1. Lebendfotos
1.1. Ssp. rutilus Männchen
1.2. Ssp. rutilus Weibchen
1.3. Ssp. batava Männchen
1.4. Ssp. batava Weibchen
1.5. Ssp. festiva (Krulikovsky, 1909)
1.6. Aberration
1.7. Kopula
1.8. Eiablage
1.9. Ausgewachsene Raupe
1.10. Jüngere Raupenstadien
1.11. Fraßspuren und Befallsbild
1.12. Puppe
1.13. Ei
2. Diagnose
2.1. Erstbeschreibung
[Haworth] (1802: 3) (nach Facsimile-Reprint von E. W. Classey (1951) auf Google Books):
„*6 Plebeii Rurales.
§§44 Dispar | f. jul. — Arundinetis.
[...]
§§ Hippothoe, Lew. et Donov. non Linn. species pulcherrima in Anglia nuperrime
detecta a me, et amicissimis meis W. Skrimshire, et F. Skrimshire, M. D. & olim in
Wallia, celeberrimo Hudsono Botanicorum.“
2.2. Beschreibung von John Curtis
3. Biologie
3.1. Lebensraum und Lebensweise
[längerer Beitrag im Forum von Bram Omon]
3.2. Habitat
3.3. Raupennahrungspflanzen
3.4. Nahrung der Raupe
- [Polygonaceae:] Rumex crispus (Krauser Ampfer)
- [Polygonaceae:] Rumex obtusifolius (Stumpfblättriger Ampfer)
- [Polygonaceae:] Rumex hydrolapathum (Teich-Ampfer)
- [Polygonaceae:] Rumex aquaticus (Wasser-Ampfer)
- [Polygonaceae:] Rumex conglomeratus (Knäuel-Ampfer)
- [Polygonaceae:] Rumex x pratensis
- [Polygonaceae:] Rumex x heterophyllus
- [Polygonaceae:] Rumex acetosa (Großer Sauerampfer) [völlig aus dem Rahmen fallende Einzelbeobachtung aus Baden-Württemberg]
- [Iridaceae:] Iris pseudacorus (Sumpf-Schwertlilie) [völlig aus dem Rahmen fallende Einzelbeobachtung aus Brandenburg]
Die Eiablage erfolgt meist auf der Blattoberseite, bei fast senkrecht stehenden Blättern aber oft auch an die Blattunterseite. Die schlüpfende Eiraupe nimmt bei Eiablage an die Oberseite dort die erste Nahrung auf und wechselt rasch auf die Blattunterseite, wo sie den Rest ihres Lebens verbringt. Die Überwinterung der Jungraupe (wohl meist L2) erfolgt an der Blattunterseite allmählich vertrocknender Blätter. Die Raupe verpuppt sich vorzugsweise an Stängeln in unmittelbarer Nähe zum Erdboden. Auch anhaltende Überflutung scheint der Puppe kaum zu schaden. Im Winter ist längere Überstauung der Jungraupen-Habitate anscheinend kein Problem für die Art. Eine ein- bis zweitägige Überflutung der Eier (kleinere Rückhaltebecken) scheint - wenn die Eier nicht unter "Dreck" begraben oder vom Blatt abgerissen werden - nach eigenen Beobachtungen ebenfalls gut überlebt zu werden.
Die (ehemaligen) englischen, die niederländischen und auch die nordostdeutschen Populationen mit in der Regel nur einer einzigen Generation sind nahezu ganz an Rumex hydrolapathum gebunden. In Brandenburg scheint es erst mit Beginn des Auftretens einer partiellen 2. Generation zur Mitnutzung der in Südwest-Deutschland wichtigsten Eiablagepflanzen - Rumex crispus und Rumex obtusifolius - gekommen zu sein. Erwartungsgemäß wird dort jetzt auch Rumex aquaticus genutzt, der im südwestdeutschen Bereich fehlt. In Südwestdeutschland, aber z.B. auch in Luxemburg werden praktisch ausschließlich Rumex crispus und Rumex obtusifolius belegt, während Rumex hydrolapathum selbst in Habitaten mit Vorkommen des Falters des öfteren ganz unbelegt bleibt. Aus den größeren Rumex hydrolapathum-Beständen der Rheinaue scheint sich die Art schon seit Jahrzehnten verabschiedet zu haben. Loritz (2007: 200) kann für die Pfalz auch Eifunde an Rumex conglomeratus melden - aber auch dort sind Rumex crispus und Rumex obtusifolius mit großem Abstnd am wichtigsten.
Die Eiablage erfolgt an nichtsauren Rumex-Arten und ihren Bastarden. Angaben zu Polygonum bistorta [= Bistorta officinalis] sind zweifelsfrei grob falsch. Doch was ist mit "sauren" Ampfern? Ebert & Rennwald (1991: 219) berichten dazu: "Gar nicht in unser Schema passen will eine Angabe von G. Junge: "5.6.1960 Weibchen-Eiablage an Rumex acetosa! (Zucht: Männchen e.o. 23.8.60)." Auf Nachfrage bestätigte er ausdrücklich die Bestimmung von Pflanze und Falter und gibt an, 4 Eier sogar an verschiedenen Pflanzen des Großen Sauerampfers gefunden und die Raupen verlustlos auch mit dieser Pflanze durchgezogen zu haben. G. Junges Beobachtung ist damit als die berühmte Ausnahme von der Regel zu betrachten." Weitere entsprechende Funde blieben völlig aus.
Kühne et al. (2001: 5) berichten aus dem norddeutschen Tiefland aber über eine noch viel krassere Ausnahmeerscheinung: "Bei unseren Untersuchungen wurden über 90 % der Raupen am Großen Flussampfer (Rumex hydrolapathum Huds.) gefunden (Abb. 3). Weiterhin wurde eine Raupe der I. Generation an Rumex crispus L. (Abb. 8) und mehr als 10 Raupen der II. Generation an Rumex aquaticus L. beobachtet. Bei beiden Funden waren in unmittelbarer Nähe genügend Pflanzen von R. hydrolapathum Huds. vorhanden, so dass ein Mangel der Hauptfutterpflanze nicht als Ursache für das Ausweichen angesehen werden kann. Die Raupen sind durchaus in der Lage, auch andere Pflanzen für ihre Entwicklung zu nutzen. Dies beweist die folgende spektakuläre Beobachtung aus dem Jahr 1996. Während der Feldarbeiten wurden an einem Meliorationsgraben bei Wiesenhagen an einer großen Pflanze des Flussampfers mehrere Raupen gefunden. Im Abstand von ca. 1 m befand sich eine Pflanze von Iris pseudacorus L. mit typischen Fraßspuren von L. dispar (Abb. 4). Nach kurzer Suche wurden mehrere Raupen - teilweise im letzten Entwicklungsstadium - von L. dispar entdeckt. Die Weiterzucht mit I. pseudacorus L. verlief erfolgreich und brachte ein kleines Männchen hervor." Natürlich gibt es jetzt Bedenken, ob die Fraßspuren tatsächlich von den Raupen stammten und ob das eine kleine Männchen, das es bis zum Falter geschafft hat, als Raupe in der Zucht überhaupt noch vor der Verpuppung gefressen hat. Aber vielleicht müssen wir es doch akzeptieren, dass Raupen im letzten Stadium, die den Kontakt zu ihrem Ampfer verlieren, doch auch einmal an etwas anderem nagen.
(Autor: Erwin Rennwald)
4. Weitere Informationen
4.1. Etymologie (Namenserklärung)
„der Ungleiche, vom Unterschied beider Geschlechter genommen.“
4.2. Andere Kombinationen
- Papilio dispar Haworth, 1802 [Originalkombination]
4.3. Unterarten
- Lycaena dispar rutilus (Werneburg, 1864)
- Lycaena dispar aurata Leech, 1887 [Unterart nach funet.fi]
- Lycaena dispar dahurica (Graeser, 1888) [Unterart nach funet.fi]
- Lycaena dispar festiva (Krulikovsky, 1909) [Unterart nach funet.fi]
- Lycaena dispar batavus (Oberthür, 1923)
4.3.1. Faunistik
Nach Agassiz & al. (2013: 109) wurde die Art in Großbritannien zuletzt 1864 nachgewiesen.
4.4. Literatur
- Abdank, A. & D. Müller (2004). Zielarten der landesweiten naturschutzfachlichen Planung – Faunistische Artenabfrage. Materialien zur Umwelt Heft 3/2004. Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern.
- Agassiz, D. J. L., Beavan, D. S. & R. J. Heckford (2013): A checklist of the Lepidoptera of the British Isles: i-iv, 1-206.
- Curtis, J. (1823-1840): British Entomology; Being Illustrations and Descriptions of the Genera of Insects Found in Great Britain and Ireland: Containing Coloured Figures from Nature of the Most Rare and Beautiful Species, and in Many Instances of the Plants upon which they are Found. Vol V. Lepidoptera, Part I. — [Not paginated]. London (E. Ellis & Co.).
- Ebert, G. & E. Rennwald (1991b) (= Ebert 2), 213-222.
- Emmet, A.M., J. heath (1990): The Moths and Butterflies of Great Britain and Ireland.
- Gros, P. & V. Gfrerer (2023): Lycaena dispar (Haworth, 1802), der Große Feuerfalter, eine für Salzburg neue Tagfalterart der FFH-Richtlinie (Lepidoptera: Lycaenidae). — Mitteilungen aus dem Haus der Natur Salzburg 28: 25–30. [PDF auf zobodat.at]
- Erstbeschreibung: [Haworth, A. H.] (1802): Prodromus Lepidopterorum Britannicorum. A Concise Catalogue of British lepidopterous insects, with the Times and Places of Appearance In the Winged State. By a Fellow of the Linnæan Society: I-VII, 1-39, Addenda 1-6. London.
- Kühne, L., Haase, E., Wachlin, V., Gelbrecht, J. & R. Dommain (2001): Die FFH-Art Lycaena dispar (Haworth, 1892) – Ökologie, Verbreitung, Gefährdung und Schutz im norddeutschen Tiefland (Lepidoptera, Lycaenidae). — Märkische Entomologische Nachrichten, Potsdam, 3 (2): 1-32.
- Loritz, H. (2007): Großer Feuerfalter - Lycaena dispar (Haworth, 1803). — S. 198-206. In: Schulte, T., Eller, O., Niehuis, M. & E. Rennwald (2007): Die Tagfalter der Pfalz. — 2 Bde. 932 S. Fauna und Flora in Rheinland-Pfalz, Beiheft 36 + 37.; Landau (GNOR-Eigenverlag).
- Paul, A., H. Lange, R. Neitzke (2019): Managementplan für das Gebiet von gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) DE 2351-301 Ahlbecker Seegrund und Eggesiner See.
- Proess, R., Rennwald, E. & S. Schneider (2016): Zur Verbreitung und Ökologie des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar Haworth, 1803) im Südwesten und Westen Luxemburgs. — Bulletin de la Société des naturalistes luxembourgeois, 118: 89-110. [zum PDF-Download auf researchgate.net]
- Schweizerischer Bund für Naturschutz [Hrsg.] (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten – Gefährdung – Schutz. — XI + 516 S. (hier 335-336), Egg/ZH (Fotorotar AG).
- Tshikolovets, V. V., Yakovlev, R. V., & Z. Bálint (2009): The butterflies of Mongolia. — The Butterflies of Palaearctic Asia Series 8: 1-320.
- Urbahn, E., H. Urbahn (1939): Die Schmetterlinge Pommerns mit einem vergleichenden Überblick über den Ostseeraum. Stett. Ent. Ztg. 100.
- Wachlin, V. (2012; verändert nach Drews, 2003): FFH-Artensteckbrief Lycaena dispar (Haworth, 1803) Großer Feuerfalter Mecklenburg-Vorpommern. Stand der Bearbeitung: 24.04.2012