frei an der Futterpflanze. Weitere Futterpflanze Scabiosa columbaria." Letzteres ist ziemlich sicher falsch.
Die Raupe und ihre Lebensweise wurde schon von Stainton (1865) detailliert beschrieben, und noch vorher formulierte von Heyden (1861: 35-36): "Raupe schlank, etwas niedergedrückt, vorn und hinten etwas verschmälert, glanzlos, sammetartig, schwarz. Kopf und Nackenschild glänzend, schwarzgrau. Zweites und drittes Segment mit schmalem, weissem Vorderrand. Drittes Segment beiderseits am Vorderrand ein weisses Fleckchen. Beine schwarz. Puppe ziemlich dick, länglich -eiförmig, mit anliegenden Scheiden, welche die drei letzten Segmente frei lassen, dunkelgelb. Auf dem Kopfe befindet sich ein Höcker, auf dem Halsschilde fünf Längsleisten, auf den Segmenten schwache Höcker und in der Mitte eine erhabene Längslinie. Ich fand die Raupe Ende Mai im Wald bei Falkenstein im Taunus zwischen schotenförmig oder röhrenartig zusammengelegten Blättern der Campanula persicifolia. Sie ist sehr flüchtig. Die Puppe ist ohne Hülle mit dem letzten Segmente durch etwas Gespinnst an einem Blatt oder dgl. befestigt und entwickelt sich die Motte Mitte Juni. (1858.)"
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Andere Kombinationen
- Tinea ferrugella [Denis & Schiffermüller], 1775 [Originalkombination]
- Cephalispheira ferrugella ([Denis & Schiffermüller], 1775)
- Rhinosia ferrugella ([Denis & Schiffermüller], 1775)
4.2. Synonyme
- Orophia coriacella Hübner, 1796
- Orophia ferruginella Herrich-Schäffer, 1854
4.3. Taxonomie
Bei Karsholt & Razowski (1996) wird die Art in der Gattung Cephalispheira bei den Oecophoridae geführt.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.4. Literatur
- Erstbeschreibung: [Denis, M. & J. I. Schiffermüller] (1775): Ankündung eines systematischen Werkes von den Schmetterlingen der Wienergegend herausgegeben von einigen Lehrern am k. k. Theresianum. 1-323, pl. I a+b, Frontispiz. Wien (Augustin Bernardi). — Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München: [142].
- Hannemann, H.-J. (1997): Kleinschmetterlinge oder Microlepidoptera V. Oecophoridae, Chimabachidae, Carcinidae, Ethmiidae, Stathmopodidae. — Die Tierwelt Deutschlands. Begründet 1925 von Friedrich Dahl. — 70. Teil. — 163 S.; Jena (Gustaav Fischer Verlag).
- Heyden, C. von (1861): Fragmente aus meinen entomologischen Tagebüchern. — Entomologische Zeitung 22: 31-42. Stettin. [PDF auf zobodat.at]
- [SCHÜTZE (1931): 179]
- Stainton, H. T. (1865): The natural history of the Tineina 9: [I-VII], 1-276, Gelechia pl. I-VIII. London (John van Voorst) – Paris (Deyrolle) – Berlin (E. S. Mittler und Sohn). — Digitalisat auf archive.org: [2-13], [pl. I fig. 1].