1. Lebendfotos

1.1. Falter

1-3: zwei ♂♂, Italien, Kalabrien, Umg. Tropea, Coccorina, 200 m, e.o. Zucht (F2), leg. Schneider, Weibchen am Licht 15. Juni 2008 (cult. e.o. & fot.: Egbert Friedrich)Forum

4-5: zwei ♀♀, Italien, Kalabrien, Umg. Tropea, Coccorina, 200 m, e.o. Zucht (F2), leg. Schneider, Weibchen am Licht 15. Juni 2008 (cult. e.o. & fot.: Egbert Friedrich)Forum

6: ♂, Italien, Sizilien, Piazza Armerina, 600 m, Lichtfang, 16. Juni 2012 (det. als N. oscuraria & Foto: Florian Nantscheff), Korrektur der Bestimmung durch Claudio Flamigni (E-Mail 19. März 2014 an E. Rennwald)Forum

7: ♂, Italien, Sizilien, Provinz Agrigent, Santo Stefano Quisquina, 960 m, 26. September 2019, am Licht (det. & fot: Daniel Bolt)Forum

8: ♂, Italien, Sizilien, Trapani, Umgebung Zarbo di Mare, 132 m, 38.135446, 12.784047, 24. August 2020, am Licht (leg., gen. det. & fot.: Friedmar Graf), Referenz: The Geometrid Moths of Europe 6, Text und Gen. Fig. 120Forum

1.2. Raupe

1-4: drei ausgewachsene Raupen, Italien, Kalabrien, Umg. Tropea, Coccorina, 200 m, e.o. Zucht (F2), leg. Schneider, Weibchen am Licht 15. Juni 2008 (cult. e.o. & fot.: Egbert Friedrich)Forum

5-6: halbwüchsig, Italien, Kalabrien, Umg. Tropea, Coccorina, 200 m, e.o. Zucht (F2), leg. Schneider, Weibchen am Licht 15. Juni 2008 (cult. e.o. & fot.: Egbert Friedrich)Forum

1.3. Puppe

1-2: Italien, Kalabrien, Umg. Tropea, Coccorina, 200 m, e.o. Zucht (F2), leg. Schneider, Weibchen am Licht 15. Juni 2008 (cult. e.o. & fot.: Egbert Friedrich)Forum

2. Diagnose

2.1. Männchen

1-4: zwei ♂♂, Daten siehe Etikett (coll. & Fotos: Egbert Friedrich)

2.2. Weibchen

1-4: zwei ♀♀, Daten siehe Etikett (coll. & Fotos: Egbert Friedrich)

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen

1-2: ♂, Italien, Sizilien, Trapani, Umgebung Zarbo di Mare, 132 m, 38.135446, 12.784047, 24. August 2020, am Licht (leg., gen. det. & fot.: Friedmar Graf), Referenz: The Geometrid Moths of Europe 6, Text und Gen. Fig. 120Forum

2.4. Erstbeschreibung

1-3: Millière (1884: 196, pl. III fig. 1) [nach Copyright-freien Scans auf www.biodiversitylibrary.org]

3. Biologie

3.1. Habitat

1: Italien, Sizilien, Provinz Agrigent, Santo Stefano Quisquina, 960 m, 25. September 2019 (fot: Daniel Bolt)Forum

2-4: Lichtfangstandort, Italien, Sizilien, Trapani, Umgebung Zarbo di Mare, 132 m, 38.135446, 12.784047, 25. August 2020 (fot.: Friedmar Graf)Forum

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Die Art wurde Enrico Ragusa gewidmet. Näheres siehe unter Conistra ragusae.

4.2. Taxonomie und Faunistik

Wenn zwei nah verwandte Arten aufeinander treffen, auf wen soll man sich im Zweifelsfall bei der Bestimmung verlassen: auf den COI-Barcode oder auf die Genitalien ? Wie die Untersuchung von Latella et al. (2024) zeigt, fällt die Antwort recht eindeutig aus: auf die Genitalien! Aber warum ? Latella et al. (2024) stellten beim Barcoding fest, dass Tiere aus Sizilien (N. ragusaria) sich klar von denen aus Südfrankreich, Nord- und Mittel-Italien (N. obscuraria) unterschieden. Sie gehören zu zwei verschiedenen BINs. In Kalabrien passen die Tiere nach den Genitalien eindeutig zu N. ragusaria, beim Barcoding sind aber beide BINs vergleichbar häufig zu finden. Ist das eine sehr breite Hybridisierungszone (und die Hybriden haben alle N. ragusaria-Genitalien)? Kern-DNA wurde hier bisher nicht untersucht, aber es ist zu erwarten, dass sie diese Tiere N. ragusaria zuordnen würde. Aber woher kommt dann der N. obscuraria-BIN bei N. ragusaria-Faltern ? Bei zwei nahe verwandten Faltern ist damit zu rechnen, dass es gelegentlich zu Kreuzungen kommt. Sind die Hybriden nicht völlig steril, kann es zur Rückkreuzung mit den Eltern-Arten kommen - oder wenigstens einer davon. Die weitere Rückkreuzung klappt dann am ehesten mit der Art, die drei Viertel der Vorfahren stellt, u.s.w. In der Kern-DNA bleibt von der anderen Art schließlich kaum mehr etwas übrig, die Introgression ist nicht mehr leicht nachweisbar. Anders bei der mitochondrialen DNA. Diese wird von der Ururgroßmutter über die Urgroßmutter, Großmutter und Mutter unverändert weitergegeben. Wenn es bei N. ragusaria irgendwann einmal eine erfolgreiche Paarung mit einem N. obscuraria-Weibchen gab, können diese Spuren beim Barcoding auch noch 100 Generationen später aufgedeckt werden. Und da das Verbreitungsgebiet der Falter mit dem "falschen" BIN hier recht groß ist, die Genital-Anatomie diese Tiere aber eindeutig zuordnen kann, haben wir eben keine aktuelle breite Hybridisierungszone, sondern "nur" das Ergebnis einer vielleicht sogar einmaligen Hybridisierung (Introgression) von vor langer Zeit. Wüssten wir nicht, dass der "falsche" BIN hier zu N. obscuraria passt, würden wir vermuten, dass N. ragusaria einen Komplex mit 2 kryptischen Arten darstellen könnte. Doch weit gefehlt. Und solche Fälle dürften gar nicht mal so selten sein - man muss sie nur finden.

N. obscuraria ist von Südfrankreich über die Südschweiz, Slowenien und Kroatien bis nach Ungarn verbreitet; in Italien reicht das Vorkommen vom Norden bis weit in den Süden. In Kalabrien und Sizilien wird die Art dann durch N. ragusaria abgelöst.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.3. Literatur

• Latella, I., Scalercio, S. & A. Hausmann (2024): Distribution and taxonomy of two closely related Nychiodes species in southern Italy (Lepidoptera, Geometridae, Ennominae). — Nota lepidopterologica, 47: 93–104. [zum open access-Artikel mit PDF-Download auf nl.pensoft.net]
• Erstbeschreibung: Millière, P. (1884): Nychiodes lividaria, Hb. var. ragusaria, Mill.. — Il Naturalista Siciliano 3 (7): 196, pl. III.