Version 67 / 79 vom 21. Dezember 2021 um 19:55:14 von Erwin Rennwald
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Falter
Balz
Ei
Diagnose
Vergleich: Hipparchia genava (links) - Hipparchia fagi (Mitte) - Hipparchia alcyone (rechts)
Habitat
Lebensweise
Prädatoren
Inhalt

1. Lebendfotos

1.1. Falter

1.2. Balz

1.3. Ei

2. Diagnose

2.1. Vergleich: Hipparchia genava (links) - Hipparchia fagi (Mitte) - Hipparchia alcyone (rechts)

3. Biologie

3.1. Habitat

3.2. Lebensweise

3.3. Prädatoren

4. Weitere Informationen

4.1. Etymologie (Namenserklärung)

„griechischer Frauenname.“

Spuler 1 (1908: 42L)

hermione: „griechischer Frauenname.“

Spuler 1 (1908: 42L)

4.2. Synonyme

4.3. Taxonomie und Nomenklatur

Rennwald (2007) fasst die Diskussion um den gültigen wissenschaftlichen Namen der Art zusammen: "Großer und Kleiner Waldportier sind schwierig auseinander zu halten. Lange Zeit wurden sie auch von etlichen Größen der Entomologie zusammengeworfen oder verwechselt. Satyrus hermione Linnaeus, 1764 galt – nachdem der Name zunächst über mehr als hundert Jahre gebraucht worden war – längere Zeit als jüngeres Synonym zu Satyrus fagi Scopoli, 1763, also dem Großen Waldportier. Kudrna (1977) kam zu dem Schluss, dass Satyrus hermione Linnaeus, 1764, aber etwas anderes meinte als Satyrus hermione Linnaeus, 1767, drei Jahre später. Nur Letzteres bezöge sich auf den Großen Waldportier, Ersteres hingegen auf den Kleinen. Beleg dafür war ein einzelner – abdomenloser – Falter in der Sammlung von Linné in London mit von Linné selbst geschriebenem Etikett „hermione“, bei dem es sich nach den äußeren Merkmalen tatsächlich um einen Kleinen Waldportier handelt. Der Kleine Waldportier hieß damit plötzlich Hipparchia hermione Linnaeus, 1764, hatte also den Namen übernommen, den sein „großer Bruder“ mehr als hundert Jahre lang getragen hatte. Diese aus unserer Sicht unglückliche Namensvergabe wurde durch Kudrna (1977) durch die Festlegung des genannten Exemplars als Lectotypus für „Hipparchia hermione (Linnaeus, 1764)“ fixiert, d. h. also, Kudrna (1977) hat aus den vermutlich mehreren Exemplaren, die Linné seiner Urbeschreibung zugrunde gelegt hat (den sog. Syntypen) ein Exemplar ausgewählt, das für die Artbeschreibung in Zukunft alleinige Gültigkeit haben sollte. Dieser Vorgehensweise wurde meist gefolgt, so auch noch in den Feldführern von Settele et al. (2000, 2005). Jutzeler & Volpe (2005) belegten aber sehr überzeugend, dass das Vorgehen von Kudrna (1977) nach den internationalen Regeln für die zoologische Nomenklatur (ICZN-Code) gleich aus mehreren Gründen unzulässig und der Name „hermione“ für den Kleinen Waldportier nicht verfügbar ist. Der wichtigste Hinweis ist der, dass der von Linné persönlich etikettierte Falter diesem bei der Beschreibung der Art wahrscheinlich gar nicht vorlag, er also formal nicht zur Syntypen-Serie gehören kann und damit prinzipiell als Lectotypus ausscheidet (ausführliche Detaildiskussion im genannten Werk von Jutzeler & Volpe 2005). Großer und Kleiner Waldportier müssen demnach Hipparchia fagi (Scopoli, 1763) und Hipparchia alcyone ([Denis & Schiffermüller], 1775) heißen, beides Namen, die noch nie für die jeweils andere Art vorgeschlagen worden waren. Dieser Auffassung schließen wir uns im vorliegenden Werk an.“ Entsprechend wird auch hier in der Bestimmungshilfe des Lepiforum verfahren. Welche Art Linnaeus (1764) mit Hipparchia hermione wirklich meinte, wird sich wohl nicht mehr klären lassen. Da es keine echte Syntypenserie - geschweige denn einen Holotypus - gibt und Hipparchia hermione Linnaeus, 1767 sich sehr wahrscheinlich auf das schon zuvor beschriebenen Taxon Hipparchia fagi Scopoli bezieht, steht "hermione" als Name für keine der beiden Arten zur Verfügung. Das ist auch gut so, denn dieser Name wäre auch mittelfristig nur verwirrend, da er mal für die eine, mal für die andere Art verwendet wurde. Leider haben Settele et al. (2009) dies bei der Neuauflage ihres Feldführers nicht berücksichtigt, und leider wurde dieser Fehler in keiner der bisherigen Versionen der Fauna Europaea (aktuell: Last update 27 January 2011. Version 2.4.) korrigiert. Auch Tshikolovets (2011) und natürlich Kudrna et al. (2011) berufen sich nach wie vor auf die Revision von 1977. Das mag noch so oft wiederholt werden, falsch ist dieses Vorgehen trotzdem. Wir weichen hier daher ganz bewusst von der Fauna Europaea und den anderen genannten Quellen ab.

Ergänzungen 5.Mai 2017: Leider folgen auch Aarvik et al. (2017) dem Fehler von Kudrna; sie schreiben: "The lectotype of Papilio hermione Linnaeus, 1764 was designated and figured by Kudrna (1977). The long used Papilio alcyone [Denis & Schiffermüller], 1775 was sunk as a junior synonym. Some leading European butterfly specialists did not accept Kudrna’s action, but no application to conserve the name alcyone was sent to ICZN. Honey & Scoble (2001) who researched Linnaeus’ butterfly types, accepted Kudrna’s lectotype designation. As the designation by Kudrna is valid (G. Lamas in litt.), and the name Hipparchia hermione (Linnaeus, 1764) has gained more acceptance in recent years, e.g. Segerer & Hausmann (2011) and Tshikolovets (2011), we follow Kudrna (1977)." Da das Vorgehen meiner Meinung nach falsch ist, kann ich ihm hier nicht folgen. Die Bedenken, die es gegen die Verwendung des Namens hermione gibt, wurden von Jutzeler (2017) in seinem Beitrag "Doubts about the validity of the species name Hipparchia hermione Linnaeus, 1764 (Lepidoptera: Satyrinae) introduced by Kudrna (1977)" noch einmal sehr ausführlich - und für mich überzeugend - zusammengestellt. Lepiforum bleibt daher beim eindeutigen Namen Hipparchia alcyone.

Da einer der wesentlichen Unterstützer der Verwirraktion - G. Lamas - Mitautor der Studie ist, verwundert es nicht, dass Wiemers et al. (2018) auf der Verwendung des Namens Hipparchia hermione für den Kleinen Waldportier beharren und den Namen alcyone nicht einmal als Synonym erwähnen. Lepiforum bleibt weiterhin beim eindeutigen und taxonomisch und nomenklatorisch korrekten Namen Hipparchia alcyone.

(Autor: Erwin Rennwald)

4.4. Faunistik

Die Verbreitung von H. alcyone in Südeuropa ist wegen der Verwechslungsmöglichkeit mit H. genava noch nicht genau bekannt. Von drei Männchen aus den Alpes Maritimes, die von Axel Steiner freundlicherweise bezüglich der Stäbchenschuppen des Jullienschen Organs untersucht wurden, gehörten zwei zu H. genava, eines aber zu H. alcyone. Ferner soll auf der Iberischen Halbinsel nur H. alcyone vorkommen, in Italien hingegen nur H. genava.

Kuchlein & de Vos (1999) nehmen "Hipparchia fagi" in ihre Checkliste für die Niederlande auf. liest man die Erläuterung (S. 14), kommt man bezüglich der Artzuordnung ins Schwitzen: "[14] Hipparchia fagi (Scopoli, 1763) was recorded only once from The Netherlands; in 1901 near Nijmegen (Tax, 1989). The species is a stray here. The specimen belonged to the subspecies hermione Linnaeus, 1764." Es gab (oder gibt?) also nur ein Einzelexemplar. Aber gehört es zu "hermione" im Sinne der Verwendung des Namens um 1900 oder zu "hermione" im Sinne der aktuellen Verwendung durch verschiedene Autoren? Aus der Kombination "H. fagi ssp. hermione ist zu vermuten, dass H. alcyone im hier gemeinten Sinne gemeint war - wenn es denn einen Beleg gibt, den Tax (1989) und/ oder Kuchlein & de Vos (1999) gesehen haben. Sicher ist nur, dass keine der beiden Arten ein Faunenbestandteil der Niederlande war oder ist.

De Prins (2016) nennen für das benachbarte Belgien allerdings nur H. fagi - was die Artzuordnung dür die Niederlande auch wieder in Frage stellt. Vor diesem Hintergrund werden im Lepiforum für die Niederlande für beide Arten vorerst "?" gesetzt.

(Autoren: Jürgen Hensle & Erwin Rennwald)

4.5. Literatur

4.6. Informationen auf anderen Websites (externe Links)