Version 35 / 36 vom 10. Mai 2024 um 10:11:02 von Erwin Rennwald
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Falter
Männchen
Weibchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Weibchen

2.3. Geschlecht nicht bestimmt

2.4. Genitalien

2.4.1. Männchen
2.4.2. Weibchen

2.5. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

Nicht detailliert bekannt. Gozmány (1978) schreibt: "Chrétien [...] fand die Raupen unter welkenden Blättern, wahrscheinlich also detritophag."

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

Locus typicus ist Lozère in Frankreich. Vermutlich war hier mit dem Begriff das Bergmassiv in den Cevennen gemeint, nicht das gesamte gleichnamige Département.

Locus typicus des Synonyms Carcina luticornella ist nach Zeller (1839: 197) "Ungarn und Laibach", wobei mit Letzterem Ljubljana, die heutige Hauptstadt von Slowenien gemeint war.

Gozmány (1978) schreibt: "Die Art ist im nördlichen Mittelmeergebiet weit verbreitet, sie stößt bis Baden und Nassau in Deutschland, Niederösterreich und durch Ungarn bis zur südlichen Slowakei vor. Die bekannten nördlichsten Lokalitäten sind Lennig im Rheingau und Zakleciski in der Ukraine." Unter "Verbreitung" listet er dann für Deutschland auf: "Baden: Nassau; Rheingau: Lennig".

Heinemann (1870) schreibt zur Verbreitung von Lecithocera luticornella: "Bei Wien, Laibach und in Baden, im August." Dabei stützt er sich auf zwei Quellen: Zeller (1839: 197) und Herrich-Schäffer (1847-1855: 207).

Bei Zeller (1839: 197) ist zu Lecithocera luticornella steht: "2 M., in FR's Sammlung, aus Ungarn und Laibach", bei Herrich-Schäffer (1847-1855: 207): "Aus Ungarn und von Wien". Also kein Wort von "Baden". Wenn Heinemann (1870) Arten aus Baden anführt, dann nennt er als Quelle üblicherweise Reutti (1853), doch dort wird diese Art nicht erwähnt. Reutti (1898) wunderte sich entsprechend und formulierte zu Lecithocera luticornella: "Nach Heinemann in Baden, wo? ist uns nicht bekannt." Es spricht alles dafür, dass hier einst Baden bei Wien in Österreich gemeint war, nicht Baden in Deutschland!

Abgesetzt zum Kommentar zu Baden werden bei Reutti (1898) Angaben aus den Nachbarländern zum Großherzogtum Baden angeführt, hier: "Nassau (Rheintal, Mitte August um Sarothamnus)". Mit Nassau war hier also sicher nicht das baden-württembergische Nassau bei Weikersheim im Main-Tauber-Kreis gemeint, sondern die damalige Provinz Hessen-Nassau bzw. dessen Vorläufer das Herzogtum Nassau. Und mit "Rheingau: Lennig" ist der Lennig am Mittelrhein, ein zum Rhein abfallender Hang einige Kilometer südlich der Loreley im Westen von Bornich (Rheinland-Pfalz) gemeint. Von dort hatte Fuchs (1880: 242) berichtet: "Zwei schöne Exemplare fing ich Mitte August 1878 gegen Abend um Sarothamnus scoparius im Lennig. 1879 kam ein frisches Stück an derselben Stelle dem 1. Septbr. vor. Diese Art dürfte im unteren Rheingau verbreitet, wenn auch selten sein." Und spätestens durch die Zusatzangabe "(Rheintal, Mitte August um Sarothamnus)" wird klar, dass Reutti (1898) mit "Nassau" genau diesen August-Fund von Fuchs im Lennig meinte. Zuvor hatte Rössler (1881: 282) knapp formuliert: "36. Lecithocera. 1632. Luteicornella [sic!] Z. im Rheinthal von Fuchs Mitte August um Sarothamnus gefangen. Raupe noch unbekannt." Und Fuchs (1888: 84) listet unter "Dort, im Rieslingberge, im Lennig und an verwandten Standorten finden wir [...]" auch wieder "Lecithocera luticornella auf, erwähnt aber keine konkreten neueren Funde seit 1879. Die Art wurde in Deutschland bis dahin also wahrscheinlich nur von dieser einen Stelle gemeldet, dem Ort, von dem Cyclophora lennigiaria beschrieben wurde.

Jäckh (1942: 196) gelang kein eigener Nachweis: "Lecithocera luticornella Z. Fuchs (8, 11) fing sie M. August und im September im Lennig um Sarothamnus scoparius. — Nach Heinemann (36) ist die Art bei Wien, Laibach und in Baden beobachtet. Reutti (47) ist ein Fundort in Baden nicht bekannt. Ich besitze ein Stück aus der Wachau (Dürnstein), von Κlimesch gesammelt. — Scheinbar handelt es sich hier um eine wärmeliebende Art, deren Vorkommen am Mittelrhein das nördlichste sein dürfte."

Völlig überraschend führte Biesenbaum (2007) nur eine einzige Lecithoceridae-Art aus den Rheinlanden und Westfalen an: Homaloxestis briantiella von 3 Fundstellen bei Klotten an der Mosel und einer Fundstelle bei Schlossböckelheim. Die Fuchsschen Meldungen zu Lecithocera nigricana konnte er zwar nicht überprüfen, dass er sie aber gar nicht erwähnte, ist doch ziemlich verwunderlich.

Nach Gaedike & Heinicke (1999) und Gaedike et al. (2017) ist die Art in Deutschland nur mit Angaben von vor 1980 aus Baden-Württemberg bekannt. Doch dabei bleiben einige Fragen offen. Zum einen: Warum wird Rheinland-Pfalz (also der Lennig) nicht erwähnt? Zum anderen: Woher stammt die Angaben aus Baden-Württemberg? Reutti (1898) kannte die Art jedenfalls nicht aus Baden. Hatte Heinemann (1870) sich mit "Baden" völlig vertan? Oder hatte er - was ich hier unterstelle - gar einen Hinweis auf Baden bei Wien bekommen, den er nicht richtig umsetzte? Fuchs (1880) jedenfalls kannte auch keine andere Quelle, wenn er außer seinen eigenen Neufunden nur schreibt: "[Hein. Tin. 361. Bei Wien, Laibach und in Baden]". Studiert man das Symbol in den Tabellen von Gaedike & Heinicke (1999) & Gaedike et al. (2017), dann können Heinemann (1870), Fuchs (1880) oder Reutti (1898) nicht der Garant für die Meldung sein, denn das Symbol bedeutet einen Fundnachweis im Zeitraum 1901-1980. Eine Quelle dafür scheint es aber nicht zu geben. Es bleibt für Deutschland also bei den 3 Tieren, die A. Fuchs 1878 und 1879 am Lennig bei Bornich in Rheinland-Pfalz sammelte.

Fuchs war ein exzellenter Kleinschmetterlingskenner, doch wie sicher ist seine Bestimmung hier ? Konnte er seine Tiere insbesondere mit Homaloxestis briantiella vergleichen, die ja erst 1879 beschrieben wurde (und die es in vergleichbaren Biotopen von Rheinland-Pfalz noch immer gibt) ? Wer hat die Belege seither gesehen ? Gozmány (1978) jedenfalls sicher nicht! Die Sammlung A. Fuchs scheint seit langem verschollen zu sein - aber möglicherweise gelang doch wenigstens eines der hier erwähnten 3 Tiere in eine andere Sammlung, die heute noch existiert. Für Hinweise wäre ich hier dankbar. Doch schon Jäckh (1942: 137) macht uns hier wenig Hoffnung: "Über den Verbleib der Fuchsschen Microlepidopteren-Sammlung erhielt, ich trotz weitgehender Nachfrage bei Museen und Instituten bisher keinerlei Auskunft. Im Landesmuseum in Wiesbaden konnte ich selbst feststellen, daß in der dort aufbewahrten Rößlerschen Sammlung sich nur zwischen den Μacrοleρidopteren Fuchssche Fänge befinden." Jäckh (1942: 196) fand aber auch keine andere Lecithocera- oder Homaloxestis-Art, so dass man Fuchs eine Fehlbestimmung nahelegen könnte.

Im Moment ist zu befürchten, dass es trotz der vielen Literaturangaben, die nie auch nur den geringsten Zweifel an den Funden von Lecithocera nigrana im Rheingau hegten, die Art in Deutschland noch nie gab. Um hier mehr Klarheit zu bekommen wäre es sicher sehr hilfreich, den Spuren von Pfarrer Fuchs zum Lennig zu folgen und dort eine (oder mehrere ?) Lecithoceridae nachzuweisen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Woodward (1922: 379) [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org] teilt die Publikationsjahre des Bandes mit. Demnach sind die Seiten 1-64 und die Tafeln 239-240 1834 erschienen, die Seiten 65-320 und die Tafeln 241-256 1835, und die Seiten 321-[627] sowie die Tafeln 257-266 1836.

(Autor: Jürgen Rodeland)

4.5. Literatur