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Falter
Raupe
Puppe, Exuvie
Befalls-Spuren
Männchen
Geschlecht nicht bestimmt
Männchen
Weibchen
Erstbeschreibung
Habitat
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Raupe

1.3. Puppe, Exuvie

1.4. Befalls-Spuren

2. Diagnose

2.1. Männchen

2.2. Geschlecht nicht bestimmt

2.3. Genitalien

2.3.1. Männchen
2.3.2. Weibchen

2.4. Erstbeschreibung

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Nahrung der Raupe

  • [Hyacinthaceae:] Hyacinthoides non-scripta [= Endymion non-scriptus, Scilla festalis, Scilla non-scripta, Endymion nutans, Scilla nutans] (Atlantisches Hasenglöckchen)
  • [Asteraceae:] Chondrilla juncea ??? (Knorpelsalat ???)

Ruben Meert fand die oben gezeigte Raupe in einer Frucht von Hyacinthoides non-scripta.

Bei Kennel (1913: 347) ist zu lesen: "Die Raupe ist weiß, die Dorsal- und Laterallinien sind rötlich, die Wärzchen ebenfalls rötlich, der Kopf ist gelbbraun, das Nackenschild schwarz; sie lebt im Juni in den Samenkapseln von Endymion (Scylla) nutans; wird auch im Mai in den jungen Blüten von Chondrilla juncea angegeben.

Razowski (2001: 36) nannte: "Scilla festalis (Liliaceae), Chondrilla juncea (Cichoriaceae), Endymion non-scriptus." Dabei sind Erstere und Letztere Synonyme bzw. andere Kombinationen von Hyacinthoides non-scripta. Die Quelle für die Angabe zu Chondrilla juncea ist mir unklar - sie passt gar nicht ins Bild und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch.

Hancock et al. (2015: 41) benennen Hyacinthoides non-scripta als einzige Nahrungspflanze der Art in Großbritannien. Aber sie liefern nebenbei einen indirekten Hinweis, wie es zum Knorpelsalat gekommen sein könnte: "Larva. [...] June - April; feeds in July and August on the seeds within the seed capsule, sealing the entrance hole with silk after moving into a new capsule. In late August moves into a dead stem of an umbellifer, bramble or other plant where it hibernates." So ganz passen will das trotzdem nicht, denn die Stängel von Chondrilla juncea sind extrem hart und sie stehen normalerweise auch nicht im Lebensraum des Hasenglöckchens.

Insgesamt muss es im Gesamtverbreitungsgebiet des Falters noch weitere Raupennahrungspflanzen geben, da das Atlantische Hasenglöckchen insbesondere in den östlichen Ländern mit Vorkommen der Art ganz fehlt.

(Autor: Erwin Rennwald)

4. Weitere Informationen

4.1. Andere Kombinationen

4.2. Synonyme

4.3. Faunistik

Nach Gaedike & Heinicke (1999) in Deutschland nur mit Altangaben von vor 1900 aus Bayern bekannt. Dort wurde die Art von Pröse et al. (2003)[2004] mit "0 - ausgestorben oder verschollen" für die Regionen "Schichtstufenland" und "Tertiär-Hügelland und voralpine Schotterplatten" in die Rote Liste aufgenommen. Segerer (1997: 225) schreibt: "Ein von Hofmann im letzten Jahrhundert gesammelter Falter ("München Hfmn.", ohne Daten; coll. Staudinger, MNHB) bestätigt das frühere Vorkommen in Bayern. Es gibt daher keinen gewichtigen Grund, die Angaben für Regensburg anzuzweifeln. Die Art ist im UG (wie in ganz Bayern) ausgestorben oder verschollen." Das Problem: Die bisher einzige bekannte Nahrungspflanze, das Atlantische Hasenglöckchen, ist als atlantisch verbreitete Art in Deutschland nur im äußersten Westen von Nordrhein-Westfalen heimisch, sonst häufig in Parks und Gärten gepflanzt und in der Westhälfte Deutschlands auch häufig verwildert. Ausgerechnet in Bayern scheint es diese Verwilderungen aber nicht zu geben.

Doch das Fehlen natürlicher oder verwilderter Vorkommen von Hyacinthoides non-scripta gilt auch für die Falternachweise in Österreich (Niederösterreich, Wien, Burgenland). In einem Teil der Länder mit Vorkommen der Art könnte das Spanische Hasenglöckchen (Hyacinthoides hispanica) die Rolle übernehmen, doch es gibt auch Länder mit Falternachweisen, bei denen die Nahrungspflanzen noch völlig unbekannt zu sein scheinen.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Publikationsjahr der Erstbeschreibung

Wir übernehmen hier die von Heppner (1982) angegebenen Publikationsjahre.

4.5. Literatur

  • Gaedike, R. & W. Heinicke (1999): Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands (Entomofauna Germanica 3). — Entomologische Nachrichten und Berichte, Beiheft 5: 1-216.
  • Hancock, E.F., Bland, K.P. & J. Razowski (2015): The moths and butterflies of Great Britain and Ireland. Volume 5 (Part 1). Tortricidae, Tortricinae & Chlidanotinae. - 245 S.; Leiden & Boston (Brill).
  • Erstbeschreibung: Haworth, A. H. (1803-1828): Lepidoptera britannica; sistens digestionem novam insectorum lepidopterorum quæ in Magna Britannia reperiuntur, larvarum pabulo, temporeque pascendi; expansione alarum; mensibusque volandi; synonymis atque locis observationibusque variis: I-XXXVI, 1-609. Londini (R. Taylor).
  • Heppner, J. B. (1982): Dates of selected Lepidoptera literature for the western hemisphere fauna. — Journal of the Lepidopterologists' Society 36 (2): 87-111.
  • Kennel, J. (1908-1921): Die Palaearktischen Tortriciden. Eine monographische Darstellung. — Zoologica, 21 (54): 1-546. [PDF auf zobodat.at]
  • Pröse, H., Segerer, S. & H. Kolbeck (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Kleinschmetterlinge (Lepidoptera: Microlepidoptera) Bayerns. — S. 234-268. In: Bayerisches Landesamt für Umweltschutz (2003)[2004]: Rote Liste gefährdeter Tiere Bayerns. — Schriftenreihe Bayerisches Landesamt für Umweltschutz, Heft 166. 384 S., Augsburg. [Hinweis: Im Heft steht als Erscheinungsjahr "2003" - tatsächlich wurde es aber erst am 2. April 2004 der Öffentlichkeit vorgestellt] [PDF auf lfu.bayern.de].
  • Razowski, J. (2001): Die Tortriciden (Lepidoptera, Tortricidae) Mitteleuropas. Bestimmung - Verbreitung - Flugstandort - Lebensweise der Raupen. — 319 S.; Bratislava.
  • Razowski, J. (2002): Tortricidae of Europe. Vol. 1: Tortricinae and Chlidanotinae . — 247 S.; Bratislava.
  • Segerer, A.H. (1997): Verifikation älterer und fraglicher Regensburger Lepidopterenmeldungen (Insecta: Lepidoptera). — Beiträge zur bayerischen Entomofaunistik, 2: 177-265.