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Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Männchen

1.2. Weibchen

1.3. Ausgewachsene Raupe

1.4. Jüngere Raupenstadien

1.5. Puppe

1.6. Ei

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

3. Biologie

3.1. Nahrung der Raupe

  • [Asteraceae:] Crepis vesicaria (Blasen- Pippau)
  • [Asteraceae:] Sonchus oleraceus (Gemüse-Gänsedistel, Kohl-Gänsedistel)
  • [Asteraceae:] Hieracium sp. ?? (Habichtskraut ??)
  • [Asteraceae:] Lactuca sp. ?? (Lattich ??)
  • [Asteraceae:] Taraxacum sp. ?? (Löwenzahn ??)

Marabuto (2018: 404) berichtet von Serpa (Baixo Alentejo, Portugal) über mehrfache Raupenfunde [von Lemonia philopalus] im April und Mai an Crepis vesicaria und Sonchus oleraceus. Bei den Angaben zu Hieracium, Lactuca und Taraxacum dürfte es sich um klassische "Futterpflanzen" für die Zucht handeln - ob sie auch im Freiland eine Rolle spielen, ist mir unklar. Dass die Raupen auch an Wegerich (Plantago sp.) fressen, dürfte falsch sein; ich vermute, dass alte Plantago-Stängel - wie bei Lemonia dumi - einfach günstig als Eiablagesubstrat sind, die Raupen dann im nächsten Jahr aber an anderen Pflanzen fressen.

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

Prozorov et al. (2022b: 87) erläutern: "The taxon was described as a Spanish form of L. philopalus after a series of specimensthat “originate from Rivas and are part of the Vazquez’ collection” (“proviennent de Rivas et faisaient partie de la collection Vazquez,” Oberthür, 1916: 365)."

4.2. Andere Kombinationen

4.3. Synonyme

4.4. Taxonomie und Faunistik

Morbus cacas species novas ... Vorab: Für mich sind die Arbeiten von Šumpich & Jagelka (2021), Prozorov et al. (2022a) und Prozorov et al. (2022b) Musterbeispiele für völlig unberechtigte Art-Neubeschreibungen und Zur-Art-Aufwertungen. Insbesondere die Arbeit von Prozorov et al. (2022b) weist derart große Defizite in Bezug auf die Methodik wissenschaftlichen Arbeitens auf, dass ihre Publikation auch kein Ruhmesblatt für die Zeitschrift ist, in der die Arbeit zur Publikation angenommen wurde.

Prozorov et al. (2022b) stellten bei ihrer Untersuchung von Belegtieren von Lemonia philopalus aus Algerien und Tunesien, Typenmaterial und anderen Belegtieren von Lemonia philopalus rungsi aus Marokko, Typenmaterial und anderen Belegtieren von Lemonia philopalus vazquezi aus Spanien und Typenmaterial von Lemonia philopalus phantasma aus Spanien überzeugend fest, dass die immer wieder angeführten (genital-)morphologischen Unterschiede zwischen diesen Taxa wegen viel zu großer Variabilität nicht haltbar sind. Schlimmer noch: Das gilt auch für geographisch sehr weit entfernte Tiere aus dem Levante. Das wichtigste Zitat von Prozorov et al. (2022b: 79) zu Lemonia philopalus philopalus: "Diagnosis. Algerian-Tunisian subspecies [...] Externally and morphologically variable, no reliable character was found to distinguish it from L. philopalus rungsi and sister species L. vazquezi and L. levantina sp. n.".

Die logische Konsequenz, die Zusammenfassung dieser Tiere zu einer einzigen Art - so wie das ja auch bisher gehandhabt wurde - blieb aus. Im Gegenteil: Das Taxon des Levante wurde wegen einem Barcode-Abstand von immerhin fast 5 % gegenüber einem Tier von Lemonia philopalus rungsi aus Marokko als neue Art beschrieben: Lemonia levantina. Das mag akzeptabel sein, doch fehlt hier ein Barcode-Vergleich mit Lemonia philopalus philopalus aus Algerien (oder Tunesien) und noch manches andere.

Von den 4 genannten Taxa aus Nordwest-Afrika und der Iberischen Halbinsel wurden ganze 3 Exemplare einem Barcoding unterzogen. Nein, es war kein Exemplar aus der Nähe des Typenfundorts von L. philopalus dabei, nicht einmal ein Exemplar der nominotypischen Unterart! Die 3 Exemplare stammen von zwei Unterarten, die De Freina & Witt (1983) genau wegen der morphologischen Überlappungen miteinander synonymisiert hatten, ssp. rungsi und ssp. vazquezi. Und was schließen Prozorov et al. (2022b: 80-81) aus ihrer Untersuchung?: "De Freina and Witt (1983) synonymized L. philopalus rungsi with L. philopalus vazquezi because of “2 males from Morocco, Tessaout, Temelelt, leg. Dr. A. Laborius from coll. Witt, Munich which correspond to the rungsi holotype as well as to the range of variation of the Spanish populations” (“Aus coll. Witt, München liegen zum Vergleich 2♂♂ Marokko, Tessaout, Temelelt, leg. Dr. A. Laborius vor, die sowohl dem rungsi-Holotypus entsprechen als auch in die Variationsbreite der spanischen Populationen einzureihen sind,” de Freina & Witt, 1983: 92). Regardless of the lack of any stable morphologic difference between the taxa, we restore the separate status of L. philopalus rungsi basing on a 2.13 % genetic distance from the Spanish L. vazquezi, which is considered to be bona species(see below)."

2,13 % Barcoding-Abstand - das liegt an der Grenze von dem, wie sich Arten mindestens unterscheiden sollten. 2,13 % Barcoding-Abstand ohne trennende morphologische Merkmale - nach dem integrativ-taxonomischen Ansatz ein ganz klarer Fall für Konspezifität ! Aber langsam, was wurde denn überhaupt untersucht ? Ein Exemplar aus der Umgebung des Typenfundorts von Lemonia philopalus rungsi bei Merchouch ? Fehlanzeige ! Ein Exemplar aus der Nähe des Typenfundorts von Lemonia philopalus vazquezi bei Madrid ? Fehlanzeige ! Ein Exemplar aus der Nähe des Typenfundorts von Lemonia philopalus phantasma bei Sevilla ? Fehlanzeige ! Etliche Exemplare nahe der vermutlichen Taxongrenze im weiteren Umkreis um Gibraltar ? Fehlanzeige ! Verglichen wurden ein Exemplar aus Azrou im Mittleren Atlas von Marokko mit zwei Exemplaren aus Sangonera in der Provinz Murcia in Spanien. Letztere erwiesen sich beim Barcoding als identisch, was nicht wundert, da sie am selben Tax am selben Ort gefangen wurden, also möglicherweise Geschwister waren. Und wie kommen die Autoren dann dazu, in ihrer Karte alle Tiere der Iberischen Halbinsel ihren zwei Exemplaren aus der isolierten ostspanischen Population zuzuordnen, alle marokanischen Tiere aber ihrem Exemplar aus dem Mittleren Atlas - und alle algerischen und tunesischen Exemplare bei der Nominatunterart zu belassen ? Alles reine Spekulation !

Wenn man Arten mit nur 2,13 % Barcoding-Abstand trennt, dann muss man ganz selbstverständlich zeigen, dass die innerartliche Variabilität weit unter diesem Wert liegt. Hier liegt sie bei 0,00 %, was aber nicht verwundert, wenn man nur ein Exemplar (rungsi) oder zwei mögliche Geschwister (vazquezi) untersucht ! Die Autoren haben hier schlichtweg ihre Hausaufgaben nicht gemacht ! Für eine Aufwertung von vazquezi zur "bona species" gibt es im Moment nicht den geringsten Anlass ! Ich stelle Mal die Vermutung auf, dass beide Taxa in der momentanen räumlichen Abgrenzung einen Barcoding-Mindest-Abstand (und auf den kommt es an, nicht auf irgendwelchen zufälligen Werte !) von unter 1 % haben bei "innerartlicher" Varianz von über 2 %. Und dann ?

Und jetzt ? Da wir im Lepiforum unsere spanischen Tiere ja irgendwo unterbringen müssen, haben wir sie hier alle zu "Lemonia vazquezi" gestellt. Das heißt nicht, dass ich davon überzeugt bin, dass dieses Taxon überhaupt Artberechtigung hat und schon gar nicht, dass damit etwas über die räumliche Trennung von rungsi und vazquezi ausgesagt wird - die könnte ja durchaus auch durch Spanien verlaufen. Im Moment bin ich allerdings fest davon überzeugt, dass weitere Untersuchungen zum Zerfließen der angeblichen Barcoding-Abstände führen und damit bestätigen werden, dass alle Taxa im westlichen Mittelmeerraum zu einer einzigen Art gehören: Lemonia philopalus. Schade eigentlich, denn "Lemonia phantasma" hätte mir so gut gefallen ...

Zu Portugal - konkret in Serpa (Baixo Alentejo) - berichtete Marabuto (2018: 404) [unter Lemonia philopalus]: "A: 23-XI-2002 record published in (Marabuto 2003), 30-XI-2003, 27-XII-2006 (6). L: IV-1998, V-1998, IV-1999, 22-IV-2000, 8-IV-2001 on Crepis vesicaria L. and Sonchus oleraceus."

(Autor: Erwin Rennwald)

4.5. Typenmaterial

Prozorov et al. (2022b: 87-88) legen einen Lectotypus fest und erklären dazu: "We know one specimen from the NHML collection that seems to belong to the type series according to its labels and even resembles one of the two figured males (compare Figs 17 and 18). It is a well-preserved male that bears four labels (“|” separates lines): 1. Handwritten “var.Vazquezi | Obthr.;” 2. Handwritten “Lemonia | Philopalus | Rivas;” 3. Typed “Ex Collection | Vazquez | De Madrid | reçue en 1912;” 4. Typed “Ex Oberthür Coll. | Brit. Mus. 1927–3.” Here we designate it as a lectotype of Lemonia philopalus vazquezi Oberthür, 1916."

(Autor: Erwin Rennwald)

4.6. Literatur