dubioses Taxon ohne Typusexemplar oder Abbildung, ob Synonym zu Hypena obsitalis ?
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2. Weitere Informationen

2.1. Andere Kombinationen

  • Pyralis (Hypena) trigonalis O. G. Costa, [1836] [Originalkombination]

2.2. Taxonomie und Faunistik

Was ist Hypena trigonalis (O. G. Costa, [1836]) ? Die Art wurde aus (dem früheren Königreich) Neapel beschrieben, also vom süditalienischen Festland. Da es kein Typusexemplar gibt und Costa ([1836]) seine Erstbeschreibung auch nicht durch eine Abbildung unterstützte, sind wir für die Interpretation ganz auf seinen Text angewiesen. Da er für seine neue Art vor allem eine Nähe zu Hypena rostralis sieht, ist davon auszugehen, dass er hier tatsächlich eine Hypena meinte. Hypena lividalis, H. crassalis und H. palpalis werden von ihm ebenfalls besprochen, so dass - wenn es nicht nur eine Varietät von H. rostralis oder doch tatsächlich eine damals noch unbeschriebene Art handelte - um die von ihm nicht erwähnte, in der Region aber vorkommende Hypena obsitalis (Hübner [1813]) gehandelt haben muss. Zu welcher seither beschriebenen Art könnte Hypena trigonalis älteres Synonym sein ? Zu keiner, denn bis 1828 waren alle in Italien vorkommenden Arten beschrieben ! H. obesalis scheidet aus, da die Art in Italien an den Alpenraum gebunden ist. Die Beschreibung passt nicht optimal zu H. obsitalis, aber doch einigermaßen: "Hyp. alis anticis griseo flavoque nebulosis, triangulo marginali obscuriore lineato-punctato; posticis cinereo fuscis linea albida ante fimbriam." [Übersetzt in etwa: "Hyp[ena] mit grau-gelben Vorderflügeln mit einem dunkleren strichpunktierten Randdreieck; Hinterflügel graubraun mit einer weißlichen Linie vor den Fransen."]. Im italienischen Teil heißt es: "Ha dessa molti rapporti colla Rostralis, e coll’ Achatalis. Da questa si discosta per lo spazio triangolare più oscuro es assai ben limitato, non meno chè pel colore delle ali posteriori : da quella dissomiglia eziandio per la linea biancastra che circonda la frangia, e per la colorazione e circoscrizione delle macchie delle ali superiori. Trovasi nell’interno delle abitazioni. De Maggio a Settembre." [Sie hat viele Übereinstimmungen zu Rostralis und Achatalis. Sie unterscheidet sich von jener durch den dunkleren und begrenzteren dreieckigen Raum sowie durch die Farbe der Hinterflügel; sie unterscheidet sich auch durch die weißliche Linie, die den Saum umgibt, und durch die Färbung und die Umrandung der Flecken auf den Vorderflügeln. Man findet sie in Innenräumen von Wohnungen. Von Mai bis September." (vorübersetzt mit DeepL.com, Übersetzung angepasst).] Die Beschreibung klingt nicht nach einer extrem seltenen und kurz vor dem Erlöschen stehenden Art - sie müsste zu jener Zeit und später also auch noch von anderen gefunden worden sein - was aber nicht der Fall ist. Daher bin ich mir mit meiner Deutung als H. obsitalis einigermaßen sicher - einigermaßen deshalb, weil ich H. rostralis hier keineswegs ausschließen will. Ich betrachte "Hypena trigonalis O. G. Costa, [1836]" daher als nomen ambiguum oder nomen dubium - wie das die europäischen Lepidopterologen seither anscheinend stillschweigend ebenfalls getan haben.

Parenzan & Porcelli (1995: 454-455) nehmen das Taxon in ihre Liste "I macrolepidotteri italiani" auf und schreiben dazu: "1538. - (-) Hypena trigonalis (O. G. Costa, 1836). Pyralis Hypena trigonalis è descritta su esemplari della Campania: dintorni di Napoli (Fauna del Regno di Napoli. Lepidotteri. Parte prima. Lepidotteri Diurni, Crepuscolari ed alcune famiglie de’ Notturni: 180) (70). Nota - È buona specie secondo (2117); non è citata in nessun altro lavoro, neanche come sinonimo."

Mit Quelle "2117" war hier Tremewan (1977: 227) gemeint der schrieb: "trigonalis O. G. Costa, Pyralis (Hypena), [1836], Fauna regno Napoli, Lepidotteri: [180]. Current status: Hypena trigonalis (O. G. Costa) comb nov. [Pyralidae]". Ich verstehe das nicht so, als wollte der Autor das Taxon hier zur bona species erklären - er stellte nur fest, dass das Taxon noch nicht synonymisiert wurde.

Bisi & Lupi (2021) nahmen die Art mit Vorbehalt in ihren ["Catalogo dei Lepidotteri d'Italia Ropaloceri ed Eteroceri (Insecta: Lepidoptera)"] auf und vermerkten in ihrer [Anmerkung dazu]: "Hypena trigonalis: descritta su esemplari raccolti nei dintorni di Napoli (Parenzan & Porcelli 2006); la trigonalis di Guenée, 1854 (inclusa nel genere Dichromia), si trova in Cina orientale, Corea del Sud, Giappone e Taiwan (https://www.gbif.org/species/1798684); lo status nomenclatoriale di questa specie attende chiarimenti."

Dichromia trigonalis Guenée, 1854 wird heute in einigen Listen als "Hypena trigonalis (Guenée, 1854)" geführt. Das ist sicher nicht zulässig, denn diese Kombination ist zweifelsfrei jüngeres sekundäres Homonym zu "Pyralis (Hypena) trigonalis O. G. Costa, [1836]", jetzt "Hypena trigonalis (O. G. Costa, [1836])"; wir führen jenes Taxon bis zur Klärung weiterhin in der ursprünglichen Gattung: Dichromia trigonalis.

(Autor: Erwin Rennwald)

2.3. Literatur

  • Erstbeschreibung: Costa, O.-G. (1832-1836): Fauna del regno di Napoli ossia enumerazione di tutti gli aminali che abitano le diverse regioni di questo regno e le acque che le bagnano contenente la descrizione de nuovi o poco esattamente conosciuti con figure ricavate da originali viventi e dipinte al naturale. Lepidotteri: [1]-[442], 38 pl. Napoli (dai torchi del tramater).
  • Guenée, A. (1854): Histoire naturelle des insectes 8. Deltoïdes et Pyralites: 1-448. Paris (Roret).
  • Parenzan, P. & F. Porcelli (2007): I macrolepidotteri italiani. Fauna Lepidopterorum Italiae (Macrolepidoptera). - Phytophaga, XV (2005-2006): 1-1051 [PDF auf entomologiitaliani.net]
  • Tremewan, W. G. (1977): The publications on Lepidoptera by O.G. and A. Costa and the nominal taxa described therein. — The Bulletin of the British Museum (Nat. Hist.), 5 (3): 223-232. [Digitalisat auf archive.org]