1. Lebendfotos
1.1. Falter
2. Diagnose
2.1. Männchen
2.2. Weibchen
2.3. Raupe
2.4. Puppe
2.5. Genitalien
2.5.1. Männchen
2.5.2. Weibchen
2.6. Erstbeschreibung
3. Biologie
3.1. Habitat
3.2. Nahrung der Raupe
- [Santalaceae:] Osyris alba (Honigduftender Rutenstrauch)
Ochromolopis staintoniellus ist die einzige europäische Art der Epermeniidae, bei der in der Erstbeschreibung viel über die Larvalentwicklung, Aussehen und Verhalten der Raupen zu erfahren ist, eigentlich fast mehr als über den Falter. Millière (1869) beginnt dann seine Beschreibung auch gleich mit einer Hymne an die Raupe: "La chenille de cette nouvelle espèce est peut-être plus intéressente à étudier que son insecte parfait [...]". Die erste Seite der Artbeschreibung wird dann ganz dem Aussehen, vor allem aber dem Verhalten und der Phänologie der Raupe gewidmet, die in Südfrankreich (Umgebung Cannes) Ende April noch klein, zwei Wochen später aber ausgewachsen ist, und die sich in dieser Zeit ausschließlich von Blütenknospen, Blüten und Blütenstielen des Honigduftenden Rutenstrauchs (Osyris alba) ernährt. Bei dieser Pflanze handelt es sich um ein im Mittelmeerraum auf sauren Böden weit verbreitetes Sandelholzgewächs (Santalaceae), also ein Vertreter einer Familie, zu der auch die von mehreren Epermeniidae genutzte Gattung Thesium (Leinblatt) gehört.
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
Millière (1869) erklärt: "Je dédie ce nouveau et remarquable Chauliodus à mon savant ami M. Stainton, de Londres."
4.2. Andere Kombinationen
- Chauliodus staintonellus Millière, 1869 [Originalkombination]
4.3. Faunistik
Locus typicus ist die Umgebung von Cannes in Südfrankreich. Die Art ist im Mittelmeerraum verbreitet, wie ihre Nahrungspflanze aber ganz auf sauren Böden angewiesen.
Bei SwissLepTeam (2010) ist zu lesen: "Gaedike (1966) erwähnt die Art für die Schweiz ohne genauen Fundort (Sauter 1983: 115)." Da das Tier hinsichtlich der Bestimmung sicher nicht anzuzweifeln war, wurde die Art von jenen Autoren für die Schweiz akzeptiert. Hier wird das Vorkommen jetzt erstmals in Frage gestellt. Die Begründung: Gaedike (1966) hatte insgesamt 32 Falter der Art untersucht mit Herkunftsländern Schweiz, Süd-Frankreich, Spanien, Sardinien, Sizilien, Jugoslawien, Griechenland und Kreta. Zum Exemplar aus der Schweiz wird - anders als bei den anderen Exemplaren - kein genauerer Fundort und auch kein Sammler genannt - wahrscheinlich, weil es auch keine näheren Angaben auf dem Etikett gab; das Exemplar befindet sich nicht in der Schweiz, sondern (nach Gaedike 1966) im Naturhistorischen Museums Wien. Nachträgliche Fehletikettierung muss unter diesen Umständen in Betracht gezogen werden. Außer der Tatsache, dass es sonst keine Meldungen aus der Schweiz gibt, wiegt hier vor allem die Tatsache schwer, dass die (bisher) einzige bekannte Nahrungspflanze der Art, Osyris alba, in der Schweiz vollständig fehlt, an allen anderen Fundstellen des Falters aber vorkommt oder zumindest vorkommen kann.
(Autor: Erwin Rennwald)
4.4. Literatur
- Gaedike, R. (1966): Die Genitalien der europäischen Epermeniidae (Lepidoptera: Epermeniidae). — Beiträge zur Entomologie 16 (5/6): 633-692 [PDF auf zobodat.at].
- Erstbeschreibung: Millière, P. (1869): Iconographie et description de chenilles et lépidoptères inédits 3 (24): 41-80 + pl. 105-108. Paris (F. Savy).
- Stainton, H. T. (1870): The natural history of the Tineina 12: [I-VII], 1-259, pl. I-VIII. London (John van Voorst) – Paris (Deyrolle) – Berlin (E. S. Mittler und Sohn). — Digitalisat auf archive.org: [90-95], [pl. III fig. 2].
- SwissLepTeam (2010): Die Schmetterlinge (Lepidoptera) der Schweiz: Eine kommentierte, systematisch-faunistische Liste. — Fauna Helvetica 25. Neuchâtel (CSCF & SEG).